De Sade, Donatien Alphonse François

(* 02.06.1740 Paris; 02.12.1814 Charenton-Saint-Maurice bei Paris), Magier der Lust und Sadist.
Adeliger Abstammung, verbrachte D. die Jugend in Wohlstand. Vom 10.-14. Lebensjahr besuchte er das Jesuitenkolleg Louis-le-Grand in Paris und anschließend eine Militärakademie für junge Hochadelige. Am Siebenjährigen Krieg (1756-1763) nahm er als Kavallerieoffizier teil. Aus finanziellen Gründen heiratete er 1763 die reiche Renée-Pélagie de Montreuil, mit der er drei Kinder hatte, die sich später aber von ihm scheiden ließ. Vom Vater erbte er das Amt des königlichen Generalleutnants einiger an die Schweiz angrenzender Provinzen.
D. führte ein ausschweifendes Leben. Er wurde mehrmals der Unzucht beschuldigt. Eine Frau starb an Gift, weshalb er zum Tod verurteilt wurde in Abwesenheit, da er sich zuvor nach Italien abgesetzt hatte. Bei seiner Rückkehr 1777 nach Paris wurde er sofort inhaftiert, das Todesurteil jedoch im Jahr darauf zurückgezogen. 1784 brach er aus der Haft aus, wurde jedoch wieder aufgegriffen und in die Pariser Stadtfestung Bastille gebracht, wo er sich Speisen von außerhalb bringen lassen und uneingeschränkt Bücher lesen konnte. Ganz heimlich begann er nun zu schreiben.
Unmittelbar vor dem Sturm auf die Bastille wurde D. am 14.07.1789 in die Irrenanstalt Charenton eingeliefert, kam aber im Verlauf der Französischen Revolution 1790 wieder frei, um während der sog. Schreckensherrschaft wegen Kritik an Robespierre neuerlich eingesperrt und zum Tod verurteilt zu werden. Die Hinrichtung Robespierres am 28.07.1794 rettete ihm das Leben, doch wurde er unter Napoleon Bonaparte 1801 wieder inhaftiert, 1803 für geisteskrank befunden und nach Charenton gebracht. Dort inszenierte er Theaterstücke und schrieb die Romanbiografien Adélaïde de Brunswick, princesse de Saxe (1812), La Marquise de Gange (1813) und Histoire secrète dIsabelle de Bavière (1813).
Sein literarisches Werk ist umfangreicher, als allgemein bekannt. Die Romane behandeln ausgefallene Sexualpraktiken und Perversionen, für die später der von seinem Namen abgeleitete Begriff „Sadismus“ aufkam. D. war Atheist, verwarf alle ethischen Normen, vertrat das Recht des Stärkeren, war für einen Hedonismus, forderte die Abschaffung der Monarchie und der Religion sowie Straffreiheit für Mord, Inzest und Ehebruch. Charakteristisch für ihn ist in diesem Zusammenhang sein Dialogroman La philosophie dans le boudoir ou Les instituteurs immoraux (1795).

W. (Auswahl): Aline und Valcour oder Der philosophische Roman. Hamburg: Merlin Verl., 1963; Die 120 Tage von Sodom oder die Schule der Libertinage. München: Willing, 1968; Juliette oder die Vorteile des Lasters. Berlin: Ullstein, 2008; Justine oder vom Missgeschick der Tugend. Berlin: Ullstein, 2009; Die Philosophie im Boudoir oder Die lasterhaften Lehrmeister. Köln: Anaconda, 2010.
Gesammelte Werke. Flensburg: Carl Stephenson Verlag, 1992.
Lit.: Knauss, Sibylle: Die Marquise de Sade. Hamburg: Hoffmann und Campe, 2006.
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