GW JG. 2008

GRENZGEBIETE DER WISSENSCHAFT (GW)

57. Jahrgang  –   2008  –   Innsbruck : Resch

Vollständige Scans der Grenzgebiete 2008

Grenzgebiete der Wissenschaft – Jahrgang 2008 – Heft 1

Grenzgebiete der Wissenschaft – Jahrgang 2008 – Heft 2

Grenzgebiete der Wissenschaft – Jahrgang 2008 – Heft 3

Grenzgebiete der Wissenschaft – Jahrgang 2008 – Heft 4

 

 

Leitartikel
Roland Benedikter: Das „Ausländischer Akzent“-Syndrom. Ein Beispiel für transdisziplinäre Fragestellungen an die Wissenschaften des 21. Jahrhunderts? 267
Karl Goser: Das Bewusstsein als Tor zur transzendenten Welt 333
Hans Thomas Hakl: Verschlungene Pfade auf der Suche nach Transzendenz. Leben und Werk von Julius Evola (1898–1974) 151
Michaela Hammerl: Heilung durch „Wunderwasser“. Zur Darstellung von Heilquellen auf frühneuzeitlichen Flugblättern 235
Michaela Hammerl: „Wunderliche Historia“ von fastenden Mädchen. Zur Interpretation der Nahrungsverweigerung auf frühneuzeitlichen Flugblättern 129
Michaela Hammerl: Wunderzeichenbücher: Die Prodigienchroniken des 16. Jahrhunderts 37
Kurt J. Köhler: Der andere Einstein – Mensch und Werk 357
Annekatrin Puhle: Italiens Geister 53
Andreas Resch: Die Wunder von Lourdes 99, 195, 291
Andreas Resch: Leben – Tod – Wissenschaft – Unglaube – Glaube 3
Friedrich Schiebe: Selbstvergessenheit und ein Spuk 175
Josef Schmidt: Ein astronomisches Bilderrätsel aus der Bronzezeit. Die Himmelsscheibe von Nebra als Dokument einer historischen Supernova 247
Ferdinand Zahlner: Personenlexikon zur Paranormologie (VIII) 77

Diskussionsforum
Heinrich Beck: Evolution – in philosophischer Sicht 185

Dokumentation
Dr. Hubert Larcher (1921–2008) 190

Nachrichten
Erde im Wandel 91
Swedenborg-Jahrestagung 91
Welt Psychedelik Forum 91
Weltkongress für Philosophie 91
Wissenschaft vom Bewusstsein 91

Bücher und Schriften
Daldorf, Egon: Seele, Geist und Bewusstsein. Eine interdisziplinäre Untersuchung zum Leib-Seele-Verhältnis aus alltagspsychologischer und naturwissenschaftlicher Perspektive (A. Resch) 93
Dillinger, Johannes: Hexen und Magie: eine historische Einführung (A. Resch) 287
Gehring, Petra / Marc Röll / Maxine Saborowski (Hrsg.): Ambivalenzen des Todes. Wirlichkeit des Sterbens und Todestheorien heute (A. Resch) 94
Hausmann, Frank-Rutger: Hans Bender (1907–1991) und das „Institut für Psychologie und Klinische Psychologie“ an der Reichsuniversität Straßbourg 1941–1944 (A. Resch) 92
Parra, Alejandro: Psicología de las Experiencias Paranormales. Introducción a la teoria, investigación, y aplicaciones terapéuticas (A. Resch) 96
Signori, Gabriela: Wunder: eine historische Einführung (A. Resch) 192
Singer, Wolf /Matthieu Ricard: Hirnforschung und Meditation – ein Dialog (G. Kleinschmidt) 286
Stölting, Ulrike: Christliche Frauenmystik im Mittelalter. Historisch-theologische Analyse (A. Resch) 285
Suchantke, Andreas: Metamorphose: Kunstgriff der Evolution (A. Resch) 288

GW 2008/1

LEITARTIKEL
Abstracts

RESCH, Andreas: Leben – Tod – Wissenschaft – Unglaube – Glaube. Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 1, 3–35

Der heute lebende und denkende Mensch wird in seinen Möglichkeiten und Grenzen jenseits aller Lebenseinstellungen mit folgenden Fragen konfrontiert:

• Was ist Leben?
• Was ist das sichere Ende des Lebens, der Tod?
• Was kann die Wissenschaft dazu sagen?
• Was besagt Unglaube oder die Verneinung eines Lebenssinnes und eines Fortlebens nach dem Tode?
• Was sagt Glaube oder die Bejahung eines Lebenssinnes und eines Fortlebens nach dem Tode?

Diesen Fragen muss sich der Mensch unweigerlich stellen, will er seine Persönlichkeit gestalten und seine körperliche, psychische und geistige Ausgeglichenheit absichern. Dabei wird er mit Fragen konfrontiert, deren Beantwortung nach wie vor nicht auf Beweisen, sondern auf Indizien beruht, zumal jede einzelne Frage über die Möglichkeiten des Menschen hinausreicht.

Auferstehung
Buddhismus
Christentum
Evolution
Fortleben
Glaube
Hinduismus
Islam
Jenseits
Judentum
Konfuzianismus
Leben
Neurowissenschaft
Quantenphysik
Taoismus
Tod
Unglaube
Zufall

RESCH, Andreas: Life – death – science – unbelief – faith. Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 1, 3–35

Modern man, within his possibilities and limits beyond all views of life, is confronted with the following questions:

• What is life?
• What is the undeniable end of life, death?
• What is science telling about it?
• What does unbelief mean, or the denial of a sense of life as well as of the survival of death?
• What does faith mean, or the affirmation of a sense of life and of the survival of death?

These questions man undoubtedly has to deal with if he wants to develop his personality and to guarantee for his physical, psychical and mental balance. And in this he is faced with questions the answering of which does still not rest on clear but on circumstantial evidence, because each question goes far beyond the possibilities of man.

Beyond, the
Buddhism
chance
Christianity
Confucianism
death
evolution
faith
Hinduism
Islam
Judaism
life
neuroscience
quantum physics
resurrection
survival of death
Taoism
unbelief

HAMMERL, Michaela: Wunderzeichenbücher: Die Prodigienchroniken des 16. Jahrhunderts. Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 1, 37–51

Wunderzeichenberichte erfreuten sich im 16. Jahrhundert größter Beliebtheit. Neben Flugblättern und Flugschriften, die über aktuelle Ereignisse berichteten, etablierte sich in dieser Zeit auch eine größere Mediengattung, die ganze Sammlungen von Wunderzeichen – aus historischer und gegenwärtiger Zeit – vereinigte: das Wunderzeichenbuch. Die drei ersten und bedeutendsten Bücher dieser Art wurden von Conrad Lycosthenes, Caspar Goltwurm und Job Fincel herausgegeben. Diese greifen zwar Wunderzeichenberichte aus Flugblättern und Flugschriften auf, legen jedoch keinen Wert auf die Aktualität der Ereignisse, sondern auf die Darstellung ihres gesetzmäßigen Auftretens. Chronikartig fassen sie sämtliche Wundererscheinungen über Jahre, Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte hinweg zusammen und bieten somit einen einzigartigen Überblick über den Glauben an Wunderzeichen.

Fincel, Job
Goltwurm, Caspar
Lycosthenes, Conrad
Prodigienchroniken
Wunderzeichen
Wunderzeichenbücher

HAMMERL, Michaela: Books on miraculous signs. The chronicles of prodigies of the 16th century. Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 1, 37–51

In the 16th century accounts of miraculous signs enjoyed high popularity. Apart from broadsides and pamphlets telling about current events a new kind of media began to establish itself which combined whole collections of miraculous signs, historical as well as actual. The first three and most important books of the genre were published by Conrad Lycosthenes, Caspar Goltwurm and Job Fincel. Although they take up reports on miraculous signs from leaflets and pamphlets, they are not interested in the relevance to the current situation but in the presentation of their regular occurrence. Like in a chronicle they sum up all the miraculous signs that happened over years, decades or even centuries and, thus, give a unique view of the belief in miraculous signs.

Books on miraculous signs
chronicles of prodigies
Fincel, Job
Goltwurm, Caspar
Lycosthenes, Conrad
miraculous signs

PUHLE, Annekatrin: Italiens Geister. Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 1, 53–75

Der Beitrag befasst sich mit dem Geisterglauben in Italien von den Römern bis zur Gegenwart. Nach einer Abklärung der einzelnen Geisterarten und der Seher in der römischen Zeit wird auf die diesbezügliche Einstellung der einzelnen Dichter und Philosophen eingegangen, angefangen von Vergil bis Plotin. Die Beschreibung der christlichen Tradition bis zum Mittelalter reicht von Augustinus bis Joseph von Copertino, während die Neuzeit den Zeitraum von Theodor Storm bis Andreas Resch umfasst. Den Abschluss bildet ein kurzer Überblick über Geister in Bildhauerei und Malerei. Durch die entsprechenden bibliografischen Hinweise bieten die Ausführungen einen guten Einstieg in „Italiens Geister“.

Geisterglaube /Italien

PUHLE, Annekatrin: The belief in the supernatural in Italy. Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 1, 53–75

In this article the belief in the supernatural in Italy is being discussed, beginning with the Romans up to modern times. After giving an overview of the different kinds of ghosts and seers in Roman times, the relevant attitude of singular writers and philosophers, from Vergil to Plotin, is considered. What follows is a description of the Christian tradition up to the Middle Ages, from Saint Augustine to Joseph of Copertino, whereas the modern age covers the period from Theodor Storm to Andreas Resch. Finally, some general information is given on the portrayal of ghosts in sculpture and painting. And last but not least, the whole presentation is enriched by biographical references.

Belief in the supernatural /Italy

ZAHLNER, Ferdinand: Personenlexikon zur Paranormologie (VIII). Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 1, 77–90

NACHRICHTEN

Welt Psychedelik Forum; Wissenschaft vom Bewusstsein; Erde im Wandel; Swedenborg-Jahrestagung; Weltkongress für Philosophie

 

GW 2008/2

LEITARTIKEL
Abstracts

Resch, Andreas: Die Wunder von Lourdes I. Grenzgebiete der Wissenschaft 57 (2008) 2, 99–128

Hammerl, Michaela: „Wunderliche Historia“ von fastenden Mädchen. Zur Interpretation der Nahrungsverweigerung auf frühneuzeitlichen Flugblättern. Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 2, 129–149

Etliche frühneuzeitliche Flugblätter berichten von fastenden Mädchen, die, obwohl sie über einen längeren Zeitraum hinweg keine Nahrung zu sich nehmen, am Leben erhalten werden. Während dieses Fasten zunächst als von Gott ermöglichtes Wunder betrachtet wird, treten zunehmend auch andere Interpretationen auf den Plan. Man macht Mangel an Gottgläubigkeit und Tugendhaftigkeit oder auch Betrug als Ursache des Fastens aus. Ab dem 17. Jahrhundert setzt sich bei den Medizinern dann immer mehr die Deutung als Krankheit durch, die ähnlich der heute bekannten „Anorexia nervosa“ beschrieben wird. Dabei darf jedoch nie vergessen werden, dass sich der Hintergrund des Fastens der frühneuzeitlichen Fastenmädchen deutlich von jenem der heutigen Magersüchtigen unterscheidet, da die Mädchen nicht primär als „Kranke“, sondern als „Heilige“ betrachtet wurden.

Fasten /frühe Neuzeit

Hammerl, Michaela: “Miraculous historia” of fasting girls. As to the interpretation of the refusal of food on the broadsides of early modern age. Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 2, 129–149

Several broadsides of early modern age tell about fasting girls who, although they do not eat over a period of time, are kept alive. Whereas in the beginning their fasting is considered a miracle made possible by God, also other interpretations come on the scene. So a lack of faith and virtuousness or even fraud are made responsible for it. From the 17th century onwards physicians increasingly interpret the whole as some kind of disease which is described as being similiar as today’s well-known anorexia nervosa. What, however, must be taken into account is the fact that the background of the fasting girls in early modern age was quite different from the one of those affected by anorexia nervosa today, because the girls were not primarily considered as “patients” but as “saints”.

Fasting /early modern age

Hakl, Hans THOMEas: Verschlungene Pfade auf der Suche nach Transzendenz. Leben und Werk von Julius Evola (1898–1974). Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 2, 151–173

Die Suche nach Transzendenz, in theoretischer aber auch praktischer Form, hat das gesamte Leben von Julius Evola gekennzeichnet. Das zeigt sich bei seinen künstlerischen Tätigkeiten im Rahmen des Futurismus und Dadaismus ebenso wie bei seinen philosophischen Werken. Evolas Beschäftigung mit fernöstlichen Weisheitslehren und mit Esoterik sprechen eine noch klarere Sprache. Aber selbst seine politischen Ideen und Rassenlehren lassen sich ohne diesen spirituellen Impuls nicht verstehen.

Buddhismus
Dadaismus
Esoterik
Evola, Julius
Faschismus
Magie
Rassismus
Sexus
Transzendenz

Hakl, Hans THOMEas: Winding paths in search of transcendence. Life and work of Julius Evola (1898–1974).Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 2, 151–173

The search for transcendence in a theoretical and practical way is the focal point of Julius Evola’s life. This can be seen in his artistic activities in Futurism and Dadaism as well as in his philosophical works. In his studies of Far Eastern wisdom teachings and of esotericism this strong impulse of his becomes all the more evident. But even his political ideas and racial teachings cannot be understood without taking into account this urge towards a higher spirituality.

Buddhism
Dadaism
Esotericism
Evola, Julius
fascism
magic
racism
sexuality
transcendence

Schiebe, Friedrich: Selbstvergessenheit und ein Spuk. Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 2, 175–183

Der Spukfall Clairon wird anhand ihrer Autobiografie geschildert und eingehend analysiert, wobei die Darlegung sowohl die Psyche Clairons, als auch die des angenommenen Spukagenten, nämlich eines Spirits, betrifft. Dem allgemein anerkannten psychogenen Spuk wird der primär jenseitige Spuk gegenübergestellt. Ein Widerspruch im parapsychologischen Forschen wird durch den Hinweis auf einen Mangel dieser Unterscheidung begründet. Die egozentrische Mentalität des Spirits wird der selbstvergessenen Offenheit, die bei manchen Sterbenden auffällt, entgegengesetzt und ein ethischer Bezug hergestellt.

Clairon, Hyppolite
Jenseits
Spuk, primär jenseitsbedingt
Spuk, psychogenetisch
Sterbende
Transzendenz

Schiebe, Friedrich: Self-forgetfulness and a case of haunting. Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 2, 175–183

The case of haunting dealt with and thor oughly analyzed in this article is based on the autobiography of Hyppolite Clairon, referring to the psyche of Clairon herself as well as of the presumed agent of the haunting, i. e. a spirit. Haunting caused by psychic forces, which is generally accepted, is compared with haunting primarily caused by forces from the beyond. As to the contradiction in parapsychological re search, it is pointed out that no difference is made between the two forms. The ego centric mentality of the spirit is set against the self-forgetful openness that is characteristic of dying persons and an ethical correlation is being established.

Beyond, the
Clairon, Hyppolite
dying persons
haunting, caused by psychic forces
haunting, primarily caused by the beyond
transcendence

RUBRIKEN

Diskussionsforum:
Heinrich Beck: Evolution – in philosophischer Sicht

Dokumentation:
Dr. Hubert Larcher (1921-2008)

 

GW 2008/3

LEITARTIKEL
Abstracts

Resch, Andreas: Die Wunder von Lourdes I. Grenzgebiete der Wissenschaft 57 (2008) 3, 195 –234

Hammerl, Michaela: Heilung durch „Wunderwasser“. Zur Darstellung von Heilquellen auf frühneuzeitlichen Flugblättern. Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 3, 235–246

Aus dem 16. und 17. Jahrhundert sind etliche Flugblätter und Flugschriften überliefert, die von wunderbaren Quellen be richten, deren Wasser heilbringende Kräfte birgt. Im Gegensatz zu den ansonsten verbreiteten Wunderzeichenberichten werden die Wunderbrunnen nicht als unheilbringende Vorzeichen, sondern als positive Wunder Gottes bewertet. Im 18. Jahrhundert setzt dann die wissenschaftliche Untersuchung der Quellen ein, die teilweise zu dem Ergebnis führt, dass das Wunder gar nicht so gesund sei, sondern im Gegenteil sogar gesundheitsschädlich sein könne. Einige Wissenschaftler kommen jedoch aufgrund der chemischen Analyse des Wassers zu dem Schluss, dass dessen chemische Zusammensetzung für die Heilkraft verantwortlich sei. Was auch immer die wissenschaftlichen Untersuchungen herausfanden, an der Anziehungskraft der Heilquellen in der Bevölkerung konnten sie – bis heute – kaum etwas ändern.

Heilquellen
Wunderbrunnen

Hammerl, Michaela: Healing by “miraculous water”. The representation of medicinal springs on the broadsides of early modern age. Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 3, 235–246

There exist quite a few broadsides and pamphlets of the 16th and 17th century telling us about miraculous fountains the waters of which are said to have a beneficial effect on one’s health. In contrast to other reports of miraculous signs these springs are not considered as ominous signs but as positive miracles done by God. Finally, the 18th century marks the beginning of the scientific research on such springs which, in part, leads to the conclusion that the miracles resulting from them are by no means healthy but, in the contrary, may even be damaging to one’s health. However, the chemical analysis of the water induces some scientists to propagate the opinion that the healing effect is based on its chemical mixture. Whatever the result of such scientific investigation was – among people the attraction of medicinal springs has not yet diminished.

Medicinal springs
miraculous fountains

Schmidt, Josef: Ein astronomisches Bilderrätsel aus der Bronzezeit. Die Himmelsscheibe von Nebra als Dokument einer historischen Supernova. Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 3, 247–265

Die Himmelsscheibe von Nebra ist als Dokumentation einer Supernova interpretierbar, die im Jahre 1356 v. Chr. im Sternbild der Zwillinge beobachtet worden war und den Supernovaüberrest G189.1+3.0 (IC443) hinterlassen hat. Die im Buch Numeri überlieferte Bileamerzählung erlaubt eine kontrollierende Bestätigung jener seltenen Planetenkonjunktion, auf deren Basis die bronzezeitliche Supernova datiert werden kann. Auch die von Amenophis IV. (Echnaton) betriebene Kultreform lässt sich als Reaktion auf das astronomische Ausnahmeereignis interpretieren, das auf der Himmelsscheibe dokumentiert ist.

Amenophis IV.
Bileam
Echnaton
G189.1+3.0 (IC443)
Himmelsscheibe von Nebra
Historische Supernova

Schmidt, Josef: An astronomical rebus of the Bronze Age. The Nebra sky disc as a document of a historical supernova. Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 3, 247–265

The Nebra sky disc may be interpreted as the documentation of a historical supernova observed in the Bronze Age, 1356 BC under Gemini, which has left the remnant G189.1+3.0 (IC443). The rare planet conjunction obviously served as a basis for dating the supernova and is confirmed by the Story of Balaam referred to in Num 22:2-25:28. The religious reform promoted by Amenhotep IV (Akhenaten) in Egypt also seems to be a consequence of the astronomical event documented on the sky disc.

Akhenaten
Amenhotep IV
Balaam
G189.1+3.0 (IC443)
historical supernova
Nebra sky disc

Benedikter, Roland: Das „Ausländischer Akzent“-Syndrom. Ein Beispiel für transdisziplinäre Fragestellungen an die Wissenschaften des 21. Jahrhunderts? Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 3, 267–283

Das sogenannte „Ausländischer Akzent“-Syndrom führt seit seiner Entdeckung im Sommer 2006 durch die breitere Öffentlichkeit zu einer intensiven und kontroversen Grundsatzdiskussion über das Wesen des Menschen. Es weist in seinen öffentlichen Repräsentations- und Symbolformen ähnliche Muster der systemischen Überschreitung von Geltungsgrenzen durch an sich segmental berechtigte Einzeldiskurse der Erkenntnis- und Handlungsdeutung auf wie die meisten neueren Grenzfälle der Problematisierung des Wesens des Menschen und seines bisherigen humanistischen Selbstbildes im Widerstreit paradigmatisch und gesellschaftlich unterschiedlicher Wissenszugriffe. Das „Ausländischer Akzent“-Syndrom vereint als medizinisch-anthropologiepolitischer Modellfall aber auch grundlegende Elemente und Perspektiven neuerer Bewusstseins- und Ich-Forschung, die in der kerneuropäischen Diskussion gegenwärtig zum Austrag kommen. Doch ohne auf neue Weise transdisziplinär-integratives, inklusives Schichten-Bau-Bild des menschlichen „Ich“ im Spannungsfeld zwischen Natur-, Gesellschafts- und Geisteswissenschaften scheint in den kommenden Jahren wenig Qualitäts-Adäquates zur weiteren anthropologischen Aufhellung dieses Syndroms auszurichten.

„Ausländischer Akzent“-Syndrom

Benedikter, Roland: The foreign accent syndrome. An example for the new transdisciplinary challenges for the sciences of the 21st century? Grenzgebiete der Wissenschaft GW 57 (2008) 3, 267–283

Since its discovery in summer 2006 the so-called “foreign accent syndrome” has opened up an intensive and controversial public discussion about the nature of the human being. The foreign accent syndrome is, at the same time, a medical and anthropological case that combines elements of the consciousness debate which is becoming increasingly important in the public sphere. It is argued that without a new transdisciplinary as well as an inclusive image of the human self in the exact interplay between natural, social and human sciences not much will be achieved to contribute to a further clarification of this enigmatic syndrome.

Foreign accent syndrome

GW 2008/4

LEITARTIKEL
Abstracts

Resch, Andreas: Die Wunder von Lourdes. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 57 (2008) 2, 99–128; 3, 235–246; 4, 291–231.

In den 150 Jahren seit den Erscheinungen der Gottesmutter vor Bernadette Soubirous von Februar bis Juli 1858 sollen sich ca. 30.000 Heilungen zugetragen haben, von denen 7.000 vom Ärztebüro dokumentiert und 67 von der Kirche als Wunder anerkannt wurden. Im Beitrag werden neben der Darlegung der medizinischen Beurteilungsformen die 67 Wunderheilungen mit Angabe der Lebensdaten der Geheilten, ihre Krankheitsgeschichte, der Verlauf der Heilung sowie die medizinische Begutachtung und kirchliche Anerkennung beschrieben. Soweit vorhanden, wurde jeder einzelne Bericht mit einem Bild der geheilten Person versehen.

Ärztebüro / Lourdes
Lourdes
Wunderheilungen

Resch, Andreas: The miraculous healings of Lourdes. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 57 (2008) 2, 99–128; 3, 235–246; 4, 291–231.

Between February and July 1858 the Virgin Mary appeared to Bernadette Soubirous. In the 150 years up to now about 30.000 miraculous cures are said to have occurred in this context, 7.000 of which were documented by the Medical Bureau and 67 have been acknowledged by the Church as miracles. Besides the different forms of medical evaluation the article also tells about the birth-and-death dates of the persons cured, their medical records, the course of healing as well as the medical assessment and the acknowledgement by the Church. As far as available, the portraits of the cured were enriched with photos.

Lourdes
Medical Bureau / Lourdes
miraculous healing

Goser, Karl: Das Bewusstsein als Tor zur transzendenten Welt. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 57 (2008) 4, 333–355.

Das Bewusstsein erscheint uns rätselhaft, es spielt für unsere Weltanschauungen eine zentrale Rolle. In dieser Arbeit wird ein Modell für das Bewusstsein skizziert, das auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen aufbaut und sich von den derzeitigen Gedankenmodellen stark unterscheidet. Nach diesem Modell ist das Bewusstsein keine mysteriöse Erscheinung, sondern ein simpler Wechselwirkungsprozess auf der Informationsebene, den man bei physikalischen Gesetzen findet und auf dem das Leben an sich beruht. Das Informationspaket des Bewusstseins ist über die Elementargröße Wirkungsquantum h an die Gehirnstruktur gekoppelt. Das Bewusstsein erhält Information aus drei Quellen: erstens über unsere Sinnesorgane, zweitens über Gedanken, die in unserem Gehirn zufällig entstehen (Fantasie), und drittens über Ahnungen aus der Geisteswelt, die als ein Informationsaustausch mit einer transzendenten Welt gesehen werden können. Bei diesen Prozessen spielt die Wärme eine wichtige Rolle: Einerseits verdeckt sie für uns mit einer Art Vorhang die Geisteswelt, andererseits dient sie als Energiespeicher. Durch dieses Modell werden die derzeitigen viel diskutierten Ergebnisse der Hirnforschung ergänzt und ein Verständnis für transzendente Ereignisse sowie für eine transzendente Welt aus Sicht der Naturwissenschaften vermittelt.

Bewusstsein
Gehirn
Glaube
Information
Naturwissenschaften
Neuronale Netze
Quantenmechanik
Religion
Transzendenz
Wirkungsquantum

Goser, Karl: Consciousness as a door to the transcendent world. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 57 (2008) 4, 333–355.

The idea about consciousness plays a decisive role for philosophies of life. This paper outlines a new model for consciousness which is quite different from the models of today, but is founded on modern scientific knowledge. According to this model consciousness is nothing mysterious but a simple process of interaction at the information level on which life itself is based, too. The information package of consciousness is coupled to our brain structure via the Planck’s constant h. The content of this information package is fed with information by three sources: our sense organs, thoughts which arise in our brain by chance (imagination, fantasy) as well as hunches from the world of thought which may be considered as an exchange of information with a transcendent world. In this model thermal energy plays an important role: On the one hand it covers the world of thought like a curtain, on the other hand it serves as an energy source. By this model the actual results of brain research can be supplemented and an understanding of transcendent events as well as of a transcendent world may be awakened from the view of sciences.

Belief
brain
consciousness
information
neural nets
Planck’s constant
quantum mechanics
religion
sciences
transcendence

Köhler, Kurt J.: Der andere Einstein – Mensch und Werk. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 57 (2008) 4, 357–378

Im vorstehenden Beitrag wird dargestellt, dass Albert Einstein, der „große Humanist“ und „größte Wissenschaftler aller Zeiten“, auch eine andere Seite hatte, die nicht zum gängigen Bild passt.
Obwohl seine Theorien orthodoxe Lehrmeinungen sind, müssen sie deshalb nicht richtig sein. Es gibt zu viele Widersprüche, die zwar als falsche Interpretationen abgetan werden, aber immer wieder das selbständige Denken herausfordern. Die Suche nach anderen Theorien scheint deshalb ihre Berechtigung zu haben.

Einstein, Albert
Raum
Relativitätstheorie
Vierte Dimension
Zeit

Koehler, Kurt J.: The other Einstein – his life and his work. Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 57 (2008) 4, 357–378

This article presents Albert Einstein, the „great humanist“ and the „greatest scientist of all times“, from a side that does not fit into the well-known image.
Though his theories are orthodox opinions, they need not necessarily be correct. There are too many contradictions which, certainly, are dismissed as false interpretations. Nevertheless, they constantly provoke autonomous thinking. Thus, the search for other theories seems to be justified.

Einstein, Albert
fourth dimension
relativity theory
space
time