Dachtraufe

D., kurz Traufe, Tropfkante als untere Begrenzung eines Daches im Gegensatz zum > Dachfirst, der oberen Begrenzung. An ihr fließt das auf das Dach auftropfende Wasser ab bzw. in niederschlagsreichen Gebieten über die an die D. meist angebrachte Dachrinne.
Als äußerste Grenze des Hauses hat die D. paranormologisch eine ähnliche Bedeutung wie das > Dach. Sie gilt als machtvoller Schutz gegen verfolgende Dämonen und gefahrbringende Dinge. Wer die D. überschreitet, hat keine Kraft mehr über Geister. Unter der D., wie überhaupt an Grenzen, Schwellen, Zäunen und Kreuzungen, wurden vor allem Kinder begraben. So begruben die Römer Kinder unter 40 Tagen unter der D., und im deutschen Märchen sammelt das Mädchen die Gebeine seines getöteten Bruders, um diese unter der D. zu begraben (Schrader).
Die besondere Wirkung der D. wird auch zu Heilzwecken verwendet. So sollen  Gegenstände, mit denen man beim Heilzauber Warzen berührt, unter einer D. begraben werden. Gegen das Bettnässen des Kindes soll in Erbsen gekochtes Fleisch helfen, das unter der D. vergraben wird. Unter der D. sollen auch Gegenstände vergraben werden, auf die Unheil übertragen wurde, zumal das Unheil vergeht, sobald das Vergrabene verfault ist.

Lit.: Schrader, Otto: Reallexikon der indogermanischen Altertumskunde, Bd. 1. Berlin: de Gruyter, 1917; Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd. 2/Hanns Bächtold- Stäubli [Hrsg.]. Berlin: de Gruyter, 1987.
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