Flammarion, Nicolas Camille

(* 26.02.1842 Montigny-le-Roi, Département Haute-Marne; † 03.06.1925 Juvisy-sur-Orge, Département Essonne), französischer Astronom und Autor populärwissenschaftlicher Schriften, Paranormologe, erster Präsident der von ihm 1887 gegründeten Société astronomique de France (SAF).
Die 1912 veröffentlichte Autobiografie schildert ausführlich seine Jugendzeit. Immer schon an Astronomie interessiert, verfasste F. mit 16 Jahren ein 500 Seiten umfassendes Manuskript mit dem Titel Cosmologie Universelle und wurde Assistent des Astronomen Urbain Leverrier am Pariser Observatorium. Als 19-Jähriger veröffentlichte er 1861 Die Mehrheit der bewohnten Welten, worin er sich mit der Möglichkeit von Leben auf anderen Himmelskörpern auseinandersetzte.
F. verlor bald darauf seine Stellung am Observatorium, arbeitete von 1862 bis 1867 für das Institut de Longitudes, kehrte dann aber wieder zum Observatorium zurück, wo er an einem Projekt zur systematischen Beobachtung von Doppelsternen teilnahm. Das Resultat war ein Katalog von 10.000 Doppelsternen, der 1878 veröffentlicht wurde. Darüber hinaus beobachtete F. Mond und Mars und stellte 1873 die These auf, dass die Rotfärbung des Mars auf Vegetation zurückzuführen sei.
Als F.s Holzstich mit dem Titel Un missionnaire du moyen âge raconte qu’il avait trouvé le point wurde eine Abbildung weltbekannt, das er in seinem 1888 erschienenen Schriftband L’Atmosphère. Météorologie populaire auf Seite 163 veröffentlichte. Das Bild mit dem übersetzten Untertitel „Ein Missionar des Mittelalters erzählt, dass er den Punkt gefunden habe, wo der Himmel und die Erde sich berühren“ zeigt einen auf der Erdscheibe knienden Beobachter, der hinter den Sternenhimmel schaut und das dahinter Befindliche erblickt. Die Abbildung wurde im 20. Jh. äußerst populär.
F. veröffentlichte etwa 50 populärwissenschaftliche Werke, darunter 1879 L’astronomie Populaire, wovon 100.000 Ausgaben verkauft wurden, sowie La Planète Mars (Bd. 1 1892, Bd. 2 1909), in dem er die Existenz der Marskanäle unterstützte. Daneben schrieb er phantastische Erzählungen, darunter Uranie (1889; dt. Urania) und Stella (1897).
Des Weiteren setzte er sich mit Spiritismus und Parapsychologie auseinander und vertrat die Auffassung, dass die Seele eine unabhängige Existenz vom Körper besitze und Fähigkeiten aufweise, die der Wissenschaft bislang unbekannt seien. So könne die Seele ihre Wirkung auch über größere Entfernungen entfalten.
F. war Mitbegründer und Mitglied der Französischen Theosophischen Gesellschaft und 1923 Präsident der Society for Psychical Research. 1887 gründete er die eingangs erwähnte Société Astronomique de France.
1922 wurde F. in die Ehrenlegion aufgenommen Ihm zu Ehren wurden der 74 km große Mondkrater Flammarion, der Marskrater Flammarion sowie der Asteroid (1021) Flammario benannt.
F. war der Bruder von Ernest Flammarion (1846-1936), dem Begründer des Pariser Verlags Flammarion, und der Großvater des Radiopioniers Léon Deloy.

W. (Auswahl): Unbekannte Naturkräfte. Stuttgart: J. Hoffmann, 1906; Rätsel des Seelenlebens. Stuttgart: J. Hoffmann, 1909; Mémoires biographiques et philosophiques d’un astronome (Autobiografie). Paris, 1912; La mort e son mystére, 3 Bde, 1920/21.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.