Dienstag

Dies Martis, Tag des Mars. Diese Bezeichnung der Römer übernahmen nur die romanischen Völker wörtlich (franz. mardi, ital. martedì, span. mártes), nicht aber die Deutschen. Bei ihnen finden wir im Althd. ziestag, in niederdeutschen Urkunden des 13. Jh. Dinsetag oder Dingstag, was sich dann durchsetzte. Nach einer anderen Version geht dingesdach auf den mit dem latinisierten Namen Mars Thingsus belegten nordisch-germanischen Gott Tyr, den Beschützer des Things, der Volksversammlung, zurück.
Da der D. dem Kriegsgott geweiht ist, musste ein Zauberschwert am dies Martis geschmiedet sein. Kaiser Heinrich IV. (1084-1106) begann alle kriegerischen Auseinandersetzungen an einem Dienstag.
Den D. umranken kaum magische Vorstellungen, vielleicht deshalb, weil er mit dem Rechtsgott verbunden ist. Zudem ist es ein gerader Tag, da die Wochentage ab Montag gezählt wurden. Dem Missverständnis vom Dienstag als dies servitii, als Tag des Dienstes, entspricht die bayerisch-österreichische Fehldeutung des Irtages als Irrtag, an dem man in die Irre geht. Als Rechtstermin war der D. aber auch als Tag zum Dienstantritt geeignet.
Der Zusammenhang der niederdeutschen Namensbildung mit dem Gerichtstag kommt heute noch im Narrenspiel im Karneval zur Geltung, wenn die Frauen, meist am Karnevalsdienstag, ein Narrengericht über ihre Männer oder ihresgleichen abhalten.
Dem Volksglauben ist auch geschuldet, dass man am D., der ein Fleischtag ist, erstmals das Vieh auf die Weide trieb, das Fleisch ansetzen sollte. Für Feldarbeiten wurde dieser Tag ebenfalls gewählt. Wer schließlich an einem D. in der Fastenzeit nüchtern badete, sollte ganzjährig gegen Kreuzschmerzen gefeit sein.

Lit.: Höfler, Otto: Mars Thingsus, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte (HRG), Bd. 3 (1984), Sp. 344-348; Becker-Huberti, Manfred: Lexikon der Bräuche und Feste. Freiburg: Herder, 2000; Simek, Rudolf: Lexikon der germanischen Mythologie. Stuttgart: Kröner, 2006.
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