Atargatis

Griech., syrische Göttin, die seit dem 3./2. Jahrhundert v. Chr. in Syrien, Mesopotamien und im Nabatäergebiet verehrt wurde. Kultzentrum war Hierapolis-Bambyke, über dessen Brauchtum Lukian (De Dea Syria) berichtet. A. gehört zum Kreis der vorderasiatischen Muttergottheiten (> Kybele, > Ischtar). In hellenistischer Zeit fand der Kult den Weg nach Griechenland und in die römische Welt bis nach Britannien.
Als Fruchtbarkeits- und Schutzgöttin zahlreicher Städte wird A. oft zusammen mit dem Wettergott > Hadad verehrt. Ihr Thronsitz ist von Löwen flankiert oder sie sitzt selbst auf einem solchen Tier. Ihre Attribute sind Ähre und Mauerkrone, ihre heiligen Tiere Taube und Fisch. In Askalon führte sie den Beinamen Derketo und wurde als Mischwesen – halb Frau, halb Fisch – dargestellt. Als Symbol der Lebenskraft spielten bei ihrer Verehrung Seeprozession, > Hydrophorie, Statuenbad, > Regenzauber, > Frühlingsfeuer usw. eine Rolle. Zum Vollzug ihres orgiastischen Kultes gehörten Tanz, Verwundung sowie Entmannung in Ekstase. Als allgebärende Muttergottheit (Apuleius, Metamorphosen 8,24ff.) genoss sie bis zum 3. Jh. n. Chr. großes Ansehen.

Lit.: Lucianus, Samosatensis: Lukians Schrift über die syrische Göttin/übers. und erl. von Carl Clemen. Leipzig: Hinrichs, 1938; Hörig, Monika: Dea Syria: Studien zur religiösen Tradition der Fruchtbarkeitsgöttin in Vorderasien. Kevelaer [u.a.]: Butzon & Bercker [u.a.], 1979; Apuleius, Madaurensis: Metamorphosen oder der goldene Esel. Ausgew. und bearb. von Norbert Krauth und Meinhard-Wilhelm Schulz. Stuttgart [u.a.]: Klett, 1998.
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