Draviden

(Sanskr. dravida), Angehörige eines vor-indoeuropäischen Volkes des indischen Subkontinents, die eine der dravidischen Sprachen sprechen. Dazu gehören in erster Linie Kannada, Malayalam, Tamil, Telugu und Brahui in den vier südlichsten Bundesstaaten Indiens, aber auch in mehreren Kleingebieten Nordindiens und Pakistans. Die Herkunft der ethnisch und kulturell sehr verschiedenen D. ist ungeklärt. Sie werden entweder als Urbevölkerung Indiens oder aber als eine ab ca. 3500 v. Chr. aus dem Nordwesten nach Indien eingewanderte Bevölkerungsgruppe gesehen.
Den Begriff „dravidisch“ prägte der schottische Missionar und Sprachwissenschaftler Robert Caldwell in seinem Werk A Comparative Grammer of the Dravidian or South-Indian Family of Languages (1856), indem er auf das Sanskrit-Wort dravida zurückgriff, das bereits von klassischen indischen Autoren für die südindischen Völker verwendet wurde.
Es existiert zwar keine gemeinschaftliche dravidische Religion, doch bestand eine Reihe wichtiger religiöser Vorstellungen der alten D. schon im ersten vorchristlichen Jahrtausend, so z.B. die Vorstellung der schützenden Muttergottheit einer Siedlung, verbunden mit Fruchtbarkeitsriten und Schlangenverehrung; die Idee von vier Schutzgottheiten für die vier physiographischen Regionen Südindiens (Ackerland, Berggegend, Meeresküste, Wälder und Weiden) sowie die Vorstellung einer furchterregenden heiligen Macht. Ahnenkulte in Form der Verehrung von Heldensteinen weisen auf den Glauben an eine Seele und den Geist der Verstorbenen hin.

Lit.: Dravidian encyclopedia. [India?]: International School of Dravidian Linguistics, 1990; Bhadriraju, Krishnamurti: The Dravidian Languages. Cambridge: University Press, 2003.
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