Eierorakel

Auch Ovomantie, Oomantie, Ooskopie, ist eine Form der Wahrsagung, bei der durch das mit einem Ei durchgeführte > Orakel verstorbene Ahnen, Geister oder Götter, die nach dem jeweiligen Volksglauben auf die diesseitige Welt einwirken können, über künftige Ereignisse oder über die Ursache für bereits eingetretene Ereignisse befragt werden.
Die Römer bedienten sich des E. zur Wintersonnenwende. Dabei sollte ein Ei von einer schwarzen Henne oder einem erstlegenden Küken die verlässlichsten Aussagen erbringen. Bei den Germanen war die Kraft des E. in der Weihnachts- und Osterzeit von besonderer Bedeutung. Mit dem Aufkommen des Christentums drängte sich das am Karfreitag gelegte Ei in den Vordergrund. Ein solches Ei sollte nie zerbrechen, aber auch keine Osterfarbe annehmen.
Für ein schnelles E. genüge es, ein Ei in die Pfanne zu schlagen: Halten Eiweiß und Eigelb weitgehend zusammen, stehe es nicht schlecht um den Patienten. Zieht das Eigelb hingegen aggressive Bahnen durch das Eiweiß, sei Schlimmes zu befürchten.

Lit.: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin: de Gruyter, 1987, S. 618f; Bauer, Wolfgang: Das Lexikon der Orakel. München: Atmosphären Verlag, 2004.
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