Geistertanz, großer

Bekanntes Ritual vieler nordamerikanischer Indianerstämme, eine Zeremonie zur Ehrung der Toten und zur Beschwörung ihrer Seelen, damit sie die Lebenden nicht behelligen. Es handelt sich dabei um einen feurigen Tanz, der die Geister erfreuen und gleichzeitig darüber informieren soll, dass der Stamm viele tapfere Leute hat, welche die Phantome angreifen, wenn sie es wagen sollten, sich in die Angelegenheiten der Indianer einzumischen. Diese sind auch der Ansicht, dass die Geister geräuschvolle Wesen seien, weshalb es bei einigen Stämmen das Sprichwort gibt: „Die Schattenseelen der Toten zirpen wie die Grillen.“
G. ist auch die Bezeichnung zweier nativistischer Bewegungen im letzten Drittel des 19. Jh. im westlichen Nordamerika, welche die Wiedervereinigung mit den verstorbenen Verwandten und die Wiederherstellung früherer Verhältnisse versprachen. Der erste G. (1869/70) fußt auf Lehren des Paiute Wodziwob, die zur Entstehung der Bole-Maru-Religion beitrugen. Die Vision des Paiute Jack Wilson führte 1889 zu einer zweiten Welle der G.-Bewegung, die als Aufforderung zum militärischen Widerstand gedeutet wurde und 1890 zur Unterdrückung der G.-Bewegung durch die amerikanische Armee führte.

Lit.: Haining, Peter: Das große Gespensterlexikon. Bindlach: Lizenzausg. f. Gondrom Vlg., 1996; Auffarth, Christoph (Hrsg.): Wörterbuch der Religionen. Stuttgart: Kröner, 2006.
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