Lutherischer Theologe und Erbauungsschriftsteller, wurde am 27.12.1555 als Pfarrerssohn in Edderitz bei Ballenstedt am Harz, Deutschland, geboren und starb am 11.05.1621 in Celle. Er wollte Medizin und Naturwissenschaften studieren, gelobte aber in einer schweren Krankheit, all seine Kräfte in den Dienst des Herrn zu stellen, wenn er gesund würde. Als er tatsächlich genas, studierte er Theologie und hatte vornehmlich Professoren, die strenge Lutheraner waren. 1581 wurde er Rektor in Ballenstedt, 1582 Pfarrer in Badeborn/Anhalt. Als der zum reformierten Bekenntnis neigende Herzog Johann Georg I. 1590 die Abschaffung des Exorzismus und der Bilder anordnete, protestierte A. in Predigten dagegen und wurde daher seines Amtes enthoben und des Landes verwiesen, aber nach dem nur eine Stunde entfernten Quedlinburg an die Nikolaikirche berufen. Hier erwartete ihn harte Arbeit. A. bewährte sich jedoch in den mehrfach schweren Pestzeiten als Seelsorger. 1599 kam er an die Martinikirche nach Braunschweig, wo er den erbitterten Bürgerkrieg miterlebte und großen Gehässigkeiten ausgesetzt war. Im Herbst 1608 wurde er an die Andreaskirche nach Eisleben berufen, und 1611 berief ihn der fromme Herzog Christian von Braunschweig-Lüneburg als Generalsuperintendenten seines Fürstentums nach Celle, wo er 1521 starb.
Seine Vier Bücher vom wahren Christentum, die 1606 in Braunschweig erschienen, fanden in zahlreichen Auflagen eine Verbreitung wie kein anderes Werk seit der Nachfolge Christi von Thomas a Kempis und wurden zum wichtigsten Erbauungsbuch protestantischer Frömmigkeit. A. verwendet darin ohne Bedenken Schriften mittelalterlicher und zeitgenössischer Mystiker. Mit diesem Verständnis des Christentums wurde er zum Vorreiter des > Pietismus und wirkte stark auf das sog. protestantische Schwärmertum. Zuweilen sah man in A. sogar den wahren Urheber der Rosenkreuzer-Schriften (Fama, Confessio). Die schwedische Ausgabe des „Wahren Christentums“ (1732) wurde von der schwedischen Großloge völlig missverstanden und zur Grundlage der sog. christlichen FM gemacht. In einer neueren Bewertung wird sein Christentum als Programm einer spiritualistisch-hermetischen Theologie bezeichnet (Geyer).
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