Dicephali

(Lat. dis, zwei; cephalus, Kopf), Doppelfehlbildung mit zwei Köpfen, bei der eineiige Zwillinge im Verlauf der intrauterinen Entwicklung und nach der Geburt miteinander verbunden sind, auch siamesische Zwillinge genannt. Die Verbindung kann bis zu den inneren Organen reichen oder auch nur äußeres Gewebe betreffen. So kann es vorkommen, dass D. nur ein Herz oder eine Lunge haben.
Von Albrecht Dürer ist eine Zeichnung aus dem Jahre 1512 bekannt, die – anatomisch korrekt – ein Kind mit zwei Köpfen und vier Armen zeigt. Nicht immer verstarben Menschen mit solchen Fehlbildungen bereits bei der Geburt oder im Kindesalter. So beschäftigte der König von Schottland um 1490 an seinem Hof zur Unterhaltung der Gäste einen Sänger mit zwei Köpfen, der 28 Jahre alt geworden sein soll.
Diese Doppelbildungen, von denen es uralte Dokumentationen gibt, erregten nicht nur frühzeitig die Aufmerksamkeit, sondern bildeten auch die Grundlage von Mythen und Legenden. Der Januskopf mit den zwei Gesichtern kommt fast identisch sowohl in der europäischen Mythologie als auch bei afrikanischen Naturvölkern vor. Der Gott Svantovit der frühen slawischen Völker konnte von einem einzigen Körper aus mit vier Köpfen die ganze Welt überblicken.
Auch bei manchen Tierarten kann es zu solchen Fehlentwicklungen kommen.

Lit.: Butler, Juliet: Masha & Dasha. Autobiographie eines siamesischen Zwillingspaars. Scherz: Bern, 2000; Reitz, Manfred: Rätseltiere. Stuttgart: Hirzel, 2005.
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