Depersonalisation

Entpersönlichung, Selbstentfremdung durch Ichauflösung aufgrund verschiedener psychischer Prozesse in Wahrnehmung, Körperempfinden und Denken, die anhaltend oder wiederholt das Ichempfinden und den Umweltbezug ausschalten. Die Skala der D. reicht von der Welt des Gesunden bis zu endogenen Psychosen. So ist eine D. immer auch von einer Derealisation begleitet, einer Minderung des Bewusstseins von der Lebendigkeit des eigenen Ichs, verbunden mit einer Beeinträchtigung der Sinneswahrnehmungen, des optischen Vorstellungsvermögens oder des Zeitsinnes. Beim Gesunden können solche Episoden etwa bei Langeweile, poetischen und künstlerischen Einfällen, intellektuellen Höhenflügen, meditativen Versenkungen, erlebnisvoller Entrücktheit oder mystischen Erfahrungen auftreten. In der christlichen Mystik bleibt allerdings selbst im Zustand der Ekstase das Ich als Selbst bestehen, da es sich um eine Duung des Ichs handelt, bei der das Ich seine höchste Ausentfaltung erfährt.
Bei den psychoreaktiven Depersonalisations- und Derealisationszuständen hängt die Ausschaltung des Ichs von der Wirkintensität und Wirkdauer des Pharmakons ab.
Sog. „primäre“ Veränderungen des Ichbewusstseins kennzeichnen hingegen eine beginnende Schizophrenie.
D. bei Gesunden kann auch von verschiedensten paranormologischen Phänomenen begleitet bzw. von ihnen hervorgerufen werden, wie bei Formen der Besessenheit und des Doppelgängers.

Lit.: Meyer, Joachim-Ernst (Hrsg.): Depersonalisation. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1968.
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