Dionysios Areopagites

Auch Dionysius Areopagita, unbekannter griechischer Schriftsteller aus dem letzten Viertel des 5. Jahrhunderts, der sich als Paulusschüler Dionysios vom Areopag (Apg. 17,34) ausgibt. Name und Lebensdaten sind unbekannt. Seine Datierung lässt sich nur aus seinen Werken De divinis nominibus, De coelesti hierarchia, De ecclesiastica hierarchia, De mystica theologia und den 10 Briefen ermitteln. Die Zeitangabe stützt sich einerseits auf die Abhängigkeit von den Werken des Proklos (* 485), auf die Christologie, die dem 482 erlassenen Edikt Henotikon des oströmischen Kaisers Zeno nahesteht, das zwischen den orthodoxen Anhängern der Beschlüsse des ökumenischen Konzils von Chalkedon (451) und den Monophysiten zu vermitteln suchte, sowie auf die Tatsache, dass seine Werke erst ab 523 zitiert werden. Ferner weist D. auf das Credo hin, das 476 in die antiochenische Messliturgie eingeführt wurde.
D. war vermutlich ein syrischer Mönch, der in kontemplativer Einheit mit dem Christus-Ereignis die neuplatonische biblische Exegese und Liturgie in eine überzeitliche Synthese fasste. Er gilt als Vater der Mystik und ist als solcher die latente Autorität in der gesamten mystischen Tradition: Maximus Confessor, Johannes Scotus Eriugena, Bernhard von Clairvaux, Thomas von Aquin, Bonaventura, Eckhart, Johannes von Kreuz, Theresa von Ávila u.a. Seine mystische Theologie fasst er schon gleich zu Beginn des 1. Kapitels in der Anrufung der Dreifaltigkeit zusammen:
„Dreieinigkeit, über alles Wesenhafte hinaus, mehr als göttlich und mehr als gut: du, die du über alle christliche Gottesweisheit wachest, führe uns nicht nur jenseits von Licht und Dunkel, sondern auch über das Unkennbare hinaus bis nahe an die höchsten Gipfel des mystisch deutenden Wortes, bis dorthin, wo die einfachen, absoluten unversehrbaren Mysterien des Gotteswissens offenbar werden und wo die Dunkelheit des Schweigens über alles Licht hinaus die Wahrheit erhellt. Denn – tatsächlich in diesem Schweigen enthüllen sich die Geheimnisse des Dunkels“ (Mystische Theologie, S. 161).

W.: Opera. Frankfurt: Minerva, 1970, unveränd. Nachdr. [d. Ausg.] Strassburg 1503; Die Hierarchien der Engel und der Kirche. München-Planegg: O.W. Barth, 1955; Mystische Theologie und andere Schriften. München-Planegg: O.W. Barth, 1956; Über die himmlische Hierarchie. Stuttgart: Hiersemann, 1986; Die Namen Gottes. Stuttgart: Hiersemann, 1988.
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