Eidolon

Plur. eidola (gr., Abbild, Spiegelbild), bei Homer ein Traumbild, Trugbild, das in der Unterwelt fortbestehende Schattenbild eines Toten, dessen Seele, die für kurze Zeit wieder mit Bewusstsein erfüllt werden kann. Diese Vorstellung wirkte mit einer weittragenden Abstraktion auf die antike Philosophie ein.
Dem E. geht immer eine höhere Wirklichkeit voraus, als Nachbild ist es sekundär. In der atomistischen Naturphilosophie (Demokrit, Epikur, Lucrez) bringen
Eidola Wahrnehmungen hervor, indem sich vom Körper feinste Häutchen lösen, durch die Luft fliegen, auf das Auge treffen und in den Verstand eindringen, wo das Wahrgenommene Vorstellungen hervorruft.
Bei Platon kann E. das Abbild, Spiegelbild, auch Trugbild, bedeuten, auf das sich die bloße Meinung im Unterschied zu dem auf die Idee (Urbild) gerichteten Wissen bezieht.
Bei den lateinischen Kirchenvätern steht idolum für Götzenbild. In der Aufklärungsphilosophie werden Idole zu Objekten von Aberglauben und Vorurteil.
In der Parapsychologie werden, dem Vorschlag Georg Friedrich Daumers (1800-1875) folgend, bestimmte Materialisationsformen wie flächenhafte Gebilde ohne Relief, die bei Eva > C. auftraten, E. genannt.

Lit.: Daumer, Georg Friedrich: Das Geisterreich in Glauben, Vorstellung, Sage und Wirklichkeit, 2 Bde. Dresden, 1867; Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe. Berlin, 21904; Metzler Lexikon Philosophie: Begriffe und Definitionen. Stuttgart/Weimar: J.B. Metzler, 2008.
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