Faust, Dr. Johann

(*1466 oder 1480/81 möglicherweise in Knittlingen bei Maulbronn; † um 1540 in Staufen/Breisgau ermordet), Astrologe, Alchimist, Magier, Wahrsager.
Unter „Dr. Faust“ sind mehrere Zauberbücher des 17. u. 18. Jhs. in Anlehnung an ältere Werke überliefert, so z.B. Dr. Fausts großer und gewaltiger Höllenzwang. Dahinter stehen möglicherweise zwei Persönlichkeiten:
1) Historisch ein Faust der Jüngere = Georg Sabellicus. Er studierte in Heidelberg Theologie, in Krakau angeblich Magie, trat dann zwischen Elbe und Rhein als Horoskopsteller, Hellseher und Zauberkünstler auf und wurde von den Fachgelehrten offenbar als Scharlatan bezeichnet (Trithemius und Weyer berichten als Zeitzeugen von ihm), war jedoch schon zu Lebzeiten sagenumwoben. Bei Goethe („Faust“ I, l808, Teil II, l832) erscheint er als Heinrich, führte ein unstetes, lasterhaftes Leben, daher öfters vertrieben, Schulmeister in Kreuznach, Wahrsager in Ingolstadt, Nürnberg.
2) Der Buchdrucker und Gelehrte Johann Faust, legendärer Schwarzkünstler, weniger bekannt, bald vergessen. 1587 erschien anonym über seine Gestalt das Buch Historie von Dr. Johann Fausten bei Johann Spies auf der Spur des historischen Georg Faust.

Lit.: Theens, Karl: Geschichte der Faustgestalt vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Meisenheim am Glan: Westkulturverlag, 1948.