Hansen, Joseph

(* 26.04.1863 Aachen; † 29.06.1943 Köln) Prof. und Archivdirektor in Köln.
H. studierte an den Universitäten in Bonn, Berlin und Münster und promovierte 1883 zum Dr. phil. Von 1891 bis zu seiner Pensionierung 1927 war er Direktor des Historischen Archivs der Stadt Köln; von 1893 bis 1927 zudem Vorsitzender der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde und von 1895 bis 1924 nebenamtlicher Leiter des Kölnischen Stadtmuseums.
Aus kleinbürgerlich-katholischen Verhältnissen stammend, legte H. im Laufe seines Lebens jedwede diesbezügliche Prägung ab und entwickelte sich zu einem großbürgerlich-antiklerikalen Liberalen.
In seinen Arbeiten Zauberwahn, Inquisition und Hexenprozess im Mittelalter und die Entstehung der großen Hexenverfolgung (1900)“ sowie Quellen und Untersuchungen zur Geschichte der Hexenverfolgung im Mittelalter (1901) vertritt H. eine einseitige Schuldzuweisung: „Die Geißel der Hexenverfolgung ist von der Theologie der christlichen Kirche geflochten worden.“ Eine fundierte Kritik dieses Buches stammt von dem US-amerikanischen Historiker H.C. Erik Midelfort in: Witchcraft and Religion in Sixteenth-Century Germany. The Formation and Consequences of an Orthodoxy, in: Archiv für Reformationsgeschichte 62 (1971), S. 266-278.
Von 1913 bis 1922 war H. Vorsitzender des deutschen Historikerverbandes. 1921 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt und 1925 als korrespondierendes Mitglied in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen.
1943 kam er im Alter von 80 Jahren mit seiner Ehefrau bei einem Bombenangriff auf Köln ums Leben.

W. (Auswahl): Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hexenwahns und der Hexenverfolgung im Mittelalter. Mit einer Untersuchung der Geschichte des Wortes Hexe von Johannes Franck. Bonn: Carl Georgi – Universitäts-Buchdruckerei und Verlag, 1901.
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