Ma’asseh Merkabah

(Hebr., „Wagenwerk“), einflussreiche Geheimlehre im Judentum, die als jüdische Form der Gnosis bezeichnet werden könnte und bereits für das 1. Jh. n. Chr. sicher bezeugt ist. Ausgangspunkt der mystischen Spekulationen ist das 1. Kap. des Buches Ezechiel, worin dessen Himmelsreise zum Thron Gottes beschrieben wird. Aus dem 4. bis 6. Jh. haben sich viele Schriften dieses mystischen Zirkels erhalten (Hechaloth-Literatur), von denen die wichtigsten „Das große Hechaloth, „Das kleine Hechaloth“ und „Das dritte Buch Henoch“ (hebr.) sind. Sie enthalten Anweisungen, wie der Mystiker Jorde Merkabah durch die sieben Paläste oder Tempel (Hechaloth) zur Merkabah (Thronwelt Gottes) gelangen kann. Die Wächter an den Toren lassen nur denjenigen vorbei, der die geheimen Passworte und Siegel kennt, welche in der Hechaloth-Literatur beschrieben werden. Ziel der Reise ist die Thronwelt Gottes, in welcher der Mystiker nicht Gott selbst, sondern lediglich den Weltschöpfer (Jozer Bereschith) erblickt, der in den erhaltenen Schriften mit maßloser Übertreibung (Shi´ur Koma) zur Geltung kommt. Der Mystiker sieht auch den obersten Engel Metatron, der mit Henoch gleichgesetzt wird.
Die Aufnahme in den Kreis der Merkabah-Mystiker war sehr strengen Regeln unterworfen. Zu den moralischen Kriterien kamen noch chiromantische und physiognomische hinzu. In diesen Zirkeln ist auch das erste uns überlieferte Werk über die Handlesekunst entstanden. Die Merkbah-Mystik hatte großen Einfluss auf die spätere Kabbala, wie das Buch Bahir zeigt.

Lit.: Werner, Helmut: Lexikon der Esoterik. Wiebaden: Fourier, 1991.
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