Flügel

Aus Federn gebildete Schwingen, mit deren Hilfe es möglich ist, die Erdenschwere zu überwinden und himmelwärts zu streben. F. sind daher Wesensmerkmale von Vögeln wie von Engeln, deren Anzahl der Flügelpaare den Rang definiert (Cherub und Seraf).
F. sind in vielfältiger Weise ein Attribut von Personifikation und Symbolen wie die geflügelte Sonnenscheibe der Ägypter, aus der sich das Emblem des persischen Gottes Ahura Mazda entwickelt hat. Flügelhut und geflügelte Sandalen kennzeichnen den Götterboten Hermes (röm. Merkur).
Zu den geflügelten Fabeltieren gehören das Musenross, Pegasus und das Flugross Burak, auf dem Muhammad seine Himmelsreise unternommen hat.
Auch Dämonen und Teufel sowie Insekten besitzen F., allerdings nicht aus Federn, dem Symbol der Leichtigkeit, sondern (wie bei der Fledermaus) aus Haut oder Leder.
In der altmesopotamischen Kunst sind F. bei Stier, Löwe und Pferd sichtbare Zeichen für ihre Zuordnung zum Göttlichen. Als Attribut der babylonischen Ischtar, der ägäischen Herrin der Tiere oder der griechischen und römischen Siegesgöttin (Nike, Victoria) weisen F. auf die himmlische Herkunft ihrer Gaben (Liebe, Fruchtbarkeit, Sieg) hin. In Ägypten führte die Verbindung der Sonne mit dem Himmelsfalken zur Vorstellung der Falkensonne, die von Hethitern, Assyrern und Persern übernommen wurde. Zudem waren F. für die Ägypter ein Symbol des Schutzes. So breitet auf den Sargdeckeln des Neuen Reiches die Himmelsgöttin Nut schützend ihre F. aus.
In der Bibel sagt der Psalmist zu Gott: „Im Schatten deiner Flügel finde ich Zuflucht, bis das Unheil vorübergeht (Ps 57,2). Im NT verwendet Jesus das Bild von der Henne: „Wie oft wollte ich deine Kinder um mich sammeln, so wie eine Henne ihre Jungen unter ihren Flügeln sammelt“ (Lk 13,34).
Auch die Mächte der Unterwelt sind geflügelt: Chronos, Fortuna, Sirenen, Walküren, Tod und Teufel.
Nicht zuletzt besitzt die alle Entfernung überwindende Liebe ebenso F. (Amor).

Lit.: Lurker, Manfred (Hg.): Wörterbuch der Symbolik. Stuttgart: Kröner, 51991; Wetzel, Christoph: Das große Lexikon der Symbole. Luzern/Darmstadt: Primus Verlag, 2008.
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