Janus

(Lat. Ianus), römischer Gott des Anfangs und des Endes, gehört zu den ältesten römischen Göttern und zur ursprünglichen römischen Mythologie ohne Entsprechung in der griechischen Mythologie. Sein Kult war in Rom sehr bekannt, fand sich aber auch in einigen römischen Kolonien wie in Dalmatia. Seine Herkunft ist unsicher, manchmal wird er als Kind von Saturn und Entoria bezeichnet.
Im goldenen Zeitalter soll J. als König über Latium geherrscht und auf dem Ianiculum, einem Hügel Roms, gewohnt haben. Die frühesten Abbildungen (auf Münzen, die Servius Tullius, angeblich der sechste König Roms, prägen ließ) zeigen ihn mit einem Doppelgesicht, vorwärts und rückwärts blickend, daher die Beinamen Geminus („der Doppelte“), Bifrons („der Zweistirnige“), Biceps („der Zweiköpfige“). Vierköpfig erscheint er auf Münzen Hadrians, daher Quadriformis („der Viergestaltige“) und Quadrifrons („der Vierstirnige“). Die häufigste Darstellung erfolgte jedoch doppelköpfig, weshalb der sog. Januskopf bis heute als Symbol der Zwiespältigkeit gilt.
Ursprünglich war J. ein Licht- und Sonnengott und das männliche Gegenstück zu Jana bzw. Diana. Erst nach und nach wurde er zum Gott allen Ursprungs, des Anfangs und des Endes, der Ein- und Ausgänge, der Türen und Tore, zum Vater aller Dinge (auch der Quellen) und aller Götter. Er symbolisiert die Dualität in den ewigen Gesetzen, wie Schöpfung/Zerstörung, Leben/Tod, Licht/Dunkelheit, Anfang/Ende, Zukunft/Vergangenheit, Links/Rechts usw. Zudem wurde er als Erfinder des Ackerbaus, der bürgerlichen Gesetze und gottesdienstlichen Gebräuche verehrt. Besondere Bedeutung hatte J. als Beschützer und Unterstützer von Unternehmungen. Opferhandlungen wurden mit der Anrufung von J. begonnen. Ganz allgemein fungierte er als Mittler zwischen Menschen und Göttern.
Sein bedeutendstes Heiligtum war der Janustempel auf dem Forum Romanum.

Lit.: Roscher, Wilhelm Heinrich: Ianus, in: Ders. (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Bd. 2,1. Leipzig, 1894, Sp. 13-55; Wissowa, Georg: Religion und Kultus der Römer. München: Beck, 1902; Huth, Otto: Janus. Ein Beitrag zur altrömischen Religionsgeschichte. Dissertation, Bonn 1932.
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