Andreas Resch
AUSSERGEWÖHNLICHE ERFAHRUNGEN
Außergewöhnliche Erfahrungen spielen seit Beginn der Menschheitsgeschichte eine besondere Rolle im persönlichen wie im gesellschaftlichen Leben. Gehörten sie einst zum allgemeinenGedankengut des Menschen, so wurden sie mit dem Einsetzen der wissenschaftlichen Beurteilung des Lebens zusehends als subjektive Einbildung klassifiziert und von der wissenschaftlichen Betrachtung ausgeschlossen, weil sie dem wiederholbaren Experiment nicht zugänglich sind. Umso mehr wurden sie im Bereich der Gnosis, des Okkultismus, des Spiritismus, der Esoterik und später auch der Parapsychologie mit Interesse verfolgt und erfahren ihr umfassendste Sicht in der Paranormologie.
I. BEGRIFFE UND AUFTRETEN
Außergewöhnliche Erfahrungen, die auch als übersinnliche, paranormale, spirituelle, transzendente, magische usw. Erfahrungen bezeichnet werden gehören seit Anbeginn zum menschlichen Leben und werden heute in ihren vielfältigen Formen mit verschiedenen Begriffen belegt.
1. Begriffe
Die Vielzahl dieser unterschiedlichen Formen außergewöhnlicher Erfahrung sollen hier zunächst als Hauptgruppen in Außersinnliche Wahrnehmung, Spuk, Beeinflussungserlebnisse, Mediumismus, Wunderheilungen, Besessenheit, Mystik gegliedert, definiert und ihr Auftreten beschrieben werden.
Außersinnliche Wahrnehmung
Als Außersinnliche Wahrnehmungen (Abk.: ASW; engl.: extrasensory perception, ESP) werden Erfahrungen bezeichnet, bei denen Personen ohne Beteiligung der normalen Sinnesfunktionen Kenntnis über ihnen unbekannte Sachverhalte (Hellsehen), Gedanken und Gefühle anderer Menschen (Telepathie) oder zukunftsweisende Informationen (Präkognition) erhalten. Treten diese im Schlaf auf, spricht man von Wahrträumen.
Spuk
Als Spuk werden unerklärliche physikalische Phänomene wie Bewegung, Auftauchen und Verschwinden von Gegenständen, akustische Phänomene wie Schritte, Klopfen im Umfeld der Betroffenen, Erscheinungen in Form von Licht, Schemen und Gestalten wie auch diffuses Spüren unsichtbarer Kräfte oder Wesen bezeichnet.
Beeinflussungserlebnisse
Beeinflussungserlebnisse sind mit dem Empfinden verbunden, körperlich oder akustisch von fremden Kräften oder Wesen beeinflusst zu werden, was sich in somatischen Reaktionen oder im Hören innerer Stimmen niederschlägt. Diese Phänomene werden von den Betroffenen häufig auf schwarze Magie oder Verfluchung zurückgeführt.
Mediumismus
Unter Mediumismus werden jene Erfahrungen zusammengefasst, die im Umgang mit Praktiken wie Automatischem Schreiben, Gläserrücken oder „Channeling“ auftreten und von den Beteiligten zumeist als Kontakt mit Geistern und Verstorbenen gedeutet werden.
Wunder
Als Wunder werden jene unerklärlichen Ereignisse bezeichnet, die bei Anrufung der Fürbitte einer heiligmäßig verstorbenen Person, von Seligen und Heiligen, der Mutter Gottes oder der Hilfe von Christus oder Gott selbst eintreten. Dazu gehören insbesondere plötzliche, dauerhafte und medizinisch nicht erklärbare Heilungen, wie auch andere kontrollierbare Ereignisse, die sich jedweder wissenschaftlichen Erklärung nach dem heutigen Stand des Wissens entziehen und in einem religiösen Kontext stattfinden.
Besessenenheit
Mit Besessenheit bezeichnet man die Besetzung von Körper und / oder Geist einer Person durch überwältigende geistige Kräfte und Mächte bis zur Ausschaltung des eigenen Ichbewusstseins und der persönlichen Verhaltenskontrolle.
Mystik
Als Mystik werden Erfahrungen bezeichnet, die im Zusammenhang mit der persönlichen Verbindung mit Gott als innere Führung und Erleuchtung erlebt werden. Im Gegensatz zur Außersinnlichen Erfahrung geht es hier um ein Einheitserlebnis mit Gott, bei dem Gott zum Inhalt des Erlebens wird.
2. Auftreten
Die genannten außergewöhnlichen Erfahrungen treten normalerweise völlig unerwartet und ohne erkennbare Ursache auf. Sie können aber auch durch Techniken wie Gläserrücken, Automatisches Schreiben oder meditative Praktiken bis zu einem gewissen Grad selbst beziehungsweise nach Kontakten mit Heilern, Hellsehern bzw. durch Teilnahme an Veranstaltungen der Esoterik- oder Unterhaltungsszene gleichermaßen fremdinduziert werden.
Dabei erleben viele Menschen ihre außergewöhnliche Erfahrung positiv und können sie gut integrieren. In bestimmten Fällen, wie bei Besessenheitserlebnissen, können solche Erfahrungen aber auch Verunsicherung und Ängste auslösen, die nicht so ohne weiteres zu bewältigen sind. Solcherart betroffene Menschen suchen häufig vergeblich nach Erklärungen und konkreter Hilfe im psychosozialen Versorgungsnetz.
Die einzelnen Erfahrungsformen lassen sich nach Auftreten ihrer Häufigkeit folgendermaßen auflisten:
Beeinflussungserleben, Kinetische Phänomene, Somatische Phänomene, externe visuelle Phänomene, Ahnungen / Präkognition, akustische Phänomene (extern), Hellsehen / Telepathie, Wahrträume, Stimmenhören (intern), verändertes Bewusstsein, Spüren einer Anwesenheit, Automatismen, innere visuelle Erlebnisse, bedeutungsvolle Zufälle, mystische Erfahrungen, Wundererlebnisse.
II. AUSSERSINNLICHE WAHRNEHMUNG
Betrachtet man nun die oben angeführten Bergriffe der außergewöhnlichen Erfahrungen nach Inhalt und Eigenart, so unterscheidet die Parapsychologie drei Modalitäten der Außersinnlichen Wahrnehmung, nämlich Telepathie, Hellsehen und Präkognition.
1. Telepathie
Telepathie, das Übertragen von Informationen zwischen Lebewesen ohne Beteiligung der bekannten Sinneswege, ist die am meisten untersuchte außergewöhnliche Erfahrung. Man denke hier nur an die Pearce-Pratt-Versuche 1933 –19341, die Experimente des Mathematikers Dr. S. G. Soal2 in den 1950er Jahren, die Experimente von Dr. Mylan Ryzl3 mit Pavel Stepanek in den 1960er Jahren, die Maimonides-Experimente von 1966 –19724, die Ganzfeld-Experimente 5 in den 1980er und 1990er Jahren. In den Maimonides-Experimenten wurde versucht, träumenden Versuchspersonen Trauminhalte zu vermitteln. Bei den Ganzfeldexperimenten legt man der Versuchsperson Tischtennisbälle auf die Augen und bestrahlt diese mit rotem Licht. Die Versuchsperson hört dabei über einen Kopfhörer ein uniformes Rauschen. Dadurch soll durch Reduzierung externaler Information die Aufmerksamkeit von außen nach innen gelenkt werden, um telepathische Informationen leichter wahrzunehmen. Dieser Vorkehrung liegt nämlich die Ansicht zugrunde, dass der Mensch ständig oder zumindest häufig außersinnliche Informationen empfange, diese jedoch aufgrund der weitaus zahlreicheren lebensnotwendigen Informationen, die ständig verarbeitet werden müssen, unterdrücke.
Bemerkenswert ist auch, dass einige Autoren von einer Zunahme außergewöhnlicher Erfahrungen sprechen. Je mehr die öffentliche Verneinung der außergewöhnlichen Erfahrungen zurückgeht, umso öfter wird davon berichtet. In diesem Zusammenhang ist auch die Gallup-Umfrage von 20016 zu erwähnen, die für die US-amerikanische Bevölkerung einen signifikanten Anstieg der Einstellungen zu paranormalen Erfahrungen feststellt. Über die Hälfte sind heute von außersinnlicher Erfahrung und Geistheilung überzeugt.
2. Hellsehen
Hellsehen, Außersinnliche Wahrnehmung von Gegenständen oder Sachverhalten in Gegenwart oder Vergangenheit. Im experimentellen Bereich fasst man neuerdings eine Gruppe von Experimenten zum Hellsehen zusammen, die anfangs der 1970er Jahre wieder aufgegriffen wurden. Es geht dabei um die Prüfung, ob Versuchspersonen zu Informationen von fernen Orten (remote viewing) gelangen können. Diese Untersuchungen wurden auch von der US-Regierung aufgegriffen. Als diese 1995 die Remote Viewing-Akten von der Geheimhaltung entband, veranlasste sie eine Auswertung der Forschungsergebnisse an der u.a. die Statistikerin Jessica Utts beteiligt war, die zu folgenden Aussagen kommt: Die Untersuchungen haben gezeigt, dass 1% aller freiwilligen Versuchspersonen konsistent erfolgreich in Remote Viewing-Experimenten war. Das besagt, dass diese Fähigkeit in unterschiedlichem Ausmaß in der Bevölkerung verteilt zu sein scheint. Dabei hatten weder irgendwelche Übungen noch Trainingstechnik einen Einfluss auf die Fähigkeit. Auch Entfernung und elektromagnetische Abschirmung scheinen keine Rolle zu spielen.7
Es liegt alles an der betreffenden Person und ihrer Beurteilung der Fragestellung, wie ich dies auf dem vom 27. Juni bis 2. Juli 1977 in Tokyo, Japan, als Übersetzer des bekannten Hellsehers Gerard Croiset (1910 –1980, Abb.) mitgeteilt bekam. Croiset wurde im Japanischen Fernsehen u.a. nach einem verschollenen Jungen gefragt. Er nannte einen Kanal, in dem er einen Jungen mit gelber Jacke sah. Da dieser Kanal in einer völlig anderen Richtung lag als die Gegend, in der der Bub vermisst wurde, hielt die Polizei die Aussage für falsch. Das Fernsehen wollte die Sache trotzdem prüfen. Man ging am nächsten Tag mit Croiset zu dem genannten Kanal. Als der Kameramann auf seine Weisung hin die Kamera an einer bestimmten Stelle in den Kanal schwenkte, erblickte er eine gelbe Jacke, wie sie die Schüler in Japan zu tragen pflegten. Bei der Bergung fand man einen Jungen, der in den Kanal gestürzt sein musste. Es war aber nicht der Junge, den man gesucht hatte. Croiset kannte weder den einen noch den anderen Jungen, sondern sah nur die gelbe Jacke mit den Konturen eines Jungen, der im genannten Kanal lag. Dies zeigt, dass beim Hellsehen der optische Eindruck bestimmend ist und nicht so sehr die konkrete Information. Dafür spricht auch, dass Hellsehen nicht erlernt werden kann, sondern einfach eine Begabung ist.
3. Präkognition
Präkognition (lat. praecognoscere, Vorauswissen), das Erfahren eines zukünftigen Sachverhaltes oder Ereignisses, das nicht erschlossen und nicht erwartet werden kann. Da solche Voraussagen immer erst im Nachhinein verifiziert werden können, ist es notwendig, sie im Moment der Aussage unter Kontrolle zu protokollieren, wie dies z.B. im Fall Gotenhafen durch Christine Mylius 8 (Abb. 2) geschehen ist.
Was die diesbezüglichen experimentellen Untersuchungen betrifft, so spricht Jessica Utts in ihrem Bericht von zwingenden Befunden, dass auch präkognitive Remote Viewing-Experimente erfolgreich seien. Bei diesen Experimenten wird das Ziel erst nach Abschluss der Beschreibung ermittelt.9
Von den vielen Berichten über Prophezeiungen bis tief in die Menschheitsgeschichte sei hier nur ein Bericht von Plinius dem Jüngeren (61/62–113/15, Abb. 3) angeführt.
„Was mich besonders bestimmt, an sie zu glauben, ist die Geschichte, welche dem Curtius Rufus begegnet sein soll. Dieser hatte noch als mittellos und unbekannt sich in dem Gefolge des Statthalters in Afrika befunden: und ging, als der Tag sich neigte, in einer Säulenhalle spazieren: als eine weibliche Gestalt von übermenschlicher Größe und Schönheit ihm entgegentrat und ihm, der darüber betroffen war, sagte: Sie sehe Afri
ka, und weissage ihm die Zukunft: ,er werde nach Rom gehen, Ehrenstellen bekleiden, dann als Oberbefehlshaber in diese Provinz zurückkehren, und hier sterben.‘ Alles ist eingetroffen.“10
Sosehr auch Experimente zur Außersinnlichen Wahrnehmung vor allem mit einzelnen Personen statistisch signifikant sind, ist es bis jetzt doch nicht gelungen, das entscheidende wissenschaftliche Kriterium einer unabhängigen Replikation zu erbringen. Das besagt aber nicht, dass solche Erfahrungen, wie schon angeführt, nicht stattfinden. Weltweite Personenbefragungen dazu zeigen hier nämlich ein anderes Bild (Tab. 1).11
Damit hängt auch die Tatsache zusammen, dass man sich beim Thema Außersinnliche Wahrnehmung immer mehr auf Befragungen denn auf Laborexperimente konzentriert.
4. Psychokinese
Psychokinese (griech. kinein, bewegen; psyche, Seele; Abk. PK), Einwirkungen der Psyche auf materielle Systeme. Der Begriff Psychokinese ist allerdings bereits eine Interpretation, indem man die Psyche als Verursachung nennt, ohne zu definieren, was Psyche ist. Daher ist der neutrale Begriff Telekinese vorzuziehen.
Solch unerklärliche Einwirkungen auf materielle Systeme sind vielfach bezeugt. Ich habe selbst mit eigenen Augen unter vielfältiger Kontrolle derartige Einwirkungen auf materielle Gegenstände mit dem Sensitiven Pierre Gerard (Abb. 4) erlebt. Es war beim schon genannten Kongress in Japan. Gerard bewegte vor unseren Augen unter verschiedenen Gegenständen, die vor ihn auf den Tisch gelegt wurden, einen Glaszylinder etwa 50 cm weit über den Tisch durch die anderen Gegenstände hindurch. Er berührte dabei weder den Tisch noch den Glaszylinder von ca. 3 x 6 cm. Vielmehr sank er bewusstlos zusammen und der Puls stieg auf 132 Schläge, wie der anwesende Arzt Dr. Heinrich Huber konstatierte. Als Gerard wieder zu sich kam, sagte er, das Empfinden gehabt zu haben, als ob er zerplatze.
Bei einem weiteren Experiment bog er durch leichtes Streichen eine Eisenstange von etwa 30 cm Länge und einem Durchmesser von 1 cm um etwa 15 Grad. Ob hierbei auch von einem Einfluss der Psyche gesprochen werden kann oder ob andere Kräfte wirksam waren, lasse ich dahingestellt. An der Tatsache der beiden Beeinflussungen ohne sichtbare Ursache ist nicht zu zweifeln, waren wir doch ein Dutzend Paranormologen, die alles genau im Blick hatten, wenngleich sich die Phänomene völlig spontan ereigneten.
5. Außerkörperliche Erfahrung
Nachdem ich schon im Beitrag „Anima Mundi“ in GW 62 (2013) 3, 213–214 von meinem todesnahen Erlebnis berichtet habe, möchte ich hier doch noch einmal auf die im Mai 2013 erlebte außerkörperliche Erfahrung eingehen, weil ich sie dort nur kurz streifte.
Im Mai 2013 befand ich mich aufgrund einer bis dahin völlig unbekannten Infektion mit extrem hohem Fieber, das erst nach 12 Tagen durch den Hinweis eines Infektiologen der Universitätsklinik Innsbruck gesenkt werden konnte, gesundheitlich in einer äußerst prekären Lage. Der genannte Infektiologe, Dr. Ivan Tancevski, tippte auf eine durch Hunde oder Katzen übertragene Spulwurminfektion, ließ diesen Befund aber noch vom Tropenmedizinischen Institut in Wien abklären bzw. bestätigen, sodass schließlich die Diagnose „Infektion durch Toxocara“ gestellt und die entsprechende Medikation verabreicht werden konnte. Dies nur zur Klärung der Situation, in der meine Nahtoderfahrung stattfand.
Am 20. Mai 2013 also lag ich infektionsbedingt völlig unbeweglich und bis an die Grenzen geschwächt, jedoch bei vollem Bewusstsein und bei Tag auf der Kardiologie der Universitätsklinik Innsbruck und sinnierte vor mich hin. Plötzlich zog sich bei vollem Wachbewusstsein eine Fläche in der Breite meines Bettes in den Raum, die schließlich meinen ganzen Horizont füllte. Gleichzeitig sah ich mich in kleiner Gestalt über die Ebene dahinwandern, die sich in einer bräunlichen Umgebung, welche bis zum Firmament reichte, ausbreitete. Im gleichen Augenblick erfasste mich ein unendliches Gefühl der Freiheit und Weite, ohne jede Begrenzung durch den Körper und das Krankenzimmer. Ich war einfach auf dem Weg mit einem völlig unbekannten Wonnegefühl, das alles umhüllte. Obwohl ich mich auf der Ebene wandern sah, war das Glücksgefühl so mächtig und umfassend, dass meine Gestalt zur selbstverständlichen Nebensache wurde, die mich nur als Individuum symbolisierte, während mein Glückserlebnis den ganzen konturlosen Horizont umfasste. Ich war unbeschreiblich glücklich im Glück.
Im Gegensatz zu anderen Berichten über außerkörperliche Erfahrungen nahm ich keine hellen Farben, Gegenstände oder Personen wahr, sondern nur ein offenes, konturloses Panorama, wo ich mich dahingehen sah, selbst aber als Beobachtender in wunschlosem Glück den gesamten Horizont ausfüllte. Das Glücksempfinden war so mächtig, dass es kein Denken, Wollen und Sehnen, sondern nur Erfülltsein gab. Es war eine völlig neue Qualität von Glücksempfinden, das mit keiner anderen Bewusstseinserfahrung in der Körperlichkeit verglichen werden kann. Sämtliche Formen veränderter Bewusstseinszustände, wie Traum, Hypnose, Luzidität, Ekstase, Psychostase oder Biokömese und Biostase, können damit nicht verglichen werden. Es war eine völlig andere Welt. Wie lange ich in diesem Zustand verweilte, kann ich nicht beurteilen, da mein Zeit- und Raumempfinden ausgeschaltet war.
Langsam wurden die Ebene, auf der ich wanderte, und der Horizont immer kleiner, bis sich alles in mein Bett hinein zurückzog und ich urplötzlich meinen Körper und meine Seele wie in einem Gitterbett eingeklemmt empfand. Es war ein bodenloser Schock, der totale Zusammenbruch von Freiheit und Glückseligkeit, der mir zunächst jede Orientierung raubte. Das Empfinden der Begrenztheit und der körperlichen Beschwerden war so mächtig, dass ich mich damit nicht abfinden wollte. Ich setzte alles daran, wieder in die erlebte Raum- und Zeitlosigkeit zurückzukehren und das Glücksempfinden mit aller Kraft zurückzuholen. Doch vergebens, ich musste, raum-zeitlich begrenzt, die Last und die durch die Infektion bedingte Unbeweglichkeit des Körpers in der Enge des Bettes zur Kenntnis nehmen. Diese Enge von Bett und Krankenzimmer empfand ich zunächst wie eine andere Welt. Erst langsam wurde mir meine Realsituation wieder bewusst. Zumindest blieb die Erinnerung an das Erlebte, das Erlebnis selbst war hingegen nicht mehr wachzurufen. Nach und nach konnte ich das Erlebte in mein Denken als Nahtoderfahrung einordnen, wo ich mich doch seit Jahren mit dem Thema befasst hatte. Dabei fand ich volle Entsprechungen mit verschiedenen Berichten in Bezug auf außerkörperliche Erfahrung, Raumzeitlosigkeit und Glücksempfinden, dies alles jedoch ohne Tunnelerlebnis, Begegnung mit anderen Wesenheiten, Vernehmen von Stimmen, Gesang oder Lichtwelten. Beim Erlebnis selbst dachte ich an all diese Möglichkeiten nicht, sondern ging voll im Glückserlebnis auf.
Erst als alle Versuche der Rückholung des Erlebten bzw. eines neuerlichen Einstiegs in dasselbe gescheitert waren, musste ich auch für mich zur Kenntnis nehmen, dass es sich hier um ein Spontanereignis handelte, wie z.B. bei einer Ekstase. Der erlebte Zustand der Außerkörperlichkeit und der Nahtoderfahrung kann nicht aufgerufen werden, er ruft sich selbst auf.
Bei aller Kritik solchen Erlebnissen gegenüber kann das eine nicht verneint werden, nämlich dass es eine Erlebnisdimension frei von der Körperlichkeit gibt, die mit keiner Bewusstseinsform wie Traum, Hypnose, ozeanischem Gefühl o.Ä. vergleichbar ist. Vielleicht ist es eine Begegnung mit dem Seelengrund, der Anima Mundi, oder gar mit der Transzendenz? Eines jedenfalls kann mir nach dem Erlebten niemand nehmen: dass es ein Erlebnis außerhalb von Raum und Zeit war, mit einem Glücksempfinden, das man als himmlisch bezeichnen muss.
Damit hat für mich auch der Tod nicht nur jeden Stachel verloren, sondern ist vielmehr zum Hoffnungsträger einer Rückkehr in das Erlebte geworden.
6. Spuk
Ein besonderes Phänomen in diesem Zusammenhang sind die sich wiederholenden und unter Umständen variierenden Erscheinungen von vielfältigen unerklärlichen Geräuschen, Bewegungen von Gegenständen, Zerstörungen, vornehmlich durch Feuer, Wasserphänomene, „Kalter Hauch“, Geruchsphänomene, hinter denen eine intelligente Steuerung zu stehen scheint. Diese Phänomene werden unter der Bezeichnung Spuk zusammengefasst. Dabei unterscheidet man, grob gesprochen, zwischen ortsgebundenem Spuk, wie Spukhäusern, und persongebundenem Spuk.
Das beste Beispiel eines persongebundenen Spuks ist sicherlich der berühmte Fall Rosenheim (1967–1968)12, der mit einer Büroangestellten in Zusammenhang stand. Dies kann ich insofern bestätigen, zumal ich im Gespräch mit ihr folgendes Phänomen erlebte:
Es war 1968, als ich bei einem Besuch in Rosenheim in der Kanzlei von Rechtsanwalt Sigmund Adam mit der oben genannten Angestellten ein ausführliches Gespräch führte. Ganz plötzlich erstarrte sie, schlug die Hände über dem Kopf zusammen, starrte ins Leere und reagierte weder auf Worte noch Berührungen. Im selben Moment flogen in ihrem Bürozimmer nebenan sämtliche Schubladen aus den Tischen. Da die Tür vom Büroraum zum Vorraum, wo wir saßen, offen war, konnte ich durch die offene Tür die herausgefallenen Schubladen im spontanen Blick auf den erfolgten Krach hin sehen. Mit einem Sprung innerhalb von Sekunden war ich auch schon im Büroraum, wo ich alle herausgefallenen Schubladen und die völlig verstörte Hilfskraft sah. Das Herausfallen der Schubladen selbst konnte ich nicht beobachten. Die Hilfskraft saß völlig benommen in der Ecke des Raumes und verneinte auf meine Frage hin jede Mittäterschaft. Es wäre auch rein zeitlich nicht möglich gewesen, die Schubladen innerhalb einer Sekunde per Hand herauszuziehen. Als ich zu der Büroangestellten in den Vorraum zurückkam, erholte sich diese langsam und wurde wieder ansprechbar. Sie bemerkte das Geschehen selbst nicht, sondern hatte nur das Empfinden zu zerplatzen, so wie seinerzeit Pierre Gerard beim Bewegen des Glaszylinders.
Berichte von derartigen Vorkommnissen, insbesondere im Form von Spuk, sind weltweit bekannt und zeigen in der Vielschichtigkeit der Phänomene über die Jahrhunderte hinweg auffallende Entsprechungen, wie folgender exemplarischer ortsgebundener Spuk veranschaulicht, von dem ebenfalls Plinius der Jüngere berichtet:
„Zu Athen war ein großes und geräumiges, aber verrufenes und Unheil bringendes Haus. In der Stille der Nacht hörte man Eisen klirren, und wenn man genauer horchte, Ketten rasseln, zuerst in der Ferne, dann in der Nähe: bald erschien eine abgehärmte und hässlich abgezehrte Greisengestalt, mit langem Barte, struppigen Haaren; welche an Händen und Füßen Fesseln und Ketten trug und schüttelte. Die Bewohner durchwachten daher traurige und schreckliche Nächte: auf das Wachen folgte Krankheit, und bei zunehmender Angst der Tod. Denn auch bei Tage, wenn das Gespenst verschwunden war, schwebte die Gestalt in der Einbildungskraft vor den Augen, und die Furcht dauerte länger als die Ursache derselben. Das Haus blieb endlich leer und verödet, und ganz jenem Ungethüm überlassen. Doch wurde es ausgerufen, ob es Jemand kaufen oder miethen wollte, der von diesem großen Uebelstand nichts wusste.
Der Philosoph Athenodorus kommt nach Athen, liest den Anschlag: und da er von dem Preise hört, der ihm durch seine Wohlfeilheit verdächtig wird, erkundigt er sich, erfährt Alles, und miethet sich nichts desto weniger, ja um so lieber ein. Als es anfängt Abend zu werden, lässt er sich in dem vordersten Zimmer des Hauses sein Lager bereiten, fordert Schreibtafel, Griffel, Licht, entlässt alle seine Leute in die inneren Gemächer; er selbst richtet Geist, Augen und Hand auf’s Schreiben, damit nicht die Seele unbeschäftigt sich die bekannte Gestalt und ein leeres Schattenbild schaffe. Anfangs herrscht, wie überall, Stille der Nacht: bald aber klingt es wie Eisen, Ketten rasseln: Jener schlägt die Augen nicht auf, legt den Griffel nicht nieder, sondern ermutigt seinen Geist, und verwahrt sich gegen die Eindrücke des Gehörs: jetzt wird das Getöse stärker, es nähert sich, jetzt scheint es auf der Schwelle, jetzt im Zimmer zu seyn: er blickt auf, sieht und erkennt die beschriebene Gestalt. Sie steht und winkt mit dem Finger, als wollte sie rufen; auch er gibt ein Zeichen mit der Hand, ein wenig zu warten, und fährt fort zu schreiben: da schüttelt sie die Ketten über seinem Haupt, während er schreibt: er blickt auf, und sie winkt wieder, wie vorher: jetzt zögert er nicht länger, nimmt die Lampe und folgt. Jene schreitet langsam, wie von den Fesseln belastet: nachdem sie in den Vorhof des Hauses abgelenkt, verschwindet sie plötzlich, und lässt den Begleiter zurück: Dieser, allein gelassen, bricht Gras und Blätter ab, und bezeichnet damit die Stelle. Den folgenden Tag geht er zu den Behörden, und verlangt, sie sollen den Ort aufgraben lassen. Man findet Gebeine, welche in Ketten geschlagen und umschlungen, und von dem durch die Zeit und in der Erde verwesten Körper nackt und kahl in den Fesseln geblieben waren: sie werden gesammelt und öffentlich begraben. Von der Zeit an war das Haus von diesen gebührend zur Erde bestatteten Manen befreit.“13
In diesem Bericht sind die vielfältigsten Themen angesprochen, die bei Spuk auftreten wie: Bewegung leichter Gegenstände, Objekte, die gleichsam aus der Luft kommen wie etwa Steine, das Verschwinden von Gegenständen, Apporte, Penetrationen, Auftreten von Flüssigkeiten, Feuer und Graffiti, Geräusche, Schränke, Türen, Fenster, die sich von selbst öffnen. Dabei macht alles den Eindruck, als ob eine Intelligenz dahinterstünde.14
In diesem Zusammenhang finden sich auch Beeinflussungserlebnisse und mediumistische Phänomene wie Kontakt mit Verstorbenen, worauf hier aus Platzgründen nicht näher eingegangen werden kann.
III. BESESSENHEIT
Was konkret die Besessenheit anbelangt, so müssen im Rahmen der Zusammenarbeit von Krankenkassen und Nervenärzten in Deutschland – Ähnliches gilt für andere Länder – alle Diagnosen nach dem Internationalen Diagnosen-Schlüssel ICD-10 klassifiziert werden. In diesem Schlüssel findet sich unter der Nummer F 44.3 die Beschreibung von „Trance- und Besessenheitszuständen“. Dies sind
„Störungen, bei denen ein zeitweiliger Verlust der persönlichen Identität und der vollständigen Wahrnehmung der Umgebung auftritt; in einigen Fällen verhält sich ein Mensch so, als ob er von einer anderen Persönlichkeit, einem Geist, einer Gottheit oder einer Kraft beherrscht wird. Aufmerksamkeit und Bewusstsein können nur auf ein oder zwei Aspekte der unmittelbaren Umgebung begrenzt und konzentriert sein und häufig findet sich eine eingeschränkte, aber wiederholte Folge von Bewegungen, Stellungen und Äußerungen“15.
Nach dem diagnostischen Manual DSM IV psychischer Störungen wird die Besessenheit unter die „dissoziativen Störungen (oder hysterischen Neurosen)“ eingeordnet:
„Die Überzeugung der Besessenheit von einer anderen Person, einem Geist oder einem anderen Wesen kann als Symptom einer Multiplen Persönlichkeitsstörung auftreten. In solchen Fällen ist das Symptom, besessen zu sein, in Wirklichkeit Ausdruck der Erfahrung des Einflusses der anderen Persönlichkeit auf das Verhalten und die Stimmung des Individuums. Das Gefühl der ‚Besessenheit‘ kann jedoch nicht nur als Symptom der dissoziativen Störung auftreten, sondern auch als Wahn in einer psychotischen Störung, z.B. der Schizophrenie.“16
Nur zu oft wird solchen Erscheinungsformen, die man heute als modifizierte oder „veränderte“ Bewusstseinszustände (im eigentlichen Sinne von Veränderung) bezeichnet, ohne Zögern der Stempel der Geisteskrankheit aufgedrückt.
1. Formen der Trance
Was unser Thema betrifft, so ist vielmehr zwischen den verschiedenen Formen der Trance, insbesondere der Besessenheitstrance, sowie dem neurotischen und psychotischen Besessenheitsverhalten zu unterscheiden.
a) Allgemeine Trance
Mit Trance (transitus = Übergang) wird ganz allgemein der Zustand des Übergangs vom Protobewusstsein zur Hypnose bzw. die Bewusstseinseinengung durch Konzentration auf einen Erfahrungsbereich mit Abschwächung von Denken, Wollen, Wahrnehmen und Kontrolle der Körperhaltung bezeichnet. Es geht dabei um jene Augenblicke, in denen sich der völlig normale Mensch Illusionen, Augenblickshalluzinationen und Vorstellungen akustischer wie visueller Natur hingibt, was vor allem der Ausspruch „Ich war einen Augenblick weg“ so treffend bezeichnet.
b) Besessenheitstrance
Zu diesen Merkmalen der Allgemeinen Trance kommt bei der Besessenheitstrance noch der Aspekt der Besetzung durch ein anderes Wesen hinzu. In manchen Kulturen sind Form, Praxis, Erfahrung und Bedeutung der Besessenheitstrance der beobachtenden Gemeinde bekannt. Diese wird daher als eine allgemeine soziale Erfahrung und nicht als eigentliche Besessenheit verstanden. Es handelt sich dabei um ein innerpersönliches Ereignis, das selbst induziert, von einem Heiler oder durch eine religiöse Handlung als Teil der Durchführung eines Exorzismus hervorgerufen, aber auch als Manifestation einer vermeintlichen Besessenheit erfahren werden kann. In all diesen Fällen wird die Besessenheitstrance im Kontext spezieller Riten und Aktivitäten einer Gemeinde als völlig normale Ausdrucksform betrachtet.
Dazu gehört auch das neurotische Besessenheitsverhalten, das im Gegensatz zur Besessenheitstrance keine spezifischen Bewusstseinsinhalte aufweist, sondern nur Verhaltensmuster zeigt, die von manchen Kulturgruppen als Form der Konfliktaustragung verstanden werden.
c) Psychotisches Besessenheitsverhalten
Wenngleich es zwischen neurotischen und psychotischen Syndromen Überlappungen gibt, zählt man zum psychotischen Besessenheitsverhalten eine Reihe kulturgebundener reaktiver Syndrome, wie Amoklaufen, Latah (das zwangsmäßige Nachahmen von Handlungen bei Malayen, Afrikanern und Lappländern), Koro (die vor allem in Asien epidemisch auftretende Angst, der Penis könnte sich in den Körper zurückziehen, was zum Tod führen würde), Pibloko (auch „arktische Hysterie“ genannt – ein- bis zweistündige Anfälle vor allem bei Frauen, mit tierischem Schreien und Zerreißen der eigenen Kleider – nach dem Anfall sind die Personen völlig normal), Witiko (die Angst, in ein Monster verwandelt zu werden) oder gewisse Verhaltensmuster des Voodoo-Rituals. Die Symptome sind charakterisiert durch ein stereotypes Verhalten meist psychotischen Ausmaßes, das kulturell eindeutig als pathologisch bezeichnet wird.
Untersuchungen von 488 Volksgruppen weltweit durch E. Bourguignon (1973)17 haben gezeigt, dass 90% dieser Gruppen den einen oder anderen der angeführten Zustände institutionalisiert haben. Dabei verdient die Feststellung besondere Beachtung, dass die einfacheren Volksgruppen Tranceverhalten pflegen, während die komplexeren Gesellschaften, d.h. solche, die ihre Informationen nicht von Angesicht zu Angesicht austauschen, sondern durch eine Symbolsprache, mit Besessenheitstrance befasst sind.
Während der Glaube an dämonische Besessenheit und Exorzismus sehr weit gestreut ist, sind das aktuelle Auftreten von Fällen dämonischer Besessenheit und die Praxis des Exorzismus begrenzter. So ist z.B. das Auftreten von Dämonologie meist mit folgenden sozialen Gegebenheiten verbunden:
– bedrückende soziale Struktur, aktuell vor allem Mangel an Sinngebung,
– Verlust des Vertrauens in die Effizienz der Institutionen,
– scheinbare Unfähigkeit der betreffenden Institutionen, mit den Übeln der
gegebenen Situation fertigzuwerden.
Wenn diese Faktoren gegeben sind, gibt es für den Einzelnen zunächst nur zwei Möglichkeiten, nämlich den Kampf entweder nach außen oder nach innen zu verlagern, sofern eine Lösung auf der Bewusstseinsebene erfolglos bleibt oder gar nicht angestrebt wird. Die Wende nach außen führt zur Personifizierung des Umfeldes in böse Dämonen. Die Verschiebung des sozialen Protestes nach innen in Form von Selbstanklage kann zur Erfahrung persönlicher Besessenheit werden. Das Erleben von sozialem Übel wird personifiziert, wobei der Angeklagte, der Kläger und der Exorzist die Symbolisierung des sozialen Konflikts in einer Ersatzform zu lösen suchen, weil aktiver Protest und Reform unmöglich scheinen.
2. Der Besessene
Die Zentralgestalt dieser Konflikte ist der „Besessene“, bei dem der Teufel als Personifizierung des Bösen angeblich das Sagen hat. Es kann sich dabei aber auch um einen Geistesgestörten, einen körperlich oder geistig Behinderten, eine multiple Persönlichkeit oder schlicht und einfach um einen ganz alltäglichen Sündenbock handeln, der nun für seine oder andere Unzulänglichkeiten bezahlen muss und darauf entsprechend reagiert. Der Ausbruch der Reaktionen des „Besessenen“ ist allerdings nicht vorherzusehen:
„Zuweilen geschieht es ganz plötzlich, dann wiederum gehen deutliche Anzeichen voraus: der Betroffene schließt sich ab, beginnt zu schweigen, sein Blick geht ins Leere, die Pupillen verengen sich zu einem Punkt, er beginnt tief zu atmen, zeigt Ekel und neigt zu Brechreiz; alsdann setzen teils ruckartige Bewegungen ein, die sehr oft auf den Hals- und Schulterbereich beschränkt sind, Zittern am ganzen Leib macht sich bemerkbar. Mehr oder minder verständliche Schreie und Röcheln machen sich breit, unflätige Reden prasseln hernieder, die Schreie werden immer dröhnender, hefte Bewegungen durchzucken den ganzen Körper und verlaufen immer unkoordinierter, bis schließlich die motorische Krise in höchst bizarre und unnatürliche Haltungen ausartet. In der Folge flaut die Krise ab, das Opfer ist sehr geschwächt, manchmal schläft es ein, um ein paar Minuten später mit derselben Abfolge der Verhaltensformen zu beginnen; oder es kommt zu keiner Krise mehr. Fast immer jedoch kommt es zu einer verstärkten Urinabsonderung. Nach einiger Zeit ist sein Verhalten entspannt, die Haltung ist aufrecht und auch die Ausdrucksweise ist bestimmt. Der Betroffene macht ganz den Eindruck, als könne er sich an nichts mehr erinnern.“18
3. Der Exorzist
Eine besondere Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Person des Exorzisten, bei dem es sich beim Exorzismus in der katholischen Kirche um einen geweihten und zur Ausübung ermächtigten Priester handelt, der mit seiner ganzen persönlichen Überzeugungskraft und der vom Ordinarius des Ortes Fall für Fall eingeholten Erlaubnis den Ritus durchführt.
Beim sogenannten Laienexorzismus gibt der „Exorzist“ entweder vor, im Namen Gottes zu handeln oder aber in der Überzeugung, eine personalisierte Schlacht zu schlagen, in der er seine Bildung, seinen Scharfsinn, seine Erkenntnisfähigkeit und seine persönliche Berufung vor einem Publikum zur Schau stellt, das nichts Alltägliches erwartet, sondern nach Sensationen heischt. In diesem Fall wird der Exorzismus zu einem Ritual, das sich bis ins Unendliche wiederholt. Die Leute stellen sich oft in Reihen an, um vor allem von angeblichen Verfluchungen befreit zu werden, insbesondere, wenn eine geliebte Person durch ein Zeichen das Ende der Beziehung angezeigt hat. So habe ich bei einem solchen Laienexorzisten eine lange Reihe von jungen Damen, aber auch Männern angetroffen, die Befreiung von der angeblichen Verfluchung durch den Partner suchten, um einen neuen Partner finden zu können, zumal in gewissen Gebieten eine verfluchte Person von allen gemieden wird. Andererseits begegnete ich sogenannten „Besessenen“, die von einem Exorzisten zum anderen wandern und das Ritual des Exorzismus zur Belustigung wie auch zur Beklemmung der Zuschauer mitgestalten. Dabei kommt es bei den Teilnehmern zuweilen zu veränderten Bewusstseinszuständen wie Trance und Konvulsionen.
Dr. Giorgio Gagliardi (Abb. 5) und Dr. Marco Margnelli (Abb. 6), die sich bei ihrem Studium der veränderten Bewusstseinszustände eingehend mit den psychophysiologischen und verhaltensspezifischen Veränderungen befassten, welche bei solchen Exorzismen von Besessenen oder Umsessenen auftraten, fügten die dabei gewonnen Daten zusammen. Dabei werden die untersuchten Parameter auch denen anderer Bewusstseinszustände gegenübergestellt, um eine Vergleichsmöglichkeit zu bieten. Zu bedenken ist, dass vor allem die mediumistische Trance noch wenig untersucht wurde (vgl. Tab. 2–3).19
ie gewonnen psychophysiologischen Daten zur Besessenheitstrance machen auf alle Fälle deutlich, dass der Exorzist mit einem gediegenen psychophysiologischen Wissen ausgestattet sein muss, um die Hilfe suchende Person durch den Ritus des Exorzismus nicht in ihrer Überzeugung des Besessenseins zu stärken, wo sie in Wirklichkeit nur an psychophysiologischen Störungen leidet. Aus diesem Grund wird heute der feierliche Exorzismus, d.h. im Auftrag des Bischofs, nur selten vorgenommen.
4. Terminologie
Neben der Kenntnis möglicher psychophysiologischer Störungen muss der Exorzist in der katholischen Kirche auch über die Formen eventueller dämonischer Implikationen informiert sein. Um hier mit einheitlichen Begriffen zu arbeiten, haben sich die Exorzisten Italiens auf die Verwendung folgender Begriffe geeinigt:
Äußere Störungen: Der Teufel bzw. sein Exponent befindet sich vollkommen außerhalb der Person, die durch tätliche Angriffe, Behinderungen, Geräusche usw. beeinträchtigt werden kann. So geschah es auch bei einigen Heiligen.
Dämonische Infestationen: Diese betreffen vor allem Häuser, Büros, Geschäfte, Werk- und Lagerstätten, Gegenstände, Tiere. Schon Origenes spricht davon unter Erwähnung vorgenommener Exorzismen.
Dämonische Obsessionen: Sie beeinträchtigen vor allem Körper, Gesundheit, Beziehungen, Familie und manifestieren sich durch seltsame Nöte, die keine andere Erklärung zulassen.
Dämonische Umsessenheit: Wie schon der Begriff zum Ausdruck bringt, wird die Person von Gedanken, Wünschen, aufwühlenden und angsteinflößenden Mitteilungen, von Verzweiflung, Mord- und Selbstmordgedanken, Flüchen und Wollust gequält.
Dämonische Besessenheit: Es sind dies die klassischen Besessenheitsformen, bei denen die Person gespalten ist. Sie spürt auf vielerlei Weise die Präsenz einer anderen Wesenheit, die in ihr lebt und sie konditioniert, dominiert und attackiert; ein Etwas, das (auch mit Gewalt) auf jedwede Provokation reagiert, vor allem auf alles Heilige, das Gebet, das Schriftwort, die Sakramente, den Priester, insbesondere den Exorzisten; eine Wesenheit, welche die Person in Trance versetzen, in unbekannten Sprachen sprechen, hellseherische Erfahrungen und Vorahnungen haben, übermenschliche Kräfte annehmen lassen kann usw.
Dämonische Unterwerfung: Eine solche liegt vor, wenn die Person freiwillig in einem expliziten oder impliziten Pakt die Abhängigkeit vom Teufel oder von Geistern akzeptiert hat.20
Mit dieser terminologischen Festlegung sollen die Aufgaben des Exorzisten in der katholischen Kirche besser umschrieben werden.
5. Auftrag und Praxis
Als 1986 Kardinal Anastasio Ballestrero von Turin die Diözese, Italien und möglicherweise die ganze Welt schockierte, indem er 6 Exorzisten bestellte, befand sich auch der 2013 verstorbene Salesianerpater Giuseppe Capra (Abb. 7) unter ihnen, und zwar nicht aufgrund von Neigung und Ausbildung, sondern einfach, weil er die pastorale Sorge seines Bischofs teilte, der so vielen verzweifelten Menschen Gehör und Antwort verschaffen wollte, die sich von einer verlogenen Gesellschaft und Kultur verraten und enttäuscht fühlten. Diese Gesellschaft hat nach Capra Opfer und Kreuz abgeschafft und stattdessen einem Materialismus, Konsumismus und Hedonismus das Wort geredet, eine Freiheit ohne Grenzen und sofortiges Glück auf raschestem, bequemstem und breitestem Weg versprochen, an dessen Ende Enttäuschung und Trostlosigkeit stehen.
Für die 6 Exorzisten wurden 6 marianische Wallfahrtsorte als Zentren der Anhörung bestimmt, damit die betroffenen Menschen eine Antwort auf ihre Probleme in nächster Nähe finden können. Die Menschen verspüren laut Capra in solchen Situationen nämlich eine große Neigung, sich der Magie zuzuwenden, einen Magier oder Sensitiven aufzusuchen, der Fotografien deutet, einem in die Augen schaut, bei Berührung ein Frösteln oder Wärme verspürt bzw. verspüren lässt, die Frage stellt, ob man unter einem unheilvollen Einfluss steht und diesen dann ohne viel Aufhebens durch ein intensives und wirksames (magisches) Gebet aus der Welt schafft. Die größte Schwierigkeit bei der Arbeit mit den Betroffenen besteht darin, ihnen klarzumachen, dass die Lösung ihres Übels viel komplexer und begründeter ist, als sie denken.21
Um dies sagen zu können, muss ein Exorzist in voller Offenheit und persönlichem Einsatz schrittweise in die Aufgaben hineinwachsen. So versuchte Capra, sich in den ersten drei Jahren vor allem der Anhörung Hilfesuchender zu widmen, bis ihn am 24. Mai 1989 ein eindrucksvoller Fall von Befreiung dazu veranlasste, künftig seine gesamte Arbeit als Exorzist zu gestalten. Den Fall beschreibt er so:
„Betroffen war ein elfjähriges Mädchen, das seit drei Monaten auf mysteriöse Weise von einem unsichtbaren Aggressor gequält wurde, der sie terrorisierte, schlug, aus dem Auto zerrte, dessen Türen sich während der Fahrt öffneten, der sie in der Schule des Öfteren ganz plötzlich am Körper verletzt hatte, ihr vor allem an den Armen Wunden zufügte, die große Narben hinterließen nach Art der Stigmen, …; das Mädchen hatte die Schule verlassen, jedwede Fröhlichkeit und Aktivität waren von ihm gewichen und es lebte in tiefer Verdrossenheit; es schloss sich ein und fiel des Öfteren in einen seltsamen Schlaf. Nach mehreren Versuchen da und dort brachte man es schließlich nach Mariahilf und wir vereinbarten uns wie folgt: ich nahm der ganzen Familie (Mutter, Vater, Großeltern, Tante) die Beichte ab, wir gaben uns verstärkt dem Gebet hin, vor allem der Vater betete auch während der Arbeit den ganzen Tag über den Rosenkranz; am Abend versammelten wir uns zur Anbetung des ausgesetzten Allerheiligsten, wobei wir Gleichnisse Jesu oder Begebenheiten aus seinem Leben lasen und Glaubensbezeugungen und Lobpreisungen machten. Am Abend des 20. Tages, dem 24. Mai, wurde das Mädchen wie von unsichtbarer Hand zu Boden geschleudert, wo es lange Zeit wie tot oder ohnmächtig liegen blieb. Plötzlich erwachte die Kleine und sprang schreiend auf: ,Papa ich bin frei! Das haben mir Jesus und der Engel gesagt; sie haben die drei [es war schon früher die Rede von drei Dämonen gewesen] wie Feuerflammen genommen und in einen eisernen Schrank gesperrt mit den Worten: Schluss mit den Gemeinheiten!‘ Es kam zu keinerlei nennenswerten Ereignissen mehr, das Mädchen hatte noch mit einigen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, die aber innerhalb eines Jahres verschwanden. “22
Was den Ursprung der Torturen anbelangt, so gibt es hier, wie Capra weiter berichtet, keine gesicherten Erkenntnisse: nur, dass die Kleine beim Gebet manchmal eine Tante sah, mit der sie einmal die Ferien verbracht hatte; diese war die Freundin und Schülerin einer Magierin und machte das Mädchen ein Omelett essen, in dem sich Haare des Mädchens befanden.
a) Erster Kontakt
Personen, die mit mir Kontakt aufnehmen wollten, fuhr Capra fort,
„bekommen ein Formular ausgehändigt, aus dem hervorgeht, dass ich in dieser Funktion zusammen mit dem Arzt Dr. Giorgio Gagliardi für die Diözese Turin arbeite und dass ich – um über das spezifische Problem hinaus einen allgemeinen Einblick in die Lebenshaltung der Betroffenen zu gewinnen – eine Zulassungsprüfung durch den zuständigen Pfarrer oder einen anderen Priester verlange; es ist dies eine Methode, die viele Priester davon abhält, vorschnell mit den Floskeln: ,Gehen Sie zum Arzt, zum Psychologen, zum Psychiater…‘ zu urteilen. Sehr oft findet sich nämlich schon bei solchem Anhören vor Ort eine Lösung…; oder es bemerken in solchen Gesprächen über das spirituelle Leben bzw. beim Versuch eines gemeinsamen Gebets auch Priester, die keine Exorzisten sind, dass hier etwas Merkwürdiges vorliegt, das die Person in ihrer Freiheit einschränkt, sie vor allem daran hindert, zu beten und positive Gefühle zu empfinden“23
Nur in solchen Fällen, können sie die betreffenden Personen zum Exorzisten schicken. Capra gewährte dabei den Neulingen, durchschnittlich 5 bis 6 Personen aus einem Kreis von 30 bis 40,
„eine erste Anhörung; wenn möglich, ersuche ich sie um Ablegung der Beichte, auch mit Blick auf die Familie, die Vorfahren, jene Personen, die auf sie den größten Einfluss hatten, wobei ich insbesondere die Verfehlungen des Hasses, der Rache, der Verfluchung, der Gewalttätigkeit, der Verzweiflung, des Mordes und der Abtreibung, der Grausamkeit und der Lüge, des Aberglaubens, des Kontaktes mit okkulten Mächten und der Anwendung okkulter Kräfte, der schweren sexuellen Ausschweifungen und familiären Disharmonie sowie der Drogen- und Alkoholabhängigkeit hervorhebe. In der Regel hören sie zum ersten Mal, dass auch die Wunden, die der Familie, dem Stammbaum und der Gemeinschaft zugefügt wurden, miteinbezogen werden und wir für alle Vergebung und Heil erbitten müssen; fast nie wurden die abgetriebenen Föten als Personen betrachtet, mit denen es sich zu versöhnen galt, die man annehmen, denen man einen Namen geben und eine Wunschtaufe gewähren, von denen man sich eine kleine Erinnerung bewahren und über deren Existenz man sich freuen solle, um sich auf diese Weise von nagenden Schuldgefühlen zu befreien“24.
b) Befreiungsgebet
Wenn die für den Rosenkranz vorgesehene Stunde zu Ende war, begann Capra mit dem eigentlichen Gebet der Erkenntnis, Befreiung und Heilung. Unter „Heilung“ verstand er die Heilung von emotional-affektiv-existentiellen Wunden, aber auch von anderen Unzulänglichkeiten.
Dabei kann der Exorzist genauso vorgehen wie bei der Taufe: er wiederholt den Namen, macht das Kreuzzeichen auf die Stirn, spricht ein kurzes Bibelwort, ruft die Jungfrau Maria und die Heiligen an, erinnert an die Salbung mit dem Katechumenenöl, segnet das Wasser und ermuntert vor allem zur Erneuerung des Taufversprechens und zum radikalen Widersagen an alles, was sich dem erlösenden Glaubensakt in den Weg stellt.
Diese Arbeit, die sehr viel Geduld erfordert, wird durch die Erfahrung des spirituellen Weges in einer geeigneten Gebetsgruppe, die besonders entschlossen und ausgeglichen ist, erleichtert und bildet den Hintergrund der unmittelbaren Konfrontation, die sich in der dramatischen Form äußert, welche den Exorzismen und Befreiungsgebeten eigen ist.
Vom feierlichen Exorzismus wird nur in den schwersten Fällen Gebrauch gemacht, weil man den jeweiligen Bewusstseins- und Freiheitsgrad des Leidenden genau beobachtet. Wirkt der Hilfesuchende wie gelähmt, versagt seine Stimme, ist er des Gehörs beraubt oder wird er von seinem Feind gequält und terrorisiert, hilft man ihm, Akte der Entsagung, der Wahl und des Glaubens auch in einfachster Form zu setzen. Bei schwersten Fällen werden hingegen, nach Capra, an mindestens zwei Tagen in der Woche in Anwesenheit von Ärzten Exorzismen durchgeführt. Dabei ist die Hilfe von Ärzten, Psychologen und Fachleuten, die sich mit veränderten Bewusstseinszuständen befassen, unerlässlich. Die Bischöfe sollten solche Teams von Helfern und Experten rund um den Exorzisten und die Gebetsgruppe fördern, um das Feld nicht den Laienexorzisten zu überlassen oder die Betroffenen einfach der Psychiatrie zu übergeben. Auf der anderen Seite muss der Exorzist darauf bedacht sein, den vermeintlich Besessenen durch den Exorzismus in seiner Überzeugung, besessen zu sein, nicht zu bestärken oder gar zu fixieren, wo dieser eventuell nur an psychischen Störungen leidet. Daher muss jeder Exorzismus mit „solltest Du“ vom Teufel besessen sein eingeleitet werden. Der „Besessene“ muss – sofern er dazu in der Lage ist – darüber aufgeklärt werden, dass niemand eine absolute Sicherheit für sein Besessensein abgeben kann. Es gibt kein Messgerät und keinen sicheren Test für Besessenheit. Der Exorzist muss sich nach allem Abwägen zumindest sagen können: Wenn es nicht hilft, schadet es nicht. Die Formel selbst muss entschieden gesprochen werden:
„Weiche Satan, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes;
weiche durch den Glauben und das Gebet der Kirche;
weiche durch das Kreuzeichen Jesu Christi unseres Herrn, der lebt und herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit.“25
Man könnte dies alles als magischen Formalismus der Vergangenheit abtun, hätte man nicht selbst, abgesehen von zahlreichen Heilungsberichten in diesem Zusammenhang, die Wirkung eines solchen Gebetes erfahren.
c) Die Macht des Gebets
Vor einiger Zeit rief mich ein Arzt an und bat mich um ein Gespräch mit einer besonderen Patientin. Es handelte sich um eine etwa 30-jährige Frau, Mutter von mehreren Kindern. Während sie bei Tag der Arbeit nachgehen konnte, musste sie abends seit fünf Jahren in ein Gitterbett gelegt werden. In letzter Zeit, sagte der Arzt, hätte er zur Morphiumspritze greifen müssen, was er nicht weiter verantworten könne. Eine Einweisung in die Klinik lehne die Frau ab. Sie sei jedoch bereit, mit mir zu sprechen. Ich antwortete ihm, dass der Fall auch meine Kompetenz übersteige. Trotzdem sollte ich mit ihr sprechen. Nur sprechen könne man ja immer, sagte ich. So brachte man die Frau in meine Sprechstunde. Ich ließ sie auf der Couch Platz nehmen und setzte mich, wie sonst bei Kurzgesprächen üblich, neben sie hin, um die Qualität ihrer Ausstrahlung und Reaktionen zu prüfen. Im selben Moment verspürte ich einen Schlag wie mit einer Eisenstange gegen meine Brust, sodass ich alle Mühe hatte, die Haltung zu wahren. Der verursachte Schmerz dauerte in aller Heftigkeit an. In einer völlig unbedachten Reaktion sagte ich zu ihr, dass ich ihr als Psychologe nicht helfen könne, da sie psychisch gesund sei. Ich könne ihr aber als Priester helfen, und ich sprach ganz leise das oben genannte Exorzismusgebet. Da verschwand ganz plötzlich der Schmerz in meiner Brust, die Frau fühlte sich frei und ich verabschiedete sie nach einem kurzen Gespräch. Es verlief alles in einer in sich geschlossenen Empfindungseinheit, die von selbst den Abschluss setzte.
Erst als die Frau den Raum verlassen hatte wurde mir mein Verhalten bewusst. Dabei hatte ich das ungute Gefühl, sie nur getröstet, ihr aber nicht geholfen zu haben, zumal ich die psychologische Hilfe stets vom priesterlichen Dienst trennte. Psychologisch hatte ich ihr tatsächlich nichts geboten. Ich handelte vielmehr unbewusst und völlig spontan.
Am nächsten Tag rief der Arzt an und teilte mir mit, dass die Frau vollkommen gesund sei. Zehn Jahre später kontaktierte mich die Frau nach einem Vortrag in einer Stadt ihrer Gegend, um sich bei mir zu bedanken und mir mitzuteilen, dass sie nach jener Begegnung schon zehn Jahre gesund sei.
Was damals ihre Heilung bewirkt hat, kann ich nicht sagen. Jedenfalls war es die Macht des Gebets.
IV. WUNDER
Zu den am besten dokumentierten außergewöhnlichen Erfahrungen gehören jene paranormalen Phänomene, die als Wunder bezeichnet werden. Damit treten wir in die Erfahrung des Außergewöhnlichen im religiösen Kontext ein, denn von Wundern ist nur dort zu sprechen, wo ein unerklärliches Ereignis letztlich auf das Einwirken Gottes zurückgeführt wird. Die dabei eingesetzten Untersuchungsmethoden habe ich in den Bänden Wunder der Seligen 26, Die Wunder von Lourdes 27 und Die Wahren Weltwunder 28 beschrieben.
Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang die von Benedikt xiv. erstellten Kriterien zur Beurteilung von Wunderheilungen:
1. Die Krankheit muss schwer und ihre Heilung nach dem Urteil von Fachärzten extrem schwierig bis unmöglich sein.29
2. Die Krankheit darf sich nicht schon kurz vor dem Abklingen befinden.30 Es spricht jedoch keineswegs gegen ein Wunder, wenn die Krankheit auf die übliche Weise mit Medikamenten oder anderen ärztlichen Mitteln behandelt werden könnte, diese Mittel dort aber fehlen, wo sich das Wunder ereignet.31
3. Es dürfen keine Medikamente verabreicht worden sein, die eine solche Krankheit heilen könnten. Es muss ferner sicher sein, dass sich die eventuell verwendeten Medikamente als unwirksam erwiesen.32
4. Die Heilung muss plötzlich erfolgen.33
5. Die Heilung muss vollständig sein.34 Es dürfen lediglich harmlose Folgeerscheinungen zurückbleiben, etwa eine Narbe.35
6. Der Heilung darf keine Krise vorausgegangen sein.36 Nach Galenus könne die Natur eine Heilung nämlich auf dreifache Weise bewirken: durch Dekubitus, durch Krise und durch einfache Remission.37 Die Heilung muss sich als stabil und dauerhaft erweisen.38
Diese Kriterien sind grundsätzlicher Natur, insbesondere jene, denen zufolge sich die Heilung von einer schweren Krankheit als plötzlich, vollständig und dauerhaft erweisen muss. Sie gelten daher für die Heilungen in Lourdes ebenso wie für die Heilungen bei den Kanonisationsverfahren.39
In Lourdes hat es sich in diesem Zusammenhang als Regel eingespielt, dass der Internationalen Ärzte-Vereinigung erst dann eine Heilung zur weitergehenden Prüfung unterbreitet wird, wenn vorher im Ärztebüro von Lourdes mit Zweidrittel-Mehrheit der anwesenden Ärzte das Prädikat der medizinischen Unerklärbarkeit ausgesprochen wurde.40
1. Wunderheilung von Pieter de Rudder
Dieses Faktum der Unerklärbarkeit gilt insbesondere für die Heilung von Pieter de Rudder (Abb. 8). Dieser wurde am 2. Juli 1822 in Jabbeke in Westflandern (Belgien) geboren und am 7. April 1875 im 53. Lebensjahr in Oostacker (Belgien) geheilt. Es ist dies die erste Heilung außerhalb von Lourdes, die ohne Anwendung von Lourdes-Wasser eintrat und als Wunder anerkannt wurde.
1867 wurde Pieters linkes Bein durch einen umstürzenden Baum zerschmettert. Die Folge: offener Bruch beider Knochen, Schien- und Wadenbein, im oberen Drittel des linken Unterschenkels. Eine Wundbrandentzündung, die stark eiterte, sodass die Enden der Bruchstücke im Eiter schwammen, ließen jede Hoffnung auf eine Konsolidierung schwinden. Dies noch dazu in einer Zeit, in der die antiseptische Behandlung noch unbekannt war.
Der behandelnde Arzt, Dr. Affenaer, vermochte den Eiterungsprozess der Wunde nicht zu stoppen und als er sah, dass seine Behandlung ohne Erfolg blieb, gab er jede Hoffnung auf Heilung auf. Dieselbe Ansicht vertrat auch ein aus Brüssel herbeigerufener Arzt. Eine mehrmals von den Ärzten empfohlene Amputation lehnte de Rudder ab und so überließ man ihn nach einigen Jahren erfolgloser Behandlung endgültig seinem Schicksal.
De Rudder musste die Wunden nun selbst zweimal täglich reinigen und verbinden. Da die beiden Bruchenden vollkommen frei waren, konnte er den linken Fuß mit Leichtigkeit so drehen, dass die Ferse nach vorn und die Zehen nach hinten standen. Ein ganzes Jahr lang musste er das Bett hüten. Schließlich konnte er sich auf zwei Krücken voranschleppen; in diesem Zustand verblieb er acht Jahre und zwei Monate. Der untere Teil des Beines hielt nicht mehr am oberen fest und war nach allen Seiten hin beweglich. Die beiden 3 cm voneinander abstehenden Bruchstücke der Knochen waren auf dem Grund einer großen, permanent eiternden Wunde sichtbar. (Abb. 9)
Als de Rudder von den Heilungen in der kürzlich nachgebildeten Lourdesgrotte im flämischen Oostacker hörte, beschloss er eine Wallfahrt dorthin zu unternehmen. Am Morgen des 7. April 1875 machte er sich auf den Weg und erreichte, gestützt von seiner Frau, die ersehnte Grotte. Völlig erschöpft ließ er sich auf eine Bank nieder, stillte den Durst mit dem Wasser der Grotte und fühlte sich daraufhin ein wenig wohler. Während er sich dann in tiefem Vertrauen in das Gebet versenkte, erfasste ihn eine eigentümliche Unruhe. Nahezu außer sich stand er auf, ging ohne Krücken umher und warf sich vor dem Bild seiner himmlischen Mutter auf die Knie. Nach einigen Minuten innigen Gebets kam er wieder zu sich und merkte zu seinem Erstaunen, dass er seine Krücken nicht hatte. Er wandte den Blick zur Jungfrau empor und betete: „O Maria, hier kniee ich vor deinem Bilde…. Ich danke, danke dir.“ 41
Als er seine Krücken sah, stand er auf und stellte sie an den Felsen der Grotte. Seine Frau wurde fast ohnmächtig und die Umstehenden brachen in Tränen aus.
Die Konsolidierung des Knochens ereignete sich innerhalb weniger Minuten. In den folgenden Tagen untersuchte Dr. Affenaer sein geheiltes Bein und bemerkte: „Sie sind gründlich geheilt.“42
Medizinisches Gutachten:
Diagnose: Offener Bruch beider Knochen im oberen Drittel des linken Unterschenkels mit Ausbleiben der knöchernen Überbrückung (Pseudarth-
rose).
Prognose: Keine Aussicht auf Heilung (infaust quoad valetudinem).
Therapie: Ausgesetzt, weil unwirksam.
Art der Heilung: Plötzlich, vollständig und dauerhaft, medizinisch nicht erklärbar.
Kirchliche Approbation:
Am 25. Juli 1908 wurde die Heilung von Pieter de Rudder durch Bischof Gustave Waffelaert aus Brügge (Belgien) als Wunder anerkannt.43
2. Wunderheilung von Floribeth Mora Díaz
Als Wunder zur Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. wurde die Heilung von Floribeth Mora Díaz von einem Aneurysma anerkannt.
Floribeth Mora Díaz wurde am 19. Juni 1963 in San José in Costa Rica geboren. Sie ist verheiratet mit dem Polizisten Edwin Arce Abarca und Mutter von vier Kindern sowie Großmutter (Abb. 10).
Als Floribeth am 8. April 2011, wie gewohnt, frühmorgens aufstand, verspürte sie heftige Kopfschmerzen auf der rechten Seite, die auch zum Erbrechen führten. Ihr besorgter Ehemann brachte sie sofort zur Ersten Hilfe des „Max Peralta“ Spitals in Cartago, 25 km östlich von San José, der Hauptstadt Costa Ricas. Die Ärzte verabreichten ihr zur Schmerzlinderung intramuskulär das Schmerzmittel „Voltaren“ und verordneten ihr Ruhe. Der Mann beschloss daraufhin, mit Frau und Kindern Ferien zu machen. Die Kopfschmerzen dauerten jedoch an und steigerten sich dermaßen, dass Floribeth bei jeder Bewegung heftige Schmerzen verspürte. Sie ersuchte daher von Neuem, zum Arzt gebracht zu werden.
Am 13. April wurde Floribeth in das „Calderon Guardia“-Spital in Costa Rica eingeliefert, das auch über eine neurochirurgische Abteilung verfügt. Am 14. April wurde eine Angiographie (Katheteruntersuchung) durchgeführt, die ein Aneurysma fusiforme (spindelförmige Gefäßerweiterung) der mittleren Gehirnschlagader (Arteria cerebri media) von 2 cm Länge und 0,60 cm Breite zutage förderte.
Die Arteria cerebri media ist eines der drei arteriellen Hauptgefäße des Gehirns. Sie ist der seitwärts gerichtete Endast der Arteria carotis interna und daher Bestandteil des arteriellen Gefäßrings an der Gehirnbasis (Circulus arteriosus cerebri). In ihrem Verlauf gibt sie mehrere kleine Äste ab, mit denen Teile des Großhirns mit Sauerstoff und anderen Nährstoffen versorgt werden.
Aufgrund des ernsten Befundes beriet sich der behandelnde Arzt, Dr. Alejandro Vargas Romàn, mit anderen Fachkollegen, die sich hinsichtlich der Schwere des klinischen Bildes und des Ausschlusses eines chirurgischen Eingriffes einig waren. Ein derartiger Eingriff hätte zu fatalen Folgen führen können, da in Costa Rica die Spitalsvoraussetzungen zur Durchführung eines intrakraniellen Gefäß-Bypasses fehlten. Als einzige Lösung wurde eine Daueraufzeichnung des arteriellen Druckes angewendet. Die Diagnose war also sehr beunruhigend und die Prognose reserviert: Bruch des Aneurysma fusiforme der mittleren Gehirnschlagader mit einer Subarachnoidalblutung, also einer Blutung, die sich zwischen der dem Gehirn anliegenden weichen Hirnhaut und der Spinngewebshaut (Arachnoidea) ausbreitete.
Floribeth konnte nicht geholfen werden. Es wurde ihr nur noch ein Monat Lebenszeit gegeben. So kehrte sie am 18. April 2011 nach Hause zurück und blieb unbeweglich im Bett. Sie durfte sich nicht anstrengen, sondern musste sich dem Verlauf ergeben, zumal es keine Möglichkeit der Heilung gab.
Am 1. Mai 2011 feierte man auf dem Petersplatz in Rom die Seligsprechung von Papst Johannes Paul II., die Floribeth um 2 Uhr Ortszeit im Fernsehen mitverfolgte. Mit einem Bildchen Johannes Pauls II. in Händen vertraute sie sich ganz seiner Fürbitte zur Heilung an. Dann schlief sie ein. Als sie am darauffolgenden Morgen um 8 Uhr erwachte, fühlte sie sich besser. Sie hörte eine Stimme, die ihr gebot: „Steh auf!“ Sie vernahm zwar die Stimme, sah aber niemanden im Zimmer, sie war allein. Da hörte sie neuerlich: „Steh auf, hab keine Angst!“ Floribeth stand auf und ging in die Küche. Ihr Mann fragte erschrocken: „Meine Teure, was machst du hier?“ Sie antwortete: „Ich fühle mich wohl.“
Es folgten eingehende medizinische Kontrollen. Am 11. November 2011 wurde Floribeth im Spital einer Magnetresonanz-Tomographie unterzogen. Der Neurochirurg Alejandro Vargas Romàn bestätigte anhand der gewonnenen Daten, dass von einem Aneurysma keine Spur mehr zu sehen war und die Gefäßstruktur sich normalisiert hatte. Dafür gab es wissenschaftlich keine Erklärung. Eine zweite Magnetresonanz-Tomographie am 16. Mai 2012 erbrachte dann das gleiche Ergebnis.
Floribeth kehrte nach Hause zurück, erholte sich und ging der gewohnten Arbeit nach. Als sich der Gesundheitszustand als dauerhaft erwies, verfasste sie am 2. Februar 2012 eine Mitteilung über ihre Heilung und platzierte diese als Beitrag für den Heiligsprechungsprozess von Johannes Paul II. auf der Website KarolWojtyla.org.
Kirchliche Untersuchung
Zwei Monate später wurde Floribeth von der Kommission, die vom Erzbischof von San José / Costa Rica, Msgr. José Rafael, für das Diözesanverfahren einberufen wurde, zu Kontrolluntersuchungen eingeladen. Dabei äußerte der medizinische Experte der Kommission, Dr. Mariano Ramirez Cardobal, dass die medizinische Geschichte und die klinischen Dokumente und Bilder stimmten und dass er hier zum ersten Mal mit dem spontanen Verschwinden eines Aneurysmas konfrontiert sei.
Das Dossier der positiv verlaufenen Diözesanuntersuchung wurde sodann an den Postulator der Heiligsprechung Papst Joahnnes Pauls II., Msgr. Slawomir Oder, nach Rom geschickt und der Consulta Medica vorgelegt. Diese ersuchte ihrerseits Floribeth zur Überprüfung der zugesandten Unterlagen anhand eigener Untersuchungen nach Rom zu kommen. Dort wurde sie in einem Spital neuerlich allen Tests unterzogen, die das Fehlen jeglicher Spur eines Aneurysmas bestätigten.
Am 28. Februar 2013, dem letzten Tag der Amtszeit von Papst Benedikt XVI., wurde von der Consulta Medica die Heilung von Floribeth Mora Díaz von einem Aneurysma einstimmig als wissenschaftlich nicht erklärbar bezeichnet.
Daraufhin approbierte Papst Franziskus bereits am 5. Juli 2013 die Heilung als Wunder, während die Kardinäle und Bischöfe erst am 30. September 2013 zur Ordentlichen Sitzung (Congregatio ordinaria) zusammentraten, nachdem die Theologenkommission die an den Diener Gottes Johannes Paul II. gerichtete Anrufung und die auf dessen Fürbitte bewirkte Heilung einstimmig bejaht hatte. In dieser Sitzung anerkannten auch die Kardinäle und Bischöfe die Heilung von Floribeth Mora Díaz als Wunder, insofern sie von Gott in einer wissenschaftlich nicht erklärbaren Form auf die Fürbitte von Papst Johannes Paul II. bewirkt wurde, nachdem dieser von der Geheilten selbst und von vielen anderen Gläubigen angerufen worden war.
Heiligsprechung Johannes Pauls II.
Die Heiligsprechung Johannes Pauls II. erfolgte am 27. April 2014, an der Floribeth Mora Díaz mit ihrem Mann und zwei Söhnen teilnahm und eine Blutreliquie Johannes Pauls II. zum Altar trug.44
V. MYSTIK
Am Schluss dieses Berichtes über außergewöhnliche Erfahrungen möchte ich nur noch auf die mystische Erfahrung verweisen, wenngleich diese den Rahmen der außergewöhnlichen Erfahrung bereits übersteigt. Bei der echten mystischen Erfahrung, wird die Raum-Zeit-Schranke überschritten, weshalb man nicht mehr von Erfahrung, sondern von Schauung spricht.
Die großen Mystiker wissen hier jedoch mehr zu berichten. So schreibt Theresa von Avila, dass die mystische Vermählung in innersten Seelengrund vor sich geht:
„Was Gott hier der Seele in einem Augenblick mitteilt, ist ein so großes Geheimnis, eine so hohe Gnade und erfüllt sie mit so unermesslicher Wonne, dass ich es mit nichts anderem vergleichen kann als mit der himmlischen Glorie, die der Herr für jenen Augenblick offenbaren will, und zwar auf so erhabene Weise, wie es bei keiner anderen Schauung oder geistigen Süßigkeit geschieht. Man kann darüber nicht vielmehr sagen, als dass nun die Seele oder vielmehr der Geist der Seele, soweit man es erkennen kann, eins mit Gott geworden ist.“45
VI. SCHLUSSBEMERKUNG
Am Schluss dieser Darlegung einiger außergewöhnlicher Erfahrungsformen soll nur noch darauf verwiesen werden, dass der rein psychologische Ansatz zur Klärung des Außergewöhnlichen nicht ausreicht. Im religiösen Kontext stoßen wir nämlich auf Phänomene, die über den Begriffskodex der Psychologie hinausreichen und die Frage der Transzendenz aufwerfen, die nur erahnt, aber nicht bewiesen werden kann.
(GW) 63 (2014) 3, 195 – 230
Anmerkung
1 J. G. Pratt: Der Durchbruch zur ASW (1966), S. 339 –346.
2 S. G. Soal / F. Bateman: Modern Experiments in Telepathy (1954).
3 M. Ryzl: Training the Psi Faculty by Hypnosis (1962); M. Ryzl / J. Freeman / B. K. Kanthamani: A Confirmatory ESP Test with Stepanek (1965); M. Ryzl: Versuch einer willkürlichen ASW-Kontrolle (1970); ders.:Theorien über die Natur von ASW (1970).
4 A. Vaughan / M. Ullman / S. Krippner: Dream Telepathy (1973).
5 J. Milton / R. Wiseman: Ganzfeld and the Crossroads (1997).
6 F. Newport / M. Strausberg: Americans’ Belief in Psychic and Paranormal Phenomena is up over last Decade (2001).
7 Vgl. J. Utts: An Assessment of the Evidence for Psychic Functioning (1996), S. 44.
8 Chr. Mylius: Traumjournal (1976).
9 St. Schmidt: Außergewöhnliche Kommunikation (2002), S. 45.
10 Cajus Plinius Secundus des Jüngeren Werke (1827), S. 312 – 313.
11 E. Haraldsson / J. M. Houtkooper: Psychic Experiences in the Multinational Human Values Study (1991).
12 A. Resch: Der Fall Rosenheim (1968 / 69).
13 Cajus Plinius Secundus des Jüngeren Werke, S. 313 – 315.
14 M. Huesmann: Steckbrief des Spuks (1992).
15 Internationale Klassifikation psychischer Störungen (92014).
16 Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen (2003).
17 E. Bourguignon: Religion, Altered States of Consciousness, and Social Change (1973); G. Gagliardi / M. Margnelli: Psychologische und psychophysiologische Betrachtungen zum Ritus des Exorzismus im christlich-katholischen Bereich (1991), S. 12.
18 G. Gagliardi / M. Margnelli: Psychologische und psychophysiologische Betrachtungen, S. 12.
19 Ebd., S. 13 – 19.
20 G. Capra: Erfahrungen eines Diözesanexorzisten (1997).
21 Ders., ebd., S. 484.
22 Ebd., S. 480 – 481.
23 Ebd., S. 484.
24 Ebd., S. 485 – 486
25 De Exorcismis et Supplicationibus quibusdam. Typis Vaticanis MIM, S. 67.
26 A. Resch: Wunder der Seligen 1983 – 1990 (1999); ders.: Wunder der Seligen 1991 – 1995 (2007).
27 A. Resch: Die Wunder von Lourdes (2009).
28 A. Resch: Die wahren Weltwunder (2013).
29 Benedictus xiv.: De Lambertinus Opus De Servorum Dei, Tomus IV (MDCCCXLI), cap. VIII, 3 – 5, S. 88: “Dictum, morbum debere esse gravem, et vel impossibilem, vel curatu dificilem, ut sanatio miraculo sit adscribenda …”
30 Ebd., cap. VIII, 6, S. 90: “Quod attinet ad secundum, ut videlicet morbus non sit in ultima parte status, ita ut non multa post delinare debeat, …”
31 Ebd., cap. VIII, 6 – 7, S. 90.
32 Ebd., cap. VIII, 8, S. 90 – 91: “Posita applicatione medicamentorum, pro regula statui potest, in judicio ferendo, sanationem non miraculo, se viribus medicamentorum esse adscribendam; dummodo tamen medicamenta fuerint apta et potuierint proficere….”; vgl. cap. VIII, 9 – 11, S. 91 – 93.
33 Ebd., cap. VIII, 12, S. 93: “Succedit quartum requisitum, ut sanatio videlicet subita sit, et fiat in istanti…”, vgl. cap. VIII, 12 – 18, S. 93 – 97.
34 Ebd., cap. VIII, 19, S. 97: “videlicet ut sanatio miraculo adscribatur, debet etiam esse perfecta, non manca, aut concisa”.
35 Ebd., cap. VIII, 19 – 25, S. 97 – 102.
36 Ebd., cap. VIII, 26, S. 102: “Sextum itaque requisitum est, ut nulla notatu digna evacuatio, seu crisis praecedat cum causa”.
37 Ebd., cap. VIII, 27, S. 102: Juxta Galenum in 3. de crisibus, triplici modo potest natura santitatem inducere, per decubitum, per crisim, et per simplicem solutionem.” Mit decubitus wird die Absonderung schädlicher Säfte von vornehmen Teilen in die nicht vornehmen wie Knie, Füße bezeichnet (“Decubitus est depositio humoris peccantis a parte nobili ad ignobilem”); crisis besagt die plötzliche und rasche Änderung der Krankheit (Crisis ab eodem definitur 3. aphor. 13. Subita ac repertina in morbo mutatio).
38 Ebd., cap. VIII, 31, S. 103: “Quod attinet ad ultimum, ne scilicet morbus sublatus redeat… Sufficit ergo, quod sanitas fuerit verosimiliter duratura”; vgl. cap. viii, 29 – 36.
39 F. Veraja: Heiligsprechung (1998).
40 A. Resch: Die Wunder von Lourdes, S. 9 – 13.
41 P. G. Boissarie: Die großen Heilungen von Lourdes (1902), S. 52.
42 Th. Mangiapan: Les Guérisons de Lourdes (1994), S. 73.
43 A. Resch: Die Wunder von Lourdes, S. 25.
44 A. Resch: Heilung von Floribeth Mora Díaz (2014).
45 Die Seelenburg der heiligen Theresia von Jesu (21952), S. 208 – 209.
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