Cargo-Kulte

(Neomelanes. cargo, Güter), Bezeichnung einer Vielzahl von Bewegungen der eingeborenen Insulaner, insbesondere der Melanesier, die der Ansicht sind, dass Frachtschiffe und Transportflugzeuge mit Geld und Gütern an Bord durch magische Beschwörung herbeigerufen werden könnten. Dieser Glaube beruht auf der Vorstellung von der Macht des „weißen Mannes“, der sich tadelnswert benommen hat, und der Hoffnung auf eine gerechte Umverteilung des westlichen Reichtums und der materiellen Güter.
Die ersten C., die angeblich von Propheten mit Visionen geleitet wurden, kamen gegen Ende des 19. Jh. auf. Lokale Mythen von einem Goldenen Zeitalter hätten Propheten dazu bewogen, die kurz bevorstehende Rückkehr der Ahnen anzukündigen, die geistige oder materielle Güter (cargo) von der Art bringen würden, wie man sie durch Kontakte mit den Weißen entdeckt hatte.
Dabei vertreten die Mitglieder folgende Anschauungen: 1) Die Weißen hätten von den Göttern das Geheimnis gestohlen, materielle Güter zu erzeugen; 2) Schiffe, Flugzeuge und sogar Raketen würden den Gläubigen solche Güter völlig kostenlos liefern; 3) um dies zu verwirklichen, werde ein Messias kommen; 4) sobald dieser da ist, würden sie nie mehr arbeiten müssen; 5) mit den Gütern würden auch ihre toten Ahnen kommen; 6) die Weißen würden von den Eingeborenen an der Macht abgelöst werden.

Lit.: Steinbauer, Friedrich: Melanesische Cargo-Kulte: neureligiöse Heilsbewegungen in der Südsee. München: Delp, 1971; Cargo, Cult, and Culture Critique. Honolulu: Univ. of Hawaiì Press, 2004.
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