In Rom kamen nach dem König die flamines, die 15 Priester in der Priesterhierarchie. An erster Stelle standen die flamines maiores: jene des Jupiter (Flamines Dialis), des Mars und des Quirinus. Die übrigen zwölf, die flamines minores, standen im Dienst folgender Götter: Vulcan, Vulturnus, Portunus, Pales, Carmenta, Flora, Pomona, Furrina, Falacer und Ceres, die zwei verbleibenden Gottheiten sind unbekannt.
Die F. mussten die Hochzeit durch die confarreatio (die älteste und strengste Art religiöser Ehe) vollzogen haben. Die drei größeren F. entstammten stets den ältesten Patriziergeschlechtern. Sie wurden vom pontifex maximus ernannt, seit Augustus durch den Kaiser. Der oberste Flamine war der Flamine Jupiters, der in der Öffentlichkeit an seiner kegelförmigen Mütze (apex) und seiner besonderen Kleidung zu erkennen war, die seine Frau gewoben hatte (Iaena) und die er ständig trug, weil er stets zu einer Opferhandlung bereit sein musste. Zudem war er von vielen Tabus umgeben: Er durfte sich nicht aus Rom entfernen, nicht die Armee sehen, auf kein Pferd steigen und musste den Kontakt mit Schmutz und allem, was an den Tod erinnerte, meiden. Der Sinn dieser Vorschriften war den Römern allerdings kaum mehr einsichtig.
Zur Kaiserzeit benannte man auch F., die den Kaiserkult versehen sollten, deren höchster Flamine jener des Augustus war.
Geschichtlich gesehen nimmt man an, dass der König schon in vorrömischer Zeit von einer Priestergruppe umgeben war ‒ ganz wie der vedische rājan, der seinen Hilfspriester, und der irische ri, der seine Druiden hatte. Doch im Unterschied zum vedischen Indien und zu den Kelten, wo die Priester austauschbar und daher in der Lage waren, jede Zeremonie auszuführen, hatte in Rom jedes Kollegium bzw. jede sodalitas eine spezifische Kompetenz.
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