Jaguargötter

Sie tauchen in der mesoamerikanischen Mythologie wiederholt auf. Schon in der olmekischen Kultur wurden Jaguarzähne oder -klauen als Symbol übernatürlicher Kräfte angesehen. Den Azteken galt der Jaguar als Alter Ego ihres Gottes Tezcatlipoca. In der einst so mächtigen Stadt Teotihuacán spielte der Jaguar eine wichtige Rolle. Dort wurde er später zu Tlalchittonatiuh, zur Jaguarsonne, umgedeutet. Ein Tempel dort ist ganz mit Jaguardarstellungen geschmückt, weshalb er „Jaguartempel“ genannt wird. Von Teotihuacán aus breitete sich der Jaguarkult in der Folge über ganz Mesoamerika aus. Die Azteken hatten den Jaguargott, der im Innern der Erde saß und die Sonne in sich aufnahm, den Namen Tepeyolohtli (wörtlich „Herz des Berges“) gegeben. Eine eigene Gruppe der aztekischen Armee waren die „Jaguarkrieger“, die als Eliteeinheit auf dem Schlachtfeld eingesetzt wurden. Sie kleideten sich häufig mit dem Fell eines erlegten Jaguars.
Auch der Mayagott Kinich Ahau sollte sich nachts in einen Jaguar verwandeln und in dieser Gestalt durch die Unterwelt wandern, um bei Sonnenaufgang wieder als Sonne an das Firmament zurückzukehren. Ebenso gehört der Jaguarpriester Chilam Balam zum Jaguarkult, der den Maya als „Sprecher der Götter“ diente. Akbal, das Maya-Tageszeichen für „Dunkelheit“, wurde vom Jaguargott regiert.
In drei großen Zivilisationen Mesoamerikas, nämlich Maya, Zapoteken und Azteken, wurde jeweils der 14. Tag des Monats, der dort immer 20 Tage umfasste, dem Jaguar gewidmet.

Lit.: Jones, David M./Molyneaux, Brian L.: Die Mythologie der Neuen Welt. Reichelsheim: Edition XXL GmbH, 2002.

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