Dominikanische Mystik

Mystik, die auf der vom hl. Dominikus de Guzmán (1170- 6.8.1221) gegebenen Ausrichtung eines kontemplativen Lebens gründet, das im Apostolat fruchtbar werden soll. Armut, intellektuelle Gottessuche und gelebte Beschauung der höchsten Wahrheit in Rahmen eines klösterlichen Lebens mit liturgischem Gebet bilden die Grundpfeiler des dominikanischen Predigers. „Das Geschaute an andere weitergeben“, sagt der hl. Thomas (Summa theologica II-II, qu. 188, a.6). Predigt und Lehrtätigkeit sollen aus der Fülle der Kontemplation fließen. Damit verbunden ist die eucharistische Mystik, wie sie etwa im Fronleichnam-Hymnus „Adoro te“ des hl. Thomas zum Ausdruck kommt. So werden von Eckhart, Tauler und Seuse die Größe der Gottesgeburt in der Seele, die Fähigkeit zur passiven Vereinigung im Seelengrund, die dynamische Erfahrung der eingegossenen Liebe, die reine Beschauung mit innerer Erleuchtung und die Augenblicke der passiven Intuition betont. Dieser Weg der inneren Beschauung in Betonung der Gaben des Hl. Geistes breitete sich vom Generalstudium der Dominikaner in Köln über ganz Europa aus. Außerordentliche Phänomene wurden hingegen abgelehnt.
Im Spätmittelalter kam es zu einer Blütezeit der Marienverehrung (Salve Regina und Rosenkranz). Im 17. Jh. konzentrierte sich die d. M. auf die Bedeutung der heiligmachenden Gnade und die damit verbundene Gotteskindschaft, was sich auch in der d. Frauenmystik niederschlug.
Die Neubelebung der d. M. nach dem Niedergang im 19. Jahrhundert betont wieder die traditionelle Lehre des Ordens im Sinne einer normalen Entfaltung des Gnadenlebens in Armut, Studium und Beschauung.

Lit.: Lippini, Pietro: La spiritualità domenicana nella legislazione e nella storia dell’Ordine. Dissertazione, Th. Angelicum, 1953; McGinn, Bernard: Die Mystik im Abendland, Bd. 4. Freiburg i.Br.: Herder, 2010.
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