Diebssegen

Beschwörungsformeln, die Diebe von ihrem Vorhaben abhalten, sie aufspüren, schädigen oder zur Rückgabe des Diebesgutes zwingen sollen.
Die D. bieten eine Fülle an sowohl epischen (rein christlichen) als auch besprechenden und rituellen Sprüchen, wobei die rituellen teilweise schon in der Antike bekannt waren. Es galt, den (unbekannten) Dieb zum Stehen oder zur Umkehr zu bewegen, eventuell ihn nach dem „Binden“ zu lösen oder zumindest unter den Verdächtigen den Schuldigen zu bezeichnen.
Seit 1400 ist ein Text bekannt, der von Dieben spricht, die Maria ihr erstes Kind stehlen wollten:

„Da kommen drei Diebe gegangen.
Maria sprach: Peterus, Peterus, Peterus!
Binde, binde, binde!

Ich habe gebunden mit eisernen Ketten
Kein Mensch, als nur Einer, kann ihn davon retten!
Er soll sehen und hören die ganze Nacht,
Die Sterne am Himmel, den Glockenschlag,
Unempfindlich wie ein Block
Steif wie ein Stock…“ (Wuttke).  

Außer Heiligen und Engeln wurden auch Teufel gegen Diebe herangezogen.
Bei der Entdeckung des Diebes unter den Verdächtigen waren die betreffenden Riten als Gottesurteile aufzufassen. So lautet ein antiker Spruch: „(Hermes, Helios u.a.) rufe ich an, euch des Verschluckungs-Vermögens des Diebes zu bemeistern ruf ich an.“ (Wiener Denkschrift 36, 131ff).

Lit.: Bächtold-Stäubli, Hanns (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin: de Gruyter, 1987; Wuttke, Adolf: Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart. Horn-Bad Meinberg: Verlag d. Manufactur, 1999.
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