Kamulia

Neben dem Bild von Edessa (Grabtuch) ist auch die Rede von einem „Schleier von Kamulia“ oder der „Kamuliana“, einem Flecken in Kappadozien, in der Nähe der heute türkischen Stadt Kayseri, der ab 553 Justinianopolis Camulianorum genannt wurde, daher auch Kamuliana. So berichtet die Legende von der Heidin Hypatia, die das Bild des Herrn auf Leinwand gemalt im Wasser aufgefunden habe:
“… und als sie es herausnahm, ohne dass es nass war, wunderte sie sich, und verhüllte es mit dem Mantel, den sie trug, indem sie es ehrte… Und da blieb auch in dem Mantel die Gestalt von dem, was aus dem Wasser genommen war, in allen (Einzelheiten)“.
Weiter berichtet die Legende:
„Das eine Bild kam nach Kaisereia, eine gewisse Zeit nach dem Leiden des Herrn, und das andere Bild wurde da, im Dorf Kamulia, aufbewahrt, und ihm zu Ehren wurde von
Hypatia, welche Christin geworden war, ein Tempel erbaut.“
In Kamulia, das heute nicht mehr existiert, soll sich der Schleier in der Nähe von Edessa in einem Kloster von Nonnen befunden haben, die vor den Persern aus Melitene, dem heutigen Malitya in der Türkei, dorthin geflüchtet waren. Es war dies das erste religiöse Bild, auf das die Bezeichnung
acheiropoietos angewandt und dem eine öffentliche Prozession mit Ehrungen und Feiern zuteil wurde. Wie sehr dieses Christusbild verehrt wurde, geht allein schon aus der Tatsache hervor, dass Kaiser Justin II. bereits 570, als das Bild noch in Kamulia war, Papst Johannes III. (561-574) ein Reliquienkreuz schenkte mit den ältesten Christusmedaillons auf dem Längsbalken und den Porträt-Medaillons des Kaisers und seiner Gemahlin auf dem Querbalken der Rückseite.
Das Kreuz ist heute noch im Schatz von St. Peter in Rom zu sehen. Bedeutsam ist dabei
im Zusammenhang mit dem Schleier von Manoppello das Haarbüschel auf den Christus-Medaillons.

Lit.: Resch, Andreas: Die wahren Weltwunder. Innsbruck: Resch, 2013.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.