GW JG. 2016

GRENZGEBIETE DER WISSENSCHAFT (GW)

65. Jahrgang – 2016 – Innsbruck: Resch

Leitartikel

GW 2016-1
Resch, Andreas: Grenzgebiete der Wissenschaft (Editorial)
Goller, Hans: Kann die Hirnforschung religiöse Erfahrungen erklären? 5
Prenner, Karl: Islamische Mystik, religiöse Praktiken und Rituale 33
Resch, Andreas: Autismus. Kanner-Syndrom und Asperger-Syndrom 59

GW 2016-2
Gloy, Karen: Wie wirklich ist die Wirklichkeit? 99
Resch, Andreas: Inselbegabung. I. Erinnerungstalente 129
Sakaguchi, Alicja: Was sagt uns das Gleichnis vom Fischernetz über kognitive Fähigkeiten? Sprachliche Verfahren der prophetischen Weisung 153
Thurner, Martin: Wiedergeburt in der Schöpferkraft. Die Transzendenzbewegung in der Mystik Rut Björkmans 171

GW 2016-3
Koncsik, Imre: Rut Björkman. Ein Beispiel der Mystik des 20. Jahrhunderts 195
Poser, Manfred: Hilfe zur Selbsthilfe. Der Placebo-Effekt und sein klandestines Wirken im Heilungsprozess 215
Resch, Andreas: Inselbegabung. II. Rechnerische Inselbegabungen. III. Sprachliche Inselbegabungen. IV. Visuelle Inselbegabungen 231

GW 2016-4
Beck, Heinrich: Der hl. Thomas von Aquin:ein großer Philosoph des Dominikanerordens. Zum 800-jährigen Ordensjubiläum 291
Peng-Keller, Simon: Visionäres Erleben in Todesnähe. Phänomenologische und hermeneutische Annäherungen 303
Resch, Andreas: Inselbegabung. V. Künstlerische Inselbegabungen. VI. Musikalische Inselbegabungen 321

Bücher und Schriften

Bernhard Haisch: Die verborgene Intelligenz im Universum (A. Resch) 95
Anna-Katharina Höpflinger: Ossarium. Beinhäuser in der Schweiz (A. Resch) 375
Hoffmann, Edward: Wir sind Kosmos: die Grundlagen eines neuen Welt- und Menschenbildes. Jüdische Mystik und moderne Psychologie (A. Resch) 277
Knippers, Rolf: Autismus, genetisch betrachtet: Veränderungen der Gene als Ursache und Auslöser (A. Resch) 281
Koch, Herbert: Gott wohnt in einem Lichte…:Nahtoderfahrungen als Herausforderung für die Theologie (A. Resch) 276
Martin F. Meyer: Illustrierte Geschichte der Philosophie: Epochen – Autoren – Werke (A. Resch) 189
Thomas Möllenbeck / Berthold Wald (Hg.): Tod und Unsterblichkeit. Erkundungen mit C.S. Lewis und Josef Pieper (A. Resch) 93
Poser, Manfred: Der Placebo-Effekt: wie die Seele den Körper heilt (A. Resch) 276
Klaus Rosen: Augustinus: Genie und Heiliger. Eine historische Biografie (A. Resch) 187
Sartori, Penny: Nahtod-Erfahrungen als Neuanfang. Was wirklich wichtig ist im Leben (A. Resch) 286
Sawicki, Diethard: Leben mit den Toten: Geisterglauben und die Entstehung des Spiritismus in Deutschland 1770-1900 (A. Resch) 278
Schön, Christian: Illustrierte Geschichte der deutschen Literatur: Epochen – Autoren – Werke (A. Resch) 282
Speculum sapientiae / Spiegel der Weisheit (A. Resch) 285
Peter Teuschel: Der Ahnen-Faktor: das emotionale Familienerbe als Auftrag und Chance (A. Resch) 191
Erhard Wiersing: Theorie der Bildung: eine humanwissenschaftliche Grundlegung (Andreas Resch) 91

GW 2016/1

LEITARTIKEL / Abstracts

GOLLER, HANS: Kann die Hirnforschung religiöse Erfahrungen erklären? Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 1, 5 – 32

Der Beitrag sichtet und bewertet die Forschungsergebnisse über die Neurobiologie religiöser Erlebnisse und über Nahtoderfahrungen. Die vorliegenden Befunde beziehen sich auf eine geringe Zahl von Probanden und erlauben keine weitreichenden Schlussfolgerungen. Sie befassen sich mit außergewöhnlichen religiösen Erlebnissen und sind deshalb nicht repräsentativ für das religiöse Erleben der Mehrheit der Gläubigen. Eine genaue Kenntnis der neuronalen Korrelate religiöser Erfahrungen würde uns nichts über deren Inhalt, geschweige denn etwas über deren Wahrheitsgehalt sagen. Berichte von verifizierbaren Wahrnehmungen während einer außerkörperlichen Erfahrung weisen darauf hin, dass es ein Bewusstsein auch ohne funktionierendes Gehirn geben und dass das Selbstbewusstsein auch nach dem Stillstand der Hirnfunktionen fortbestehen kann.

Außerkörperliche Erfahrung
Hirnforschung
Meditation
Mystische Erfahrung
Neuronale Korrelate des Bewusstseins
Neurotheologie
Religiöse Erfahrungen

GOLLER, HANS: Can brain research explain religious experience? Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 1, 5 – 32

The article evaluates the results of experimental studies on the neurobiology of religious experiences and near-death-experiences. The existing findings depend on a very low number of subjects and do not allow any significant conclusions. They deal with extraordinary spiritual experiences and, thus, are not representative of the religious experience of the majority of believers. A precise knowledge of the neural correlates of meditative and contemplative states would neither tell us anything about their content nor about their veracity. However, reports on verifiable perceptions during out-of-body experiences suggest that consciousness may be experienced independently of a functioning brain, and that self-consciousness may continue even after the termination of brain activity.

Brain research
meditation
mystical experience
neural correlates of consciousness
neurotheology
out-of-body experience
religious experience

PRENNER, KARL: Islamische Mystik, religiöse Praktiken und Rituale. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 1, 33 – 57

Anhand der Themenstellung wird versucht aufzuzeigen, wie es kultur- und geistesgeschichtlich zur Verbindung der islamischen Mystik mit der Vielfalt von volksreligiösen Praktiken, vor allem mit der Heiligenverehrung, gekommen ist. Nach einer religionsgeschichtlichen Zuordnung von Magie und einem Überblick über die Entwicklung des Sufismus wird konkret auf die Orden und Bruderschaften eingegangen, auf deren Riten und Praktiken (dhikr), auch im Zusammenhang mit dem Dschinn-Glauben. Die islamische Heiligenverehrung hat ihren Ursprung bei den spirituellen Leitern der Orden und Bruderschaften, indem diese als Träger der baraka (Segenskraft) fungieren. Als das eigentliche Kriterium für Heiligkeit gelten aber insgesamt die Wunder. Der sich in osmanischer Zeit herausbildende „Dreiklang“ muslimischer Frömmigkeit verwirklicht in harmonischer Weise den Scharia-Islam und den Heiligenkult im Verbund mit der mystischen Frömmigkeit. Sozioökonomische und politische Veränderungen der muslimischen Gesellschaften ab der Kolonialzeit, vor allem das Aufkommen des Wahhabismus und des politischen Islam, hatten auch auf die Volksreligiosität entsprechende Auswirkungen, die verstärkt gerade auch in der Gegenwart zu beobachten sind.

baraka
Bruderschaften
Derwische
dhikr
Dschinn
Heiligenverehrung
Islamische Mystik
Magie
Orden
Sufismus
Wunder

PRENNER, KARL: Islamic mysticism, religious practises and rituals. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 1, 33 – 57

Based on the subject mentioned the author tries to show to what extent cultural and intellectual history have contributed to Islamic mysticism getting into touch with the great variety of popular religious practices, especially with the veneration of saints. After a religious-historical classification of magic and a short description of the development of Sufism it is specifically referred to the orders and brotherhoods as well as to their rites and practices (dhikr), also in the context of the belief in djinns. The Islamic veneration of saints has its origin in the spiritual leaders of the orders and brotherhoods in so far as they act as the representatives of baraka (blessings and benefits). However, the true criterion of holiness are regarded the miracles. The “triad” of Muslim piety that developed in Ottoman times harmonically realizes the Sharia Islam and the veneration of saints together with mystical religiousity. Socio-economical and political changes that occurred in the Muslim societies from colonial times on, especially the emergence of Wahhabism and the political Islam, also influenced popular religiosity, which can particularly be seen in our days.

baraka
brotherhoods
dervishes
dhikr
djinn
Islamic mysticism
magic
miracles
orders
Sufism
veneration of saints

RESCH, ANDREAS: Autismus. Kanner-Syndrom und Asperger-Syndrom. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 1, 59 – 83

Der Artikel bringt eine ausführliche Darstellung der psychischen Syndrome des frühkindlichen Autismus oder Kanner-Autismus und des Asperger-Syndroms mit kurzen Hinweisen auf den funktionellen Autismus und den atypischen Autismus als Einführung in die Darstellung der Inselbegabungen in den folgenden Ausgaben von GW 2016.

Asperger-Syndrom
Atypischer Autismus
Autismus
Funktioneller Autismus

RESCH, ANDREAS: Autism. Kanner’s syndrome and Asperger’s syndrome. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 1, 59 – 83

It is tried to give a detailed presentation of the psychological syndromes of early childhood autism or Kanner’s autism and Asperger’s syndrome, with short references to functional autism and atypical autism as introduction to the description of savant syndromes in the coming issues of GW 2016.

Asperger’s syndrome
atypical autism
autism
functional autism

RUBRIKEN

Diskussionsforum:
Das Auffinden der letzten 13 Gesänge des Paradieses von Dante Alighieri im Traum
Padre Cicero rehabilitiert

Aus Wissenschaft und Forschung:
Hellste Supernova in der Menschheitsgeschichte
Extraterrestrisches Leben?
„Weltraummusik“

Paranormologikon:
Abd al-Karim al-Gili, Abdal, Abdalan-i Rum

GW 2016/2

LEITARTIKEL / Abstracts

GLOY, KAREN: Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 2, 99 – 128

Seitdem die Menschheit reflektiert, macht sie sich Gedanken darüber, ob Wach- und Traumbewusstsein identisch oder verschieden seien. Während Mystiker unser gesamtes Leben für einen Traum halten, Kinder ihre Phantasien für die Realität nehmen, archaische Völker und Naturethnien an die Verwirklichung ihrer Träume und die Wirkungsmächtigkeit ihrer Einbildungen in Heilungsséancen glauben, hält der moderne westliche, rational aufgeklärte und durch die kritische Vernunft entmythologisierte Mensch Träume für Schäume und nur sein wissenschaftlich interpretiertes Weltbild für wahr, ein Weltbild, das bei genauerem Hinsehen ein reduktionistisches Konstrukt darstellt. Alle Beweise für eine Differenz von Wach- und Traumzustand, seien es solche, die sich auf die Gesetzmäßigkeit der Realität berufen oder auf deren Anschaulichkeit, Leibhaftigkeit oder Affektivität, erweisen sich als unhaltbar. Wach- und Traumbewusstsein sind, wie auch verschiedene kulturspezifische Weltbilder, je verschiedene Ausschnitte eines unverfügbaren sublinguistischen und subrationalen Hintergrundes, den jede Kultur in einer für sie typischen Weise interpretiert und für die Realität hält, die aber letztlich nur konstruktivistisch zu erklären ist.

Bewusstsein
Naturvölker
Phantasie, kindliche
Traum
Traumbewusstsein
Traumdeutung
Wachbewusstsein
Wirklichkeit

GLOY, KAREN: How real is reality? Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 2, 99 – 128

Since man has been reflecting, he has been asking himself if waking consciousness and dream consciousness are identical or different. Whereas mystics consider the whole life a dream, children think their world of fantasy is real, archaic and primitive people believe in the realization of their dreams and the effectiveness of their imaginations in healing seances, the enlightened Westerner, who has become demythologized by critical reason, think dreams are but shadows and only the scientifically interpreted view of the world being true – a view that, on looking more carefully, presents a reductionist construct. All the evidence of a difference between waking and dream consciousness, either referring to the regularity of reality or of its clarity, corporeality and affectivity, proves to be untenable. Waking and dream consciousness, like various culturally specific world views, are different extracts each of an unavailable sublinguistic and subrational background that is interpreted by any culture in its typical way and taken for reality which, in the end, can only be explained in a constructivist manner.

Children’s imagination
consciousness
dream
dream consciousness
dream interpretation
primitive people
reality
waking consciousness

RESCH, ANDREAS: Inselbegabung. I. Erinnerungstalente. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 2, 129 – 152

Der Beitrag bringt zunächst eine Allgemeine Einführung in das sogenannte Phänomen der „Inselbegabungen“, die nach folgenden Einzelbegabungen aufgefächert werden: Außergewöhnliche Erinnerungsvermögen – Musikalische Begabungen – Rechnerische Begabungen – Künstlerische Begabungen – Sprachliche Begabungen – Visuelle Begabungen.
Die Beschreibung dieser Begabungen erfolgt, nach der Beschreibung der „Außergewöhnlichen Erinnerungsvermögen“ im vorliegenden Beitrag, in den kommenden Ausgaben von GW.

Erinnerungsvermögen
Heim, Burkhard
Inselbegabungen
Peek, Kim
Savants
Schereschewski, Solomon
Serrell, Orlando
Tammet, Daniel Paul

RESCH, ANDREAS: Savant syndromes. I. Extraordinary memory skills. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 2, 129 – 152

First of all, an introduction is given to the so-called phenomenon of savantism which is divided into the following individual talents: extraordinary memory skills – music talents – mathematical talents – artistic talents – linguistic talents – visual talents.
The present issue of GW begins with the description of the extraordinary memory skills while the other individual talents are described in the following issues.

Heim, Burkhard
memory skills
Peek, Kim
savantism
savants
Schereschewski, Solomon
Serrell, Orlando
Tammet, Daniel Paul

SAKAGUCHI, ALICJA: Was sagt uns das Gleichnis vom Fischernetz über kognitive Fähigkeiten? Sprachliche Verfahren der prophetischen Weisung. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 2, 153 – 170

Dieser Beitrag ist den Themen „prophetische Weisung“, „Gleichnis“, „spirituelle Erfahrung“ und „kognitive Fähigkeiten“ gewidmet, die an der Schnittstelle von Mensch und Welt, von Immanenz und Transzendenz, angesiedelt sind. Die Betrachtungen erfolgen aus der Perspektive der Hermeneutik und der Phänomenologie. Das Ziel des Aufsatzes ist es, anhand eines Textes aus dem Thomasevangelium (EvThom), die Aufmerksamkeit eines sensiblen Lesers auf lebenswichtige Dinge, Sachverhalte und Zusammenhänge zu lenken, die den Menschen normalerweise verborgen sind. Ein sinnvoller Zugang zu dem hier anvisierten Thema ergibt sich allerdings nur im Zusammenhang der drei untrennbar miteinander verbundenen Elemente, und zwar sind dies: (1) der Urheber der prophetischen Weisung (der geisterfüllte, erleuchtete Lehrmeister), (2) das Gleichnis (Form der Weisung, Appell, Mitteilung) und (3) kognitive Fähigkeiten des Menschen (hier: die Urteilsfähigkeit, das Unterscheidungs- und Selektionsvermögen – das Thema des Gleichnisses vom Fischernetz).

Gleichnis
intelligible Welt
prophetische Weisung /sprachliche Mittel und Verfahren
Redeweisen / Sprechakte der erleuchteten Lehrmeister
Unterscheidungs- und Selektionsvermögen
Urteilsfähigkeit
Wissen – Gnosis

SAKAGUCHI, ALICJA: What does the parable of the fishing net tell us? Linguistic methods of the prophetic instruction. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 2, 153 – 170

This article deals with “prophetic instruction”, the “parable”, “spiritual experience” and “cognitive abilities” which form the interface between man and the world, between immanence and transcendence. Considerations are made from the view of hermeneutics and phenomenology. By using a text of the Gospel of Thomas the sensitive reader’s attraction shall be drawn to essential things, facts and relationships which normally remain concealed. A suitable access to the subject dealt with in this article is only possible in the context of the following three elements that are inseparably related: (1) the author of the prophetic instruction (the spirit-filled enlightened teacher), (2) the parable (type of instruction, call, message), and (3) the cognitive abilities of man (here: judgment, power of discernment and selection – the parable of the fishing net as subject).

Intelligible world
judgment
knowledge – gnosis
modes of speaking /speech acts of the    enlightened teachers
parable
power of discernment and selection
prophetic instruction /linguistic means and    methods

THURNER, MARTIN: Wiedergeburt in der Schöpferkraft. Die Transzendenzbewegung in der Mystik Rut Björkmans.Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 2, 171 – 186

Die ursprünglich als meditativ-spirituelle Tagebuchnotizen verfassten Texte von Rut Björkman (1901–1988) bezeugen einen Prozess der Erfahrung von Transzendenz. Sie können als eine Form von Mystik gedeutet werden, da ihnen ein passives Überwältigt-Werden vorausgeht und eine Vereinigung mit dem absoluten Ursprung folgt. Dieser Moment wird als eine Wiedergeburt bezeichnet, die den Menschen vom Fluch seiner Selbstentfremdung erlöst. Er kann wieder alles vom Urlicht her erkennen und seine Lebenspraxis als Offenbarung eben dieser Wahrheit vollziehen. Die Erneuerung des Menschen weist darauf hin, dass der unsichtbare Gott wesenhaft als eine universale schöpferische Kraft wirkt. In der mystischen Transzendenzbewegung wird der Mensch und, vermittelt durch ihn, die gesamte Schöpfung in der ursprünglichen Schöpferkraft des göttlichen Geistes wiedergeboren.

Erleuchtung
Erlösung
Geist
Licht
Mystik
Schöpfung
Selbstentfremdung
Transzendenz
Urlicht
Wiedergeburt

THURNER, MARTIN: Reborn in the creative power. The transcendence movement in the mysticism of Rut Björkman.Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 2, 171 – 186

The texts by Rut Björkman (1901 – 1988), which were originally written as meditative-spiritual diary notes, show that she went through a process of transcendence experience. They can be interpreted as some sort of mysticism as they are preceded by a passively being overwhelmed and followed by the unity with the Absolute that is at the beginning of all. This moment is identified with a kind of rebirth which saves man from the curse of his self-estrangement. He can again see all from the primordial light and, thus, live his life as revelation of this truth. The renewal of man points out that the invisible God essentially works as a universal creative power. In the mystic transcendence movement man, and by him the whole Creation, is reborn in the original creative power of the divine spirit.

Creation
enlightenment
light
mysticism
primordial light
rebirth
salvation
self-estrangement
spirit
transcendence

GW 2016/3

LEITARTIKEL / Abstracts

KONCSIK, IMRE: Rut Björkman – ein Beispiel der Mystik des 20. Jahrhunderts. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 3, 195 – 214

Rut Björkman (1901–1988) kann als Repräsentantin der Frauenmystik des 20. Jahrhunderts gelesen werden. Die Tochter eines Baptisten und spätere Gattin des Unternehmers Klaus Bahlsen plagten seit 1925 Schuldgefühle, da sie das Evangelium nicht adäquat umsetzen konnte. Ihr lebenslanger Fokus liegt fortan auf der Suche nach einem erfüllten Leben durch meditative „Erkenntnis“ sowohl der Gefallenheit des Menschen als auch seiner Berufung zur Vereinigung mit seinem Schöpfer. Sie wird konkretisiert durch die individuelle Berufung, der es konsequent zu folgen gilt. Gegenüber den Kirchen zeigt sich Rut Björkman distanziert: sie teilt nicht die Einmaligkeit der Heilsmittlerschaft Christi und kontert somit ihrer Instrumentalisierung durch Kirchenvertreter aus machtpolitischen Interessen.

Berufung
Erkenntnis, meditative
Eudaimonia
Frauenmystik
Gender
Kirchenkritik
Mystik
Panentheismus
Schöpfungslehre
Soteriologie
Spiritualität

KONCSIK, IMRE: Rut Björkman – an example of 20th century’s mysticism. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 3, 195 – 214

Rut Björkman (1901 – 1988) can be seen as a representative of 20th century’s women’s mysticism. Since 1925, the daughter of a baptist, later married to the entrepreneur Klaus Bahlsen, had been tormented by feelings of guilt because she was not able to implement the Gospel in an adequate way. Therefore, throughout her life she was in search of a fullfilled life by meditative “cognition” of the “fallenness” of man as well as of his vocation to being united with his Creator. This search is put in concrete form by the individual vocation that is consequently to be followed. As to the Churches, she preserves a rather distant attitude, i.e. she does not approve of the uniqueness of Christ as the saviour and, thus, counters instrumentalization by representatives of the Church just out of power-political interests.

Church criticism
cognition, meditative
doctrine of creation
eudaimonia
gender
mysticism
panentheism
soteriology
spirituality
vocation
women’s mysticism

POSER, MANFRED: Hilfe zur Selbsthilfe. Der Placebo-Effekt und sein klandestines Wirken im Heilungsprozess.Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 3, 215 – 229

Der Placebo-Effekt als Heilreaktion des Körpers bereits auf die Erwartung, zu gesunden, richtet den Blick auf die Schnittstelle Geist / Körper. Patienten erfahren durch Mittel ohne Wirkstoff und durch menschliche Zuwendung Linderung, weil ihre Selbstheilungskräfte angeregt werden. Die westliche Medizin, die lange Zeit den Körper als Maschine betrachtete, tut sich schwer mit den gesicherten Erkenntnissen über den hilfreichen Placebo-Effekt, der die Medizin durch stärkeren Einbezug der Psyche wieder menschlicher und weniger kostenintensiv machen könnte.

Glaube
Immunsystem
Katalysator
Liebe
Selbstheilung

POSER, MANFRED: Help for self-help. The placebo effect and its clandestine work in the healing process.Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 3, 215 – 229

The placebo effect is the healing response of a patient’s body who as a conscious person expects to get well. The phenomenon leads us to the crucial interface mind / body. Healing takes place with the help of medicine, but sometimes also without active pharmacological substances (placebo) or with the help of a sensitive, loving person. Western medicine that usually considers the body as a machine has a hard time recognizing the concept of self-healing that could render medicine more human and save a lot of costs, provided emotional aspects are emphasized during therapy.

Belief
catalyst
immune system
love
self-healing

RESCH, ANDREAS: Inselbegabung. II. Rechnerische Inselbegabungen. III. Sprachliche Inselbegabungen. IV. Visuelle Inselbegabungen. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 3, 231 – 255

In unserer Serie „Inselbegabung“ werden im vorliegenden Beitrag folgende Sonderformen angeführt:
II. Rechnerische Inselbegabungen mit Jedediah Buxton, Rudigier Gamm und Jason Padgett.
III. Sprachliche Inselbegabungen mit Emil Krebs, Christopher Taylor, Raffael Merry del Val und Giuseppe Mezzofanti.
IV. Visuelle Inselbegabungen mit Temple Grandin.

Inselbegabung
– rechnerische
– sprachliche
– visuelle
Buxton, Jedediah
Gamm, Rudigier
Grandin, Temple
Krebs, Emil
Merry del Val, Raffael
Mezzofanti, Giuseppe
Padgett, Jason
Taylor, Christopher

RESCH, ANDREAS: Savant syndromes. II. Mathematical savants. III. Language savants. IV. Visual savants.Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 3, 231 – 255

In our series on “savantism” the following special forms are dealt with:
II. Mathematical savants: Jedediah Buxton, Rudigier Gamm and Jason Padgett.
III. Language savants: Emil Krebs, Christopher Taylor, Raffael Merry del Val and Giuseppe Mezzofanti.
IV. Visual savants: Temple Grandin.

Savantism
– language
– mathematical
– visual
Buxton, Jedediah
Gamm, Rudigier
Grandin, Temple
Krebs, Emil
Merry del Val, Raffael
Mezzofanti, Giuseppe
Padgett, Jason
Taylor, Christopher

RUBRIKEN

Diskussionsforum:
Prozess gegen Galileo Galilei vor 400 Jahren
Dürfen Schlafwandler geweckt werden?
Flash, der treue Diener seines Herrn

Aus Wissenschaft und Forschung:
Gravitationswellen
Rätsel um KIC 8462852
Mysteriöses Signal aus dem All
Schimpansen, die mit Steinen werfen
„Bonjour“ anstatt „Buongiorno“!

Dokumentation:
Edgar Dean Mitchell (1930-2016)

Nachrichten:
Dr. Günter Emde (1929-2016)

GW 2016/4

LEITARTIKEL / Abstracts

BECK, HEINRICH: Der hl. Thomas von Aquin – ein großer Philosoph des Dominikanerordens. Zum 800-jährigen Ordensjubiläum. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 4, 291 – 302

Thomas von Aquin, einer der bedeutendsten Philosophen und Theologen des christlichen Mittelalters, war ein geistiger Revolutionär: Er stand zwischen der Philosophie des zeitgenössischen Aristotelismus, die mit dem christlichen Schöpfungsglauben unverträglich schien, und der Theologie eines herrschenden Augustinismus, die sich gegen die profane Philosophie abschottete. Die Leistung des Thomas bestand in einer kreativen Synthese beider Blickrichtungen, wobei er sowohl die Philosophie als auch die Theologie über ihren bisherigen Status wesentlich hinausführte. Damit ist er durch die Offenheit und Weite seines Denkens ein beispielhafter Vertreter des Predigerordens.
Der Autor stellt zunächst die Persönlichkeit des Thomas von Aquin anhand ihrer Lebensgeschichte dar und skizziert dann die beiden genannten Zeitströmungen und die originelle Antwort des Thomas, um abschließend die wichtigsten Thesen seiner Seinslehre zusammenzufassen. So wird die bis heute unverminderte Aktualität des großen Denkers deutlich.

Anfangslosigkeit der Welt
Aristotelismus
Augustinismus
Gottebenbildlichkeit des Menschen
Schöpfung
„Sein“ als Akt und als Vollkommenheit

BECK, HEINRICH: Thomas Aquinas – a great philosopher of the Dominicans. To the 800th Order Anniversary.Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 4, 291 – 302

Thomas Aquinas, one of the most eminent philosophers and theologians of the Christian Middle Ages, was an intellectual revolutionary. He stood between the philosophy of contemporary Aristotelism, which seemed incompatible with the Christian belief in Creation, and the theology of a dominant Augustinism which cut itself off from secular philosophy. The merit of Thomas Aquinas was a creative synthesis of the two positions, taking both philosophy and theology far beyond their previous status and, thus, becoming an exemplary representative of the Dominicans.
The author, first of all, portrays the personality of Thomas Aquinas by his biography and then outlines the two eras mentioned as well as the original answer given by Thomas. Finally, the most important ideas of his ontology are summarized. In this way the relevance of this great thinker that has never been diminished is becoming evident.

Aristotelism
Augustinism
beginninglessness of the world
“being” as act and as perfection
Creation
man as the image of God

PENG-KELLER, SIMON: Visionäres Erleben in Todesnähe. Phänomenologische und hermeneutische Annäherungen.Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 4, 303 – 319

Das Wissen über visionäres Erleben in Todesnähe hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Es ist jedoch auf unterschiedliche Forschungsbereiche verteilt, die sich in der Regel nur mit einem Ausschnitt des ganzen Formspektrums beschäftigen. Dass solches Erleben in Todesnähe sehr unterschiedliche, wenn auch miteinander verwandte Erlebnisformen kennt, kommt dabei ebenso selten in den Blick wie die Vielfalt der Erlebnisinhalte. Auf der Grundlage jüngerer Studien beschreibt der Beitrag die vier Hauptformen solchen Erlebens (Traum- und Wachvisionen von Sterbenden, Nahtoderfahrungen und oneiroide Erlebnisse) und lotet die Übergänge und Verschränkungen zwischen ihnen aus. Am Beispiel eines Erfahrungsberichts wird zum einen gezeigt, dass in derselben Erlebnissequenz unterschiedliche Erlebnisformen auftreten können. Zum anderen wird mit Blick auf die geschilderten Inhalte nach dem Sinn des Erlebten gefragt und die Bedeutung einer kreativen Verarbeitung herausgestellt.

Intensive-Care-Unit-Syndrom
Koma
Lebensende
Nahtoderfahrungen
Oneiroides Erleben
Sterbebettvisionen
Todesnähe
Traumvisionen
Wachvisionen

PENG-KELLER, SIMON: Visionary near- death experiences. Phenomenological and hermeneutic approaches.Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 4, 303 – 319

In the last few years the knowledge on visionary near-death experiences has significantly increased. However, this knowledge is spread out over different fields of research which, usually, deal with only one part of the whole form spectrum. The fact that this kind of experience may occur in very different, even though related, forms is almost ignored as also is the variety of its contents. On the basis of recent studies the author describes the four main forms of such experiences (visions of the dying while dreaming or being awake, near-death experiences as well as oneroid experiences) and fathoms out the transitions and interrelations between them. By one experience, which is taken as an example, it is shown that, on the one hand, various forms may occur in the same flow of experiences. On the other hand it is asked – in view of the otlined contents – what sense this particular experience had, and the significance of a creative assimiliation is emphasized.

Coma
death-bed visions
dream visions
end of life
intensive-care-unit-syndrome
near-death experiences
nearness to death
oneroid experiences
wakeful visions

RESCH, ANDREAS: Inselbegabung. V. Künstlerische Inselbegabungen. VI. Musikalische Inselbegabungen.Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 4, 321 – 371

In unserer Serie „Inselbegabung“ werden im vorliegenden letzten Beitrag folgende Sonderformen angeführt:
V. Künstlerische Inselbegabungen mit Alonzo Clemons, Gottfried Mind, Richard Wawro, Stephen Wiltshire, Gilles Tréhin, Henriett Seth F., George Widener, James Charles Castle, Ping Lian Yeak, Jonathan Lerman, Tommy McHugh, Keith Salmon und James Henry Pullen.
VI. Musikalische Inselbegabungen mit Leslie Lemke, Tony DeBlois, Brittany Maier, Derek Paravicini, Matthew („Matt“) Savage, Alexander Vinter und Tom Wiggins.

Inselbegabung
– künstlerische
– musikalische
Castle, James Charles
Clemons, Alonzo
DeBlois, Tony
Lemke, Leslie
Lerman, Jonathan
Maier, Brittany
McHugh, Tommy
Mind, Gottfried
Paravicini, Derek
Pullen, James Henry
Salmon, Keith
Savage, Matthew („Matt“)
Seth F., Henriett
Tréhin, Gilles
Vinter, Alexander
Wawro, Richard
Widener, George
Wiggins, Tom
Wiltshire, Stephen
Yeak, Ping Lian

RESCH, ANDREAS: Savant syndromes. V. Artistic savants. VI. Musical savants. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 65 (2016) 4, 321 – 371

In our series on “savantism” the following special forms are dealt with in this last article:
V. Artistic savants: Alonzo Clemons, Gottfried Mind, Richard Wawro, Stephen Wiltshire, Gilles Tréhin, Henriett Seth F., George Widener, James Charles Castle, Ping Lian Yeak, Jonathan Lerman, Tommy McHugh, Keith Salmon and James Henry Pullen.
VI. Musical savants: Leslie Lemke, Tony DeBlois, Brittany Maier, Derek Paravicini, Matthew („Matt“) Savage, Alexander Vin-
ter and Tom Wiggins.

Savantism
– artistic
– musical
Castle, James Charles
Clemons, Alonzo
DeBlois, Tony
Lemke, Leslie
Lerman, Jonathan
Maier, Brittany
McHugh, Tommy
Mind, Gottfried
Paravicini, Derek
Pullen, James Henry
Salmon, Keith
Savage, Matthew („Matt“)
Seth F., Henriett
Tréhin, Gilles
Vinter, Alexander
Wawro, Richard
Widener, George
Wiggins, Tom
Wiltshire, Stephen
Yeak, Ping Lian

RUBRIKEN

Aus Wissenschaft und Forschung:
Nahtoderfahrung und Elektrosensibilität 372
Psychische Erkrankungen im Alter 372
„Jahrhundertentdeckung“ abgeblasen 373

Paranormologikon:
Barrett, Sir William Fletcher 374