Dionysius Exiguus

Denys der Kleine bzw. der Geringe, wie er sich nannte (* um 470 Dobruscha, am Schwarzen Meer; † um 540 Rom), Kanonist und Begründer der christlichen Zeitrechnung.
Von Geburt Skythe, lebte D. ab 500 als Mönch und Freund des Cassiodor in Rom. Dort übersetzte er griechische patristische Schriften sowie griechische Konzilskanones ins Lateinische und wurde so neben Boëtius zum wohl bedeutendsten Mittler zwischen der griechischen und lateinischen Geisteswelt der Spätantike. Zudem bearbeitete er die Dekretalien von Papst Siriacus (388-399) bis Anastasius II. ( 496).
Weltbekannt wurde D. jedoch durch seine Arbeiten zur Osterfestberechnung, zu der er 525 von Papst Johannes I. angeregt wurde. D. führte die Ostertafel des Cyrill von Alexandrien ab 532 um 95 Jahre weiter. In diesem Zusammenhang entstand auch seine Einführung der Datierung nach der Inkarnation des Herrn mit folgender Begründung:
„Weil der Heilige Kyrill den ersten Zyklus vom 153. Jahr des Diokletian aus begann und im 247. Jahr endete, wollten wir, da wir einsetzen mit dem 248. Jahr dessen, der eher ein Despot als ein Herrscher war, das Andenken an den gottlosen Christenverfolger nicht mit unseren Zyklen verbinden, sondern haben es vorgezogen, die Zeiten nach den jeweiligen Jahren von der Fleischwerdung unseres Herrn Jesus Christus ausgehend zu betiteln, damit der Anfang unserer Hoffnung für uns deutlicher hervortrete und der Grund der Wiederherstellung der Menschen, das Leiden unseres Erlösers, klarer herausleuchte“ (Liber de Paschate).
Diese Zeitrechnung, die D. 525 erstmals vorschlug, fand dann nach zwei Jahrhunderten allmählich weitere Anwendung, sodass er traditionell als Begründer der christlichen Zeitrechnung gilt.

Lit.: Dionisius Exiguus: Liber de Paschate, praefatio; Patrologiae Latinae tom. 67, 487A.
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