Johannes Gerson

(* 14.12.1363 Gerson-lès-Barby bei Rethel/Frankreich; † 12.07.1429 Lyon), Theologe, Mystiker und Kanzler der Pariser Sorbonne.
Am Dreikönigstag 1391 warnte G. König Karl VI. und dessen Hof vor dem geplanten Kreuzzug, der aus diesem Grund auch nicht zustande kam. 1392 erhielt G. die theologische Doktorwürde und wurde 1395 als Nachfolger d’Aillys zum Kanzler der Pariser Universität (Sorbonne) gewählt.
Als der Franziskaner Jean Petit die Ermordung von Louis, Herzog von Orléans (1407), durch Parteigänger des Herzogs Jean von Burgund (Johann Ohnefurcht) als Tyrannenmord zu rechtfertigen suchte, kritisierte G. dies als sophistische Argumentation und musste sich daher nach dem Abschluss des Konstanzer Konzils (1418) vor den Nachstellungen des Herzogs von Burgund in Sicherheit bringen. Er floh zunächst nach Rattenberg am Inn, um sich später nach Melk an der Donau zurückzuziehen. Nach dem Tod Petits 1419 ging er nach Lyon, wo er im Cölestinerkloster für den Jugendunterricht zuständig war und am 12. Juli 1429 starb. Nach seinem Tod wurde er dort als Seliger verehrt.
Theologisch stellte G. die Mystik über die scholastische Theologie und suchte einen mystischen Zugang zum Dogma, weshalb er auch doctor christianissimus genannt wurde.

Lit.: Opera omnia. Hildesheim: Olms, 1987 – Reprint einer alten Ausgabe.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.