Dibbuk

Auch Dybbuk (hebr., „Umklammerer“), böser Geist, der von einem Körper Besitz ergreift. Während der D. in der Spätantike als satanisches Wesen aufgefasst wurde, sah man in ihm später die Seele eines toten Menschen, der wegen seiner Verfehlungen von der läuternden Seelenwanderung (Gilgul) ausgeschlossen sei und in seiner entkörperten Heimatlosigkeit die Behausung eines Menschen suche, der dem Eindringling durch heimliche Sünden eine Tür geöffnet habe. Nach kabbalistischer Auffassung lebe diese Person dann in einer „bösen Schwangerschaft“ und könne nur durch den Exorzismus eines Meisters der Geheimlehre befreit werden. Bei der Austreibung wird der D. entweder auf den Pfad der Seelenwanderung oder in die Hölle geschickt. Der Exorzismus wurde von einem Meister (Zaddik oder Ba’al-Schem) in Gemeinschaft mit zehn Gemeindemitgliedern in Totenhemden vorgenommen und vom Dröhnen der Widderhorn-Posaunen (Schofarim) und übel riechendem Räucherwerk begleitet, oft mit nicht geringem Erfolg.
Von derlei Heilungen Besessener berichten seit dem 16. Jh. viele hebräische und jiddische Aufzeichnungen. 1904 wurde ein solches Protokoll im Jerusalem veröffentlicht. Moderne
Psychiatrie und Psychologie sehen im D. Fälle von Hysterie oder schizophrenen Schüben. Das D.-Thema wurde von dem Dichter Shlomo S. Rappaport dramatisiert und von Isaac Bashevis Singer durch das Buch Satan in Goraj in weiteren Kreisen bekannt gemacht.

Lit.: Singer, Isaac Bashevis: Satan in Goraj. Hamburg: Rowohlt, 1983; Rappaport, Shlomo S.: Der Dibbuk: dramatische Legende in 4 Bildern; mit Materialien zur Aufführungsgeschichte und zum Exorzismus-Thema. Frankfurt a.M.: Insel-Verl., 1989.
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