ETHICA 19 Jg. 2011

Leitartikel

ETHICA 2011-1
Schäfer, Lothar: Auch in der Ethik wie in den Naturwissenschaften: Paradigmenwechsel und Rückkehr zu den ewigen Wahrheiten (Editorial)
Goertz, Stephan: Theozentrik oder Autonomie? Zur Kritik und Hermeneutik der Moral der Moderne bei Joseph Ratzinger / Benedikt XVI. 51
Maio, Giovanni: Die wunscherfüllende Medizin auf dem Irrweg. Eine ethische Kritik des Enhancements 37
Witschen, Dieter: Der verletzliche Mensch – Schutz durch Achtung. Reflexionen zu einer menschenrechtlichen Tugend 19

ETHICA 2011-2
Bittner, Uta / Baltes, Dominik / Szlezák, Ilona / Müller, Oliver: Der Krankheitsbegriff und seine Grenzen – Implikationen für die ethische Bewertung von Techniker der assistierten Fortpflanzung 123
Illhardt, Franz Josef: Handeln verstehen oder regeln? Eine „Wissenschaft des Handelns“ (Maurice Blondel) – dargestellt am Beispiel der Euthanasiedebatte 149
Münk, Hans J.: Stellt uns die Synthetische Biologie (SB) vor neue Fragen? 99

ETHICA 2011-3
Brantl, Johannes: Wer soll das bezahlen… ? Ärztlicher Auftrag und Kostendruck im Gesundheitswesen 195
Schlögl, Wolfgang: Durchbruch oder Dammbruch? Der Abbruch lebenserhaltender Maßnahmen auf der Grundlage des am 1.9.2009 in der Bundesrepublik Deutschland in Kraft getretenen Patientenverfügungsgesetzes 227
Trappe, Tobias: Über die Annahme der Unverfügbarkeit 241

ETHICA 2011-4
Kraschl, Dominikus: Der Auftrag der Intellektuellen in Gesellschaft und Kirche 327
Römelt, Josef: Behinderung und Bildungsgerechtigkeit. Sinn und Grenzen des Konzepts der Inklusion aus der Sicht der theologischen Ethik 291
Schönherr-Mann, Hans-Martin: Das Ethos der Symbole. Ernst Cassirers Konzept einer kulturellen Kraft der Versöhnung? 345
Seele, Peter / Zapf, Lucas: „Just a banker doing God’s work“. Ist grenzenloses Profitstreben vereinbar mit Webers These der protestantischen Ethik und dem Geist des Kapitalismus? 307

Diskussionsforum
J. Römelt: Christliche Ethik in moderner Gesellschaft. Bd. 1: Grundlagen (Rezension von Hanspeter Schmitt) 85
Das Schaffen von Fertilitätsreserven bei Gesunden als Herausforderung für das ärztliche Selbstverständnis (Uta Bittner / Oliver Müller) 255

Aus Wissenschaft und Forschung
Ernst Luther: Albert Schweitzer. Ethik und Politik (Siegfried Scharrer) 261

Bücher und Schriften
Jan P. Beckmann: Ethische Herausforderungen der modernen Medizin (E. Luther) 283
Barbara Bleisch / Markus Huppenbauer: Ethische Entscheidungsfindung. Ein Handbuch für die Praxis (D. Fenner) 371
Peter Dabrock / Ruth Denkhaus / Stephan Schaede (Hg.): Gattung Mensch. Interdisziplinäre Perspektiven (I. Koncsik) 369
Michael Fuchs u.a.: Forschungsethik – eine Einführung (J. Maaß) 185
Sylke Edith Geißendörfer: Die Selbstbestimmung des Entscheidungsunfähigen an den Grenzen des Rechts: zur Debatte über „passive Sterbehilfe“ durch Behandlungsverzicht, vormundschaftliches Genehmigungsverfahren, Patientenverfügungen und deren gesetzliche Regelungsmöglichkeiten (W. Schlögl) 180
Annemarie Gethmann-Siefert / Felix Thiele (Hg.): Ökonomie und Medizinethik (B. Bleyer) 182
Stephan Goertz / Herbert Ulonska (Hg.): Sexuelle Gewalt: Fragen an Kirche und Theologie (A. Resch) 92
Annette Hilt / Isabella Jordan / Andreas Frewer (Hg.): Endlichkeit, Medizin und Unsterblichkeit. Geschichte – Theorie – Ethik (V. Schubert-Lehnhardt) 284
Bernhard Irrgang: Der Leib des Menschen: Grundriss einer phänomenologisch-hermeneutischen Anthropologie (I. Koncsik) 172
Gert Jacobi (Hg.): Kindesmisshandlung und Vernachlässigung. Epidemiologie, Diagnostik und Vorgehen (A. Resch) 279
Hartmut Kreß: Patientenverfügungen, assistierter Suizid und Präimplantationsdiagnostik (PID) – Ethische Grenzfragen der Medizin (G. Kleinschmidt) 187
Arnd Küppers: Gerechtigkeit in der modernen Arbeitsgesellschaft und Tarifautonomie (Ch. Polke) 176
Andreas Lienkamp: Klimawandel und Gerechtigkeit. Eine Ethik der Nachhaltigkeit in christlicher Perspektive (G. Marschütz) 190
Martin M. Lintner: Den Eros entgiften. Plädoyer für eine tragfähige Sexualmoral und Beziehungsethik (K. Schlögl-Flierl) 374
Ulrike Manz / Bruno Schmid (Hg.): Bioethik in der Schule: Grundlagen und Gestaltungsformen (V. Schubert-Lehnhardt) 187
Gerhard Marschütz: Theologisch ethisch nachdenken. Band 1: Grundlagen (H. Schmitt) 277
Christoph Mühlum: Zum Wohle des Menschen: Glück, Gesetz, Gerechtigkeit und Gnade als Bausteine einer theologischen Ethik bei Thomas von Aquin (A. Resch) 175
Barbara Muraca: Denken im Grenzgebiet. Prozessphilosophische Grundlagen einer Theorie starker Nachhaltigkeit (Ch. Rehmann-Sutter) 188
Hanns-Gregor Nissing/Jörn Müller (Hg.): Grundpositionen philosophischer Ethik: von Aristoteles bis Jürgen Habermas (J. Maaß) 172
Burkhard Radtke: Wahrheit in der Moral. Ein Plädoyer für einen moderaten Moralischen Realismus (I. V. Szlezák/U. Bittner) 170
Josef Römelt: Christliche Ethik in moderner Gesellschaft. Bd. 2: Verantwortungsbereiche (K. Schlögl-Flierl) 94
Thomas Rothschhild: O Gerechtigkeit. Ein Essay über Verteilungsgerechtigkeit, Neid, Rache, Terror, Kompromiss und die Sozialdemokratie (V. Schubert-Lehnhardt) 272
Rupert M. Scheule (Hg.): Ethik der Entscheidung. Entscheidungshilfen im interdisziplinären Diskurs (J. Maaß) 269
Stephan Schlensog: Der Hinduismus. Glaube, Geschichte, Ethos (K. Thomalla) 274
Stephan Schlothfeld: Individuelle oder gemeinsame Verpflichtung? Das Problem der Zuständigkeit bei der Behebung gravierender Übel (J. Maaß) 376
Carola Seith: Status und Schutz des extrakorporalen Embryos. Eine rechtsvergleichende Studie (J. Brantl) 285
Tatjana Tarkian: Moral, Normativität und Wahrheit. Zur neueren Debatte um Grundlagenfragen der Ethik (J. Maaß) 271
Hans Thomas / Johannes Hattler (Hg.): Der Appell des Humanen. Zum Streit um Naturrecht (I. Koncsik) 272
Thomas Weitin (Hg.): Wahrheit und Gewalt. Der Diskurs der Folter in Europa und den USA (J. Comes) 281
Patrick Zoll: Ethik ohne Letztbegründung? Zu den nicht-fundamentalistischen Ansätzen von Alasdair MacIntyre und Jeffrey Stout (A. Bucher) 91

ETHICA 2011/1

LEITARTIKEL / Abstracts

WITSCHEN, DIETER: Der verletzliche Mensch – Schutz durch Achtung. Reflexionen zu einer menschenrechtlichen Tugend. ETHICA 19 (2011) 1, 19 – 35
Ausgehend vom anthropologischen Faktum der Vulnerabilität wird ein spezifischer ethischer Gedanke entwickelt. Weil der Mensch verletzlich ist, bedarf er des Schutzes. Insofern das Schützen in Sonderheit durch die Menschenrechte erfolgt, ist auf der korrespondierenden tugendethischen Ebene die menschenrechtliche Grundhaltung der Achtung erforderlich.
Achtung
Anthropologie
Menschenrechte
Menschen-Tugend
Schutz
Verletzlichkeit

WITSCHEN, DIETER: Vulnerable man – protection by respect. Reflections about a virtue with regard to human rights. ETHICA 19 (2011) 1, 19 – 35
On the basis of the anthropological fact of vulnerability a specific ethical thought is developed. As man is vulnerable, he needs protection. If this kind of protection is primarily to be offered by human rights, the correlating level of virtue ethics has to request the fundamental attitude of respect relevant to human rights.
Anthropology
human rights
human virtue
protection
respect
vulnerability

MAIO, GIOVANNI: Die wunscherfüllende Medizin auf dem Irrweg. Eine ethische Kritik des Enhancements. ETHICA 19 (2011) 1, 37 – 50
Die Orientierung der Medizin an den Wünschen ihrer Patienten, die zunehmend als Kunden und Konsumenten betrachtet werden, hält immer weiter Einzug in den medizinischen Alltag. Wie selbstverständlich folgt die Medizin diesem Trend, ohne darüber nachgedacht zu haben, ob die komplette Loslösung vom individuellen Leid des Patienten und die Hinwendung zur reinen Wunscherfüllung eine segensreiche Entwicklung für die Medizin sein kann. Es stellt sich die Frage, inwiefern die Medizin als Praxis, die sich von ihrer Kernidentität her der Hilfe verschreibt, dieser ihrer Identität gerecht wird, wenn sie so bereitwillig dem Trend des Enhancements folgt und jeden Wunsch erfüllt, ganz gleich, von welchen Motiven und Grundannahmen er geleitet ist. Der Beitrag untersucht in kritischer Hinsicht die Enhancement-Orientierung in der Medizin. Zentraler Fokus der Kritik ist die Frage der Authentizität von Kundenwünschen und die Glorifizierung des Effizienzgedankens, wie er aus der Ökonomie kommend das gesamte Leben durchzieht. Als Schlussfolgerung verweist der Beitrag auf den Wert der Umwege und den Wert des Gegebenen als neu zu entdeckende Gesichtspunkte im Umgang mit Enhancement-Maßnahmen.
Anthropologie
Enhancement
Identität der Medizin
Wert des Gegebenen
Wunscherfüllende Medizin

MAIO, GIOVANNI: The „wish-fulfilling medicine“ getting off the track. An ethical criticism of enhancement. ETHICA 19 (2011) 1, 37 – 50
The orientation of medicine towards the desires of patients, who are increasingly considered as clients and consumers, is becoming common practice. As if it were the most natural thing in the world, medicine is following this trend without having reflected upon the question whether the complete ignorance of a patient’s grief and the turning to a mere fulfilment of individual desires signifies a beneficient development of medicine as such. The problem is in how far medicine as a practice, the main identity of which is to help the suffering, comes up to this kind of expectation if it eagerly follows the trend of enhancement and strives to fulfil whatever is wanted, independent of motives or basic assumptions. The author critically examines the enhancement-orientation of medicine, with the central focus of criticism being the question of authenticity of the patients‘ desires as well as the glorification of the idea of efficiency which, like in the business world, runs through whole life. In conclusion he points to the value of more indirect ways as well as the value of facts as they are so as to discover them as new aspects in dealing with enhancement-measures.
Anthropology
enhancement
identity of medicine
value of facts as they are
wish-fulfilling medicine

GOERTZ, STEPHAN: Theozentrik oder Autonomie? Zur Kritik und Hermeneutik der Moral der Moderne bei Joseph Ratzinger / Benedikt XVI. ETHICA 19 (2011) 1, 51 – 83
Als einer der theologisch entschiedensten Kritiker der Moderne und ihres ethischen Programms der Autonomie darf Joseph Ratzinger / Benedikt XVI. gelten. Der Christ stehe vor der Alternative, den moralischen Plausibilitäten der säkularen Gesellschaft oder den Wahrheiten des Glaubens zu folgen. Gesellschaftliche Pluralität wird in die Nähe des Relativismus gerückt. Dass diese Perspektive weder dem ethischen Verständnis von Autonomie noch den Wirklichkeiten moderner Gesellschaften immer gerecht wird, liegt auch an so etwas wie einem blinden Fleck der Theologie des Papstes: Seine Diagnose der Moderne klammert sozialwissenschaftliche Deutungsangebote aus.
Autonomie
Freiheit
Gesellschaftskritik
Moderne
Moraltheologie
Naturrecht
Theozentrik

GOERTZ, STEPHAN: Theocentricism or autonomy? Looking at the criticism and hermeneutics of morality in the theology of Joseph Ratzinger / Benedict XVI. ETHICA 19 (2011) 1, 51 – 83
Joseph Ratzinger / Benedict XVI is considered to be one of the theologically most resolute critics of modernity and its programme of autonomy. The Christian had the alternative of following either the moral plausibilities of the secular society or the truths of faith. Social plurality is moved close to relativism. The fact that this perspective does not always do justice to neither the ethical comprehension of autonomy nor the realities of modern societies is also based on some kind of a blind spot in the pope’s theology: His diagnosis of the modern age does without sociological interpretation offers.
Autonomy
freedom
modernity
moral theology
natural law
social criticism
theocentricismETHICA 2011/2

LEITARTIKEL / Abstracts

MÜNK, HANS J..: Stellt uns die Synthetische Biologie (SB) vor neue Fragen? ETHICA 19 (2011) 2, 99 – 121
Im Mai 2010 wurde in der Weltöffentlichkeit die erfolgreiche Herstellung der ersten funktionsfähigen Zelle bekannt, in die ein künstlich zusammengefügtes, „syntheti-
siertes“ Genom implantiert worden war. In diesem Beitrag wird aus philosophischer Sicht der Fragestellung nachgegangen, ob sich (und wenn ja: welche) neue(n) Problemstellungen aus dem noch relativ jungen, aber offenbar rasch voranschreitenden Forschungsansatz der Synthetischen Biologie ergeben. Zunächst wird die Entstehungsgeschichte – vor allem auf dem Hintergrund der „traditionellen“ Gentechnologie – skizziert. Sodann werden Definitionsfragen und verschiedene Forschungsansätze innerhalb der Forschungsstrategien selbst vorgestellt. Im Anschluss daran wird die Frage nach dem Neuen, das die Synthetische Biologie kennzeichnet, präzisiert. Im Schlussteil wird untersucht, ob von diesem neuen biowissenschaftlichen Ansatz ein Veränderungsdruck auf unser Lebens- und Naturverständnis und auf die Biologie selbst ausgehen könnte.
Gentechnologie
Leben
Lebenswissenschaften
Natur
Synthetische Biologie

MÜNK, HANS J.: Does Synthetic Biology confront us with new problems? ETHICA 19 (2011) 2, 99 – 121
In May 2010 the general public learned about the successful production of the first viable cell into which an artificially assembled „synthesized“ genome had been implanted. In this article it is discussed, from a philosophical point of view, if (that is to say which) new problems are to be expected from this relatively young but obviously progressing research approach of synthetic biology. First of all, its genesis is outlined – particularly against the background of „traditional“ genetic engineering. Then, problems of definition as well as various approaches within the research strategies are presented. This is followed by the question what is the typically new that characterizes synthetic biology. Finally, it is discussed if this new approach in biological sciences might proactively challenge us so as to change our understanding of life and nature and if it might challenge biology itself.
Genetic engineering
life
life sciences
nature
synthetic biology

BITTNER, UTA / DOMINIK BALTES / ILONA SZLEZÁK / OLIVER MÜLLER: Der Krankheitsbegriff und seine Grenzen – Implikationen für die ethische Bewertung von Techniken der assistierten Fortpflanzung. ETHICA 19 (2011) 2, 123 – 147
Zur Bewertung von reproduktionsmedizinischen Techniken wird oft auf die Gesundheits-Krankheits-Unterscheidung Bezug
genommen. Allerdings sind die Krankheits- bzw. Gesundheitsbegriffe weit weniger eindeutig als es auf den ersten Blick erscheinen mag, so dass sie nur bedingt ethische Orientierung bieten. Vielmehr kann die Bezugnahme auf selbige dazu führen, dass wichtige Aspekte und Dimensionen der Reproduktionstechniken marginalisiert werden bzw. aus dem ethischen Blickfeld geraten. Der Artikel zeigt, inwiefern dies in zweierlei Hinsicht erfolgt: Erstens besteht die Möglichkeit, dass insbesondere der Charakter von Technisierungsprozessen selbst aus dem Blick gerät – und damit auch die Konsequenzen, die die Anwendung der Technik für individuelle Lebensführungsfragen haben kann. Zweitens können Technisierungsprozesse Konsequenzen für den Krankheits- und Gesundheitsbegriff in einem bestimmten Kontext haben, weil sich durch die Technik das Wissen und die Rahmenbedingungen für Therapien und Technikanwendungen ändern können.
Ethik
Fertilität / Infertilität
Fertilitätsreserve
Krankheit / Gesundheit
Lebensführung
Reproduktionsmedizin
Selbstverständnis
Technik
Technisierung

BITTNER, UTA / DOMINIK BALTES / ILONA SZLEZÁK / OLIVER MÜLLER: The concept of disease / illness and its bounds – implications for the ethical valuation of assisted reproductive technologies. ETHICA 19 (2011) 2, 123 – 147
In the valuation of methods of reproduction medicine it is often referred to the distinction between health and illness. However, the concepts of disease / illness and health are less clear than it seems at first glance so that they are only partially suited to ethical orientation. By referring to them important aspects and dimensions of reproduction methods may even be marginalized or, ethically, get out of the focus of attention. The authors show in how far this is the case in a twofold way. First of all, it is possible that especially the character of the processes of technization itself is slightly passed over and with it are the consequences which the use of such techniques may have for questions of individual lifestyle. Secondly, the processes of technization may have consequences for the concepts of disease / illness / health in a particular context, because the knowledge and the basic conditions for therapies as well as for the application of certain methods might be changed by technology.
Disease / illness – health
ethics
fertility / infertility
fertility reserve
lifestyle
reproduction medicine
self-conception
technization
technology

ILLHARDT, FRANZ JOSEF: Handeln verstehen oder regeln? Eine „Wissenschaft des Handelns“ (Maurice Blondel) – dargestellt am Beispiel der Euthanasiedebatte. ETHICA 19 (2011) 2, 149 – 165
Die Handlungsphilosophie des französischen (Religions-)Philosophen Maurice Blondel gibt Anlass, die aktuelle Medizinethik zu hinterfragen. Die Prinzipien und Regeln des Klinikers jedoch setzen jenseits der Reflexion seines Handelns an und entsprechen einer „externen Moralität“, nur ein Handeln, das sich selbst versteht, kann Kandidat für ethisch legitimiertes Handeln werden. Die aktuelle Prinzipienethik dagegen beurteilt von außen und entwirft bzw. fordert Regeln. Sie versteht sich insofern als Anwendung, verfehlt damit aber ihre praktische Perspektive. Die letzten beiden Punkte beziehen sich auf Blondels Perspektiven einer Erweiterung der medizinischen Ethik durch Rückbezug auf Fragen der ärztlichen Handlung und ihre implizite Moral. In allen Punkten werden Probleme der Euthanasiedebatte als Beleg für diesen Konflikt zwischen Regeln und Verstehen einer Handlung zur Diskussion gestellt.
Entscheidungen am Lebensende
Handlungstheorie
Hermeneutik
Praxis
Prinzip
Regel

ILLHARDT, FRANZ JOSEF: Interpreting or regulating actions? A „science of action“ (Maurice Blondel) – the debate on euthanasia as an example. ETHICA 19 (2011) 2, 149 – 165
The philosophy of action by the French philosopher (of religion) Maurice Blondel gives cause for criticizing recent bioethics, but the principles and rules of the clinician are less concerned with reflecting his actions. They rather correspond to an „external morality“, i. e. only an action that understands itself may stand for an ethically justified action. The recent principlism, however, judges from an outer perspective and requires rules. It perceives itself as an application of rules, thereby failing its practical point of view. The last two paragraphs refer to Blondel’s perspective to widen bioethics by relying on the physician’s action and its implicit morality. In all paragraphs problems of the euthanasia debate are discussed and serve as an evidence for the conflict between regulating and understanding an action.
Decisions at the end of life
hermeneutics
practice
principle
rule
theory of actionETHICA 2011/3

LEITARTIKEL / Abstracts

BRANTL, JOHANNES: Wer soll das bezahlen … ? Ärztlicher Auftrag und Kostendruck im Gesundheitswesen. ETHICA 19 (2011) 3, 195 – 225
Vor dem Hintergrund einer Entwicklung, in der die Gesundheit zum zentralen Lebensthema des modernen Menschen wurde, beleuchtet der vorliegende Beitrag die gesellschaftspolitische Diskussion, die sich aus dem Problem der Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems ergibt. Aus ethischer Perspektive hinterfragt der Autor Überlegungen hinsichtlich einer Reform des Gesundheitswesens und diskutiert die Konsequenzen einer Priorisierung in der Gesundheitsversorgung.
In einem weiteren Schritt werden medizinische und ethische Kriterien zusammengebracht: Brantl verweist auf das im Jahr 2007 von der Zentralen Ethikkommission der Bundesärztekammer erarbeitete Stufenmodell sowie das dreigliedrige System der Abgrenzung von Makroebene, Mesoebene und Mikroebene.
Der Autor thematisiert den vermeintlichen Abschied vom traditionellen Fürsorgeethos des Arztes und beschließt seinen Beitrag mit kritischen Anmerkungen zum Lebensmotto „Hauptsache gesund“.
Ärztlicher Auftrag
Eigenverantwortung
Entsolidarisierung
Gesundheitswesen
Menschenwürde
Priorisierung

BRANTL, JOHANNES: Who will pay the cost… ? Doctor’s mission and cost pressure in the health care system. ETHICA 19 (2011) 3, 195 – 225
Considering the developments which have made health a key matter in modern societies, the article on hand takes a deeper look at the socio-political discussion arising from financial limits within the health care system. From an ethical perspective the author gives thought to a reform of the German health care system and discusses consequences of prioritization.
In a further step medical and ethical criteria are brought together: B. refers to the stage model presented by the Central Ethics Committee of the German Medical Association in 2007 as well as to the three-tier system of differentiation between macro, micro and meso level.
The author also discusses the alleged loss of the doctor’s traditional care ethos and concludes his essay with critical remarks on the value of health and life mottos focusing on nothing but that.
Doctor’s mission
health care system
human dignity
individual responsibility
loss of solidarity
prioritization

SCHLÖGL, WOLFGANG: Durchbruch oder Dammbruch? Der Abbruch lebenserhaltender Maßnahmen auf der Grundlage des am 1.9.2009 in der Bundesrepublik Deutschland in Kraft getretenen Patientenverfügungsgesetzes. ETHICA 19 (2011) 3, 227 – 240
Am 1.09.2009 ist nach langer Diskussion das 3. Gesetz zur Änderung des Betreuungsrechts vom 29.07.2009 in der Bundesrepublik Deutschland in Kraft getreten. Der Kern der Neuregelung besteht darin, dass das durch die Verfassung garantierte Recht auf Selbstbestimmung besonders betont wird. Ausfluss des Rechts auf Selbstbestimmung ist der in einer sog. Patientenverfügung niedergelegte Wille des Betroffenen. Mit seiner Entscheidung vom 25.06.2010 hat der BGH erstmals auf der Grundlage der gesetzlichen Neuregelung zum Abbruch lebenserhaltender Maßnahmen Stellung ge-
nommen und dabei seine bisherige Auffassung, wonach ein Behandlungsabbruch nur durch Unterlassen möglich und straffrei sei, aufgegeben mit der Folge, dass ein Abbruch der medizinischen Behandlung auch durch aktives Tun möglich ist, wenn es dem tatsächlichen und mutmaßlichen Patientenwillen entspricht und dazu dient, einem ohne Behandlung zum Tode führenden Krankheitsprozess seinen Lauf zu lassen. Demgegenüber sind gezielte Eingriffe in das Leben eines Menschen, so der BGH, die nicht in einem Zusammenhang mit dem Abbruch einer medizinischen Behandlung stehen, einer Rechtfertigung durch Einwilligung nicht zugänglich. Auch wenn mit dieser Entscheidung kein Dammbruch hin zu einer Legalisierung der aktiven Sterbehilfe vollzogen wurde, ist eine kritische Auseinandersetzung mit der Judikatur auch in Zukunft von Nöten, zumal die grundlegende Unterscheidung zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe zu verschwimmen droht, diese Unterscheidung aber eine unentbehrliche ethische Entscheidungshilfe darstellt.
Behandlungsabbruch
Betreuung
Maßnahmen, lebenserhaltende
Patientenverfügung
Patientenverfügungsgesetz /Deutschland
Patientenwille
Selbstbestimmungsrecht
Sterbehilfe / aktiv, indirekt, passiv

SCHLÖGL, WOLFGANG: Breakthrough or dam break? The termination of life-preserving measures on the basis of the German Mental Capacity Act in force since Sept. 1, 2009. ETHICA 19 (2011) 3, 227 – 240
After a broad discussion the Third Amendment to the Guardianship Law of July 29, 2009, has come into force in Germany on Sept. 1, 2009. The heart of the revision is that the right to self-determination guaranteed by the constitution is particularly emphasized. The core of the right of self-determination is a person’s last will laid down in an advance directive. By the decision of June 25, 2010, the German Federal Supreme Court, for the first time, commented on the basis of the legal readjustment concerning the termination of life-preserving measures and revised its original opinion according to which a termination of treatment was possible and not subject to prosecution only by non-action. It, now, holds the opinion that the termination of medical treatment is also possible by action if it corresponds to the patient’s actual and presumed will and serves to allow the disease process leading inevitably to death in case of non-treatment to take its own course. In contrast, selective interventions in a person’s life which are not in the context with the termination of a medical treatment are impervious to a justification by consent. Even if this does not signify a dam break towards a legalization of active euthanasia, a critical discussion with jurisdiction will also be necessary in future to avoid the fundamental distinction between active and passive euthanasia becoming blurred, for this distinction means an indispensable aid to decision-making.
Advance directive
assistance, attendance, care
euthanasia / active, indirect, passive
life-preserving measures
mental capacity act / Germany
patient’s will
right to self-determination
termination of treatment

TRAPPE, TOBIAS: Über die Annahme der Unverfügbarkeit. ETHICA 19 (2011) 3, 241 – 254
Der Beitrag sucht hinter den Phänomenen von Schwangerschaft und Geburt, so wie sie durch die pränatale Diagnostik (PND) (auch) sichtbar werden, die übergreifende Frage nach der Rolle des Unverfügbaren in unserem Leben aufzuwerfen. (1) Gegen die geläufige Diskussion der PND unter der Perspektive ethischer Orientierung sprechen einige Vorbehalte, die gleichzeitig die Chance bieten, die PND als Beitrag zu einem besseren Selbstverständnis des Menschen zu würdigen. (2) Denn in der PND wird sich der Mensch leibhaftig gewahr als das Wesen, über das immer schon verfügt, entschieden, bestimmt worden ist und zwar nicht punktuell, sondern im „Kern“. Weil dieses von der PND gezeichnete „Bild“ des Menschen kein Urteil über, sondern immer nur eine Anfrage an ihn sein kann, macht der Beitrag in einem weiteren Schritt (3) auf drei Aspekte aufmerksam, durch die Unverfügbarkeit von uns nicht nur als Bedrohung, sondern auch als Geschenk erfahren wird: Ihre Annahme ermöglicht Handeln unter den Bedingungen endlicher Freiheit („Vertrauen“), ist ein wesentlicher Bestandteil gelingenden Zusammenlebens („Freiheit“) und eine elementare Voraussetzung für unsere Fähigkeit zum „Glück“. Unverfügbarkeit anzunehmen, anstatt sie abzulehnen, aber heißt – das wird abschließend (4) noch angedeutet – der „Tugend“ der Dankbarkeit einen neuen Stellenwert für das Gelingen unseres Lebens zu geben.
Dankbarkeit
Ethik
(endliche) Freiheit
Glück
Menschenbild
Pränataldiagnostik
Vertrauen

TRAPPE, TOBIAS: On the acceptance of non-disposability. ETHICA 19 (2011) 3, 241 – 254
In this article it is tried to raise the general question of the role of non-disposability in our life behind the phenomena of pregnancy and birth as they become apparent by prenatal diagnosis (PND). (1) There are some reservations from the perspective of ethical orientation speaking against the actual discussion of PND which, however, at the same time offer the chance of appreciating PND as a contribution to a better self-understanding of man, for (2) in PND man becomes aware of himself as the one being who has always been disposed of and determined – not in a selective way, but in the „core“. Since this „picture“ designed by PND is not to be considered a judgement on man but may just signify a question to him, the author – in a further step (3) – points to three aspects by which non-disposability is not just experienced as a threat but also as a gift. Its acceptance allows action under the condition of finite liberty („confidence“), it forms an integral part of a successful coexistence („liberty“) as well as a strong precondition for our being able to achieve „happyness“. However, as indicated in conclusion (4), accepting non-disposability instead of rejecting it means to attach a new kind of importance to the „virtue“ of gratitude so as to make life succeed.
Confidence
ethics
(finite) liberty
gratitude
happiness
image of man
prenatal diagnosis

ETHICA 2011/4

LEITARTIKEL / Abstracts

RÖMELT, JOSEF: Behinderung und Bildungsgerechtigkeit. Sinn und Grenzen des Konzepts der Inklusion aus der Sicht der theologischen Ethik. ETHICA 19 (2011) 4, 291 – 305
Gerechtigkeit im Bereich der Bildung für Menschen mit Behinderung berührt ein tief greifendes Problem: Häufig ist eine „negative“ Karriere vorgezeichnet. Das Anliegen der Inklusion ist deshalb auch für die Frage nach Bildung von einer ganz unmittelbaren Bedeutung. Es geht um die Selbstverständlichkeit, allen Menschen in der ihnen angemessenen Weise Bildung zugänglich zu machen. Diese sozial-emanzipative Bedeutung des Inklusionsgedankens ist aber nur eine Seite der Thematik. Die Theorie der Inklusion blendet auf der anderen Seite auch tendenziell die Angewiesenheit von Menschen mit Behinderungen auf Hilfe, Schutzräume und in diesem Sinne auf eine besondere – im Gegensatz zu aussondernde, exkludierende – Rücksicht aus. Und in einer eigenartigen Wendung gegen ihre eigenen Intentionen kann sie damit nicht Befreiung, sondern Belastung und Vernachlässigung bedeuten.
Behinderung
Bildung
Disability studies
Inklusion
Menschenrechte
Subsidiarität

RÖMELT, JOSEF: Disability and educational justice. Sense and limits of the concept of inclusion from the perspective of theological ethics. ETHICA 19 (2011) 4, 291 – 305
Educational justice for disabled people concerns a deep-seated problem: In many cases a „negative“ career is predetermined. Thus, the matter of inclusion is also important as far as the question of culture and education is concerned. It should be only natural that all people are given access to education in a way commensurate with their abilities. However, this social-emancipative aspect of the idea of inclusion is just one side of the coin, for the theory of inclusion also tends to block out the dependence of handicapped persons on support, protected areas and in this sense on a special – other than excluding – exclusive consideration. And in a strange turn against its own intentions – instead of release – it may imply stress and neglect.
Disability
disability studies
education
human rights
inclusion
subsidiarity

SEELE, PETER / LUCAS ZAPF: „Just a banker doing God’s work“. Ist grenzenloses Profitstreben vereinbar mit Webers These der protestantischen Ethik und dem Geist des Kapitalismus? ETHICA 19 (2011) 4, 30 – 326
Das Zitat von L. Blankfein, CEO der Investmentbank Glodman Sachs, er sei lediglich „a banker doing God’s work“ bildet im vorliegenden Aufsatz den Ausgangspunkt für eine Betrachtung der Gewinnethik des Finanzkapitalismus in ihrer historischen Begründung bei Max Weber und in Originalquellen von Johannes Calvin. Webers „Protestantische Ethik“ wird kurz rekapituliert und mit Granovetters Konzept der „Social Embeddedness“ verknüpft. Von diesem theoretischen Fundament aus werden individual- und sozialethische, religiöse Verhaltensweisen mit der Frage verbunden, ob die gegenwärtige Profitmaximierungsorientierung insbesondere im Finanzsektor kompatibel und konform mit einer protestantischen Ethik im historischen Sinne ist. Der Artikel schließt mit der Feststellung, dass die verabsolutierte Gewinnmaximierung die Prinzipien der Mäßigung und der Barmherzigkeit und die damit einhergehenden Forderungen unbeachtet lässt und damit die gefragte Kompatibilität nicht gegeben scheint.
Calvin
Finanzkrise
Protestantische Ethik
Weberthese
Wirtschaftsethik

SEELE, PETER / LUCAS ZAPF: „Just a banker doing God’s work“. Can unlimited profit maximization be seen as compatible with Weber’s argument of protestant ethics and the spirit of capitalism? ETHICA 19 (2011) 4, 307– 326
Based on the statement of L. Blankfein, CEO of the Investment Bank Goldman Sachs, being „just a banker doing God’s work“ the paper compares a finance driven capitalist ethics of wealth creation with its historical roots based on the work of Max Weber and original sources from Calvin. To do so the authors recapitulate Weber’s argument on „The Protestant Ethic and the Spirit of Capitalism“ and modernize it with Granovetter’s contribution of „social embeddedness“. Based on this theoretical groundwork the paper addresses individual ethics and collective religious ethical sentiments to ask whether or not today’s unlimited profit maximization in finance can be seen as compatible and compliant with protestant ethics in the traditional sense. The conclusion presented here is that unlimited profit maximization disregards the principle of charity and measures proclaimed by protestant ethics.
Business ethics
Calvin
financial crisis
protestant ethics
Weber’s argument

KRASCHL, DOMINIKUS: Der Auftrag der Intellektuellen in Gesellschaft und Kirche. ETHICA 19 (2011) 4, 327 – 344
Was ist eigentlich ein Intellektueller? An Antworten auf diese Frage fehlt es nicht – weder im deskriptiven noch im normativen Sinn. Der erste Teil des Beitrags stellt unterschiedliche Antworten prominenter Intellektueller des 20. Jahrhunderts auf die Frage, was ein Intellektueller ist oder sein soll, vor. Der zweite Teil des Beitrags versucht, das spezifische Profil des katholischen Intellektuellen zu skizzieren.
Gesellschaft
Intellektuelle
Kirche

KRASCHL, DOMINIKUS: The intellectuals‘ task in society and Church. ETHICA 19 (2011) 4, 327 – 344
What exactly is an intellectual? There is no lack of answers to this question – neither in a descriptive nor in a normative sense. The first part of this article presents various answers of prominent twentieth-century intellectuals to the question of what an intellectual is or should be. The second part tries to outline the specific profile of the Catholic intellectual.
Church
intellectuals
society

SCHÖNHERR-MANN, HANS-MARTIN: Das Ethos der Symbole. Ernst Cassirers Konzept einer kulturellen Kraft der Versöhnung? ETHICA 19 (2011) 4, 345 – 367
Ernst Cassirer entwickelt vor dem Hintergrund, dass die großen kulturbildenden Kräfte des Mythos, der Religion und der Naturwissenschaften die Wirklichkeit nicht spiegeln, sondern entwerfen und konstruieren, eine Symboltheorie als gemeinsamen Kern dieser verschiedenen Kräfte. Symbole repräsentieren auf unterschiedliche Weise die Wirklichkeit. So entspringt die Kultur insgesamt einer schöpferischen Tätigkeit von Symbolisierungen. Diese schöpferische Kraft entdeckte historisch als erste die Renaissance-Philosophie. Daraus entsteht zumindest eine gewisse Hoffnung auf Versöhnung der unterschiedlichen, ja gegensätzlichen kulturellen Tendenzen. Anthropologisch bestimmt Cassirer den Menschen denn auch als animal symbolicum, d. h. der Mensch besitzt dadurch eine Kraft, die ungeheuren Gegensätze der kulturellen Vielfalt zu vermitteln. Doch die Symbolbildung kann auch missbraucht werden: Im Totalitarismus kehrt der Mythos mit Hilfe von hoch rationalen Mittel wieder.
Kulturtheorie
Politische Mythen
Sprachphilosophie
Symbol
Vernunft
Wesen des Menschen

SCHÖNHERR-MANN, HANS-MARTIN: The ethos of symbols. Ernst Cassirer’s concept of a cultural force of reconciliation? ETHICA 19 (2011) 4, 345 – 367
In view of the fact that the major culture-forming forces of myth, religion and natural science do not reflect but design and construct reality, Ernst Cassirer develops a theory of symbols as a common core of these individual forces. Symbols represent reality in various ways. Thus, culture as a whole has its source from a creative activity of symbolizations. Historically, this creative power was first discovered by the philosophy of renaissance. This leads one to hope that the different or even contrasting cultural tendencies can be reconciled. This is also why Cassirer, anthropologically, defines man as animal symbolicum, that is to say that man has the power to convey the enormous contrasts of cultural diversity. Nevertheless, the forming of symbols may also be abused, such as in totalitarianism where myth returns with the aid of highly rational means.
Cultural theory
essence of man
philosophy of language
political myths
reason
symbol