Feige

(Lat. ficus, mhd. vīge), zählt zu den ältesten domestizierten Nutzpflanzen, hat eine komplexe Bestäubungsökologie und eine weltweite Geschichte. So steht im 10. Kap. der Bhagavad Gita: „Der segenspendende Herr sprach: Ja, Ich werde dir von meinen herrlichen Manifestationen berichten… Ich bin das Selbst…, das in den Herzen aller Geschöpfe weilt. [… Vers 26:] Von allen Bäumen bin Ich der heilige Feigenbaum…“
Im antiken Griechenland war die F. mit aphrodisischen Eigenschaften besetzt und dem Gott Dionysos geweiht. In der Bibel ist sie die erste namentlich erwähnte Pflanze und auch die einzige namentlich erwähnte des Gartens Eden. Nachdem Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten, wurden sie sich ihrer Nacktheit bewusst: Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz (Gen 3,7). Von daher stammt die Metapher des Feigenblatts für schamhafte Verhüllung. Die F. ist auch der klassische Fruchtbaum der Bibel, wird sie doch 38-mal erwähnt gegenüber vier Erwähnungen des Apfels. Selbst der Koran nimmt Bezug auf die F., z.B. in der 95. Sure.
In Südeuropa ist seit der römischen Kaiserzeit die Geste weit verbreitet „jemandem die Feige zeigen“, bei der man den Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger schiebt. Es war dies ein verbreitetes Fruchtbarkeits- und Glückssymbol und diente als Amulett zur Abwehr bösen Zaubers. Heute wird die Geste sowohl in West- und Mitteleuropa als auch in China als vulgär angesehen.

Lit.: Goetz, Oswald: Der Feigenbaum in der religiösen Kunst des Abendlandes. Berlin: Mann, 1965; Seiler, Christoph: Feigen aus dem eigenen Garten. Stuttgart: Eugen Ulmer, 2016.
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