Johannes Hesychastes

Auch Sabaites, Silentiarius (* 08.01.454 Nicopolis, heute Koyulhisar, in der Provinz Sivas/Türkei; † 08.01.559 Jerusalem), 482-491 Bischof von Kolonia.
Mit 18 Jahren erbte J. von seinen Eltern ein großes Vermögen, womit er in Nicopolis ein Kloster gründete und eine Marienkirche baute. Nach dem Tod des Bischofs von Kolonia in Armenien (Aksaray) wurde er 482 dessen Nachfolger. 491 flüchtete er zu dem Einsiedler Sabas in die Große Lawra (von einer Einsiedlerkolonie bewohnte Stätte) in Jerusalem, wo er seine Identität verheimlichte. 503-509 lebte er als Einsiedler in der Wüste und kehrte danach in die Lawra zurück. Seine von Kyrillos von Skythopolis erstellte Biografie berichtet über erstaunliche Vorkommnisse. J. soll 105 Jahre alt geworden sein.
Auf J. geht der Hesychasmus (griech. hesychia, Ruhe, Stille), eine Form der mittelalterlichen byzantinischen Mystik, zurück, die insbesondere von Mönchen in den Klöstern auf dem Berg Athos durch Wiederholung von Gebeten im Geiste gepflegt wird, um mit Gott eins zu werden. Im 19. und frühen 20. Jh. erhielt der Hesychasmus neue Impulse durch die russische Imjaslavie-Bewegung und ist heute noch in der orthodoxen Kirche Russlands eine verbreitete Gebetspraxis.
Als Gedenktag von J. werden der 7. Dezember (katholisch) und der 30. März bzw. 3. Dezember (orthodox) angegeben.

Lit.: Grabinger, Peter: Der Hesychasmus. München: ORA-Verl., 1972; Rosenbaum, Hans-Udo: Johannes Hesychastes (lat. J. Silentiarius, d.h. J. der Einsiedler; auch J. Sabaites), in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL), Bd. 3. Herzbert: Bautz, 1992; Reimers, Andreas: Versenkungspraxis und veränderte Bewusstseinszustände in der Mystik Teresas von Avila, im Hesychasmus des Kallistus und Ignatius und in der Transzendentalen Meditation Maharishi Mahesh Yogis.Tübingen, Univ., Diss., 1993.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.