Dermographie, Dermographismus

(Griech. derma, Haut; graphein, schreiben), Hautschrift.
Bei Menschen mit hoher Gefäßerregbarkeit lassen sich mit stumpfen Gegenständen oder den Fingernägeln Buchstaben und andere Zeichen auf der Haut hervorrufen, die meist nur wenige Sekunden oder Stunden Bestand haben im Gegensatz zu den Stigmata (Wundmalen), die sich über Monate oder Jahre zeigen können.
D. kann aber auch ohne Berührung, rein durch Vorstellungen hervorgerufen werden. So konnte der Amerikaner Charles H. Foster bei seinen Auftritten 1860 in England allein durch Vorstellung Wörter auf seiner Haut erscheinen lassen. Rötungen der Haut lassen sich auch durch Hypnose realisieren. Die Frage, wie manche Menschen allein aufgrund von Vorstellungen Hautzeichnungen produzieren, ist in erster Linie ein Thema der Physiologie und Psychosomatik, doch können die Ursachen auch paranormaler Natur sein.
Hier sind vor allem die von Eugène Osty und Charles Richet vom Oktober 1927 bis März 1928 durchgeführten Untersuchungen am Medium Olga Kahl zu nennen. Kahl soll von anderen gedachte Worte oder Bilder als D. auf der Haut der Unterarme und der Brust gezeigt haben. So schrieb die Ehefrau des französischen Neurologen Professor Bernard Cunéo in einem Nebenzimmer etwas auf einen Zettel, faltete diesen und gab ihn Richet, der ihn in die Tasche steckte. Kahl bat daraufhin Frau Cunéo, mit der Hand kurz ihren Arm zu berühren, worauf sich an der Berührungsstelle die Buchstaben SAB NI zeigten. Auf dem Zettel stand „Sabine“. Es handelt sich hier um eine telepathische Informationsübertragung durch Berührung, wobei die D. dann durch den betreffenden Organismus erfolgte. Bekannt ist auch die D. von Eleonore Zügun, die sich von einem Geist verfolgt fühlte und zwischen 1925 und 1928 in London und in Wien untersucht wurde.
Bereits 1635 zeigte Jeanne Belfiel im Ursulinenkloster von Loudun auf der Handfläche die Schriftzeichen Josef, Jesus und Maria als Ausdruck ihrer religiösen Gestimmtheit.

Lit.: Schadow, Hermann: Der Einfluss der Dermographie auf die Leukocytenverteilung. Hamburg, Med. Diss., 1924; Price, Harry: Report on the Telekinetic and Other Phenomena Witnessed through Eleonore Zügun. Proceedings of the National Laboratory of Psychical Research, vol. 1. London, 1927; Osty, Eugène: Télépathie spontanée et transmission de pensée expérimentale. S.l., s.n., 1933; Hopf, Hans Gottfried: Experimentelle Beiträge zum Studium der Erscheinung der Dermographie. Würzburg, Med. F., Diss., 1942.
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