Dach

Das D. ist als oberster Abschluss eines Gebäudes sowohl ein Symbol des Schutzes als auch des Angriffs. Es schützt vor der Verfolgung der Geister, vor dem wilden Jäger, dem durch die Lüfte ziehenden wilden Drachen, den Hexen und dem Waldmann. Auf der anderen Seite dient es bei fast allen Völkern auch als Einstieg dämonischer Mächte. Nach altnordischen Berichten wird es von den umhergehenden Toten bedroht. Doch auch gute Geister bevorzugen den Einstieg über das D., weshalb es in manchen Orten immer mit einer Luke versehen wird.
Das D. als solches ist schließlich ein Symbol der Geborgenheit und der schrankenlosen Offenheit zugleich. Nicht zuletzt hat die Redensart, dass allgemein Bekanntes „die Spatzen von den Dächern pfeifen“, seinen Ursprung in Jesu Aufforderung an die Jünger zu mutigem öffentlichen Bekenntnis: „Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern“ (Mt 10,27).
So halten sich beim D. Schutz und Gefahr die Waage, nicht nur aus paranormologischen Erwägungen, sondern auch aus baulicher und klimatischer Sicht.

Lit.: Zeitschrift für Volksunde 25, S. 228ff; Grimm, Jakob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Bd. 2. München: dtv, 1999.
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