Johannes Nider

(* Um 1385 Isny im Allgäu; † 13.08.1438 Nürnberg), deutscher Theologe und Mitglied des Dominikanerordens. Als Kirchenreformer gilt er als einer der Vorkämpfer der Bewegung der „strengen Observanz“, der es um die genaue Befolgung der Ordensregeln ging.
1402 trat Nider in den reformierten Dominikanerkonvent in Colmar im Elsass ein. Er studierte in Köln und Wien und promovierte 1425 zum Dr. theol. 1427 wurde er zum Prior des Dominikanerklosters in Nürnberg berufen, wo er bis 1429 wirkte. Im gleichen Jahr betraute man ihn mit der Reform des Dominikanerklosters in Basel, das dank seines Wirkens bald als „dominikanischer Musterkonvent“ galt. So wurde der Konvent zu einem der Verhandlungsorte des Basler Konzils. Zu dessen Eröffnung am 27. Juli 1431 im Basler Münster hielt Nider die Predigt. Er war eine der maßgeblichen Persönlichkeiten des Konzils, das er 1434 verlassen musste, nachdem er als Lektor der Sentenzen zum Wiener Dominikanerkonvent versetzt worden war. 1436 wurde er Dekan der dortigen Theologischen Fakultät. Er starb in Nürnberg am 13. August 1438.
Von seinem umfassenden Schrifttum befassen sich viele Werke mit Moraltheologie und der Lebensweise des Klerus. Ferner befinden sich darunter Trostbücher und gesellschaftskritische Traktate. Beachtung fand jedoch bis weit in das 20. Jh. hinein fast ausschließlich sein um 1435/1437 auf Latein erschienenes Werk Formicarius (dt. Der Ameisenstaat), das im ausgehenden 15. Jh. und auch danach oft zusammen mit dem Hexenhammer des Heinrich Institoris abgedruckt wurde. Der Formicarius ist nämlich eine der vom Hexenhammer meistbenutzten Zitatenquellen und ein wichtiges Zeugnis der Geschichte der Hexenverfolgungen, da Nider sich darin zu den abergläubischen Vorstellungen des ausgehenden Mittelalters über Hexerei, Nigromantie (Totenbeschwörung) und Besessenheit äußert.

Lit.: Tschacher, Werner: Der Formicarius des Johannes Nider von 1437/38. Studien zu den Anfängen der europäischen Hexenverfolgungen im Spätmittelalter (= Berichte aus der Geschichtswissenschaft, zugl.: Aachen, Techn. Hochsch., Diss., 1998), Aachen 2000.
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