Äthiopisches Henochbuch

Das Ä. H. (es gibt auch noch ein Slawisches und ein Hebräisches Henochbuch) gehört zu den sog. > Apokryphen, den „geheimen“ Schriften, die nicht in den Bibelkanon gelangten, aber dem Titel bzw. der angeblichen Herkunft nach (atl. oder ntl.) dahin zu gehören beanspruchen. Der vollständige Text liegt in klassischem Äthiopisch vor und ist um 500 auf der Grundlage einer griechischen Fassung entstanden. Das Buch besteht aus fünf verschiedenen Schriften unterschiedlicher Entstehungszeit: Das Buch von den Wächtern (Kap. 6-36), das Buch von den Bilderreden (Kap. 37-71), das Astronomische Buch (Kap. 72 – 82), das Buch der Traumgesichte (Kap. 83-90) und der Brief Henochs (Kap. 91-105). Den Büchern ist eine Einleitung vorangestellt und am Ende folgen zwei Anhänge. In der koptischen Kirche hat das Ä. H. kanonische Geltung und wurde in neuerer Zeit in das Amharische übersetzt.
Aus paranormologischer Sicht interessieren die Beschreibung der Engel und der Gottesschau im ersten Buch, die „zweite Vision Henochs“ im zweiten Buch sowie die Beschreibung eines von den Mondphasen abhängigen Kalenders von 364 Tagen im dritten Buch. Das > Traumbuch, das aus zwei Visionsschilderungen besteht, bringt in der zweiten, der sog. Tierapokalypse mit Darstellung der Menschen unter Tiersymbolen, die Geschichte der Menschheit von Adam bis zu den Makkabäern. Im Brief liest Henoch schließlich die Geschichte, wie sie auf den „himmlischen Tafeln“ aufgezeichnet ist.

Lit.: Das Buch Henoch/übers. und erklärt von Dr. A. Dillmann. Leipzig, 1853; Rau, Eckhard: Kosmologie, Eschatologie und die Lehrautorität Henochs. Hamburg, Univ., Fachbereich Evang. Theologie, Diss. 1970; Theologische Realenzyklopädie. Bd. 3. Berlin: Walter de Gruyter, 1993, S. 42-54.
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