Beschauung

(Mhd. [be-] schouwunge), von den deutschen Mystikern des 13. und 14. Jhs. verwendete Bezeichnung der letzten Stufe des mystischen Weges. Das Wort gibt verschiedene griechische und lateinische Begriffe wieder, die heute oft mit „Betrachtung“ übersetzt werden, wie contemplatio, inspectio und meditatio. B. bildet jedoch über die betrachtende und analytische Tätigkeit des Verstandes hinaus jenes ganzheitliche Erfassen in Synthese von Empfinden und Denken, bei dem die Anschauung des Übergreifenden in seiner Wirkung erfahren wird. Dabei kann der Beschauende in zeitloser Erfahrung, bis zum Zustand der > Ekstase oder der > Pneumostase entrückt, der > Unio mystica, verweilen. Es geht hier also um jene Erfahrung, bei der alle geistigen Tätigkeiten verlassen werden und die Spitze des Empfindens ganz in Gott hinübergetragen und verwandelt wird, wovon nach Bonaventura (Itin. c. 7, n. 5) nur reden kann, wer davon Erfahrung hat.

Lit.: Jaegen, Hieronymus: Das mystische Gnadenleben/M. e. Einführung von M. Grabmann. Heidelberg: F. H. Kerle Verlag, 41949; Resch, Andreas: Veränderte Bewusstseinszustände. Träume, Trance, Ekstase. Innsbruck: Resch, 1990; Böhme, Jakob: Theoscopia oder die hochteure Pforte von göttlicher Beschaulichkeit. Werke 4/Hrsg. von Ferdinand van Ingen. Frankfurt a.M.: Dt. Klassiker-Verl., 1997; Bonaventura, Sanctus: Itinerarium mentis in Deum = Der Pilgerweg des Menschen zu Gott: lat.-dt./Übers. und erl. von Marianne Schlosser. Mit einer Einl. von Paul Zahner. Münster: Lit, 2004.
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