Hans, der Kluge

(* Um 1895; † um 1916), russischer Hengst der Rasse Orlow-Traber, der angeblich rechnen und zählen konnte. Er wurde von dem Lehrer Wilhelm von Osten (1838-1909) im Jahre 1900 erworben. Von Osten brachte dem Hengst angeblich Zählen, Rechnen und Lesen bei und lehrte ihn harmonische von unharmonischen Akkorden zu unterscheiden. H. beantwortete die betreffenden Fragen mit einem speziellen „Hufschlag-Code“.
Im September 1904 wurde eine 13-köpfige wissenschaftliche Kommission unter Leitung des Musikwissenschaftlers Karl Stumpf (1848-1936), eines Mitglieds der Preußischen Akademie der Wissenschaften, aus der deutschen Reichshauptstadt eingesetzt, um dem Phänomen auf den Grund zu kommen. Die Kommission vermutete zunächst einen Trick oder Betrug seitens des Mathematiklehrers, doch das Pferd beantwortete Aufgaben auch dann richtig, wenn ein Fremder die Fragen stellte und Wilhelm von Osten abwesend war.
Wie immer auch das Phänomen des „Klugen Hans“ zu deuten ist der sog. „Kluger-Hans-Effekt“ ging als nicht nur für die Tierpsychologie wichtige Erkenntnis in die Wissenschaftsgeschichte ein und verhalf der experimentellen Psychologie zum Durchbruch. Als Kluger-Hans-Effekt bezeichnet man allgemein die unbewusste einseitige Beeinflussung des Verhaltens von Versuchstieren, insbesondere in die Richtung, dass der beim Versuch erwartete Effekt eintritt. Dabei wird die Rolle der Gefühlsübertragung zwischen Tier und Mensch noch kaum beachtet.

Lit.: Krall, Karl: Denkende Tiere: Beiträge zur Tierseelenkunde auf Grund eigener Versuche; der kluge Hans und meine Pferde Muhamed und Zarif. St Goar: Otto Reichl Verlag Der Leuchter, 2018.
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