Aristeas von Prokonnesos

Antiker Dichter und Mystiker im 7./6. Jh. v. Chr., der den Ruf eines Wundermannes hatte. Er wird bei Schriftstellern wie Herodot, Plinius, Suidas und Maximus von Tyros erwähnt, und es werden ihm verschiedene paranormale Fähigkeiten zugeschrieben. Angeblich konnte er seinen Körper verlassen und umherreisen. Nach > Plinius konnte er sich dabei in einen Raben verwandeln und auf seinen Flügen habe er laut Maximus Landschaften und Städte gesehen, die ihm vollständig unbekannt waren.
Er soll den Apollonkult in Prokonnesos eingeführt haben. In seinem Gedicht
Arimaspea wird beschrieben, wie er von Apollon besessen wurde und bis über Skythien hinaus zu den Issedonen reiste. Auch von einer Begegnung mit Apollons Greifen, den Wächtern des Goldes, ist die Rede. Möglicherweise sind in die hellenistischen Deutungen von den ungewöhnlichen Fähigkeiten des A. v. P. Gedanken aus dem zentralasiatischen Schamanismus miteingeflossen, vermittelt durch die Skythen (Bonin).
Rhode nennt A. in einem Atemzug mit den > Sibyllen, > Sehern und Reinigungspriestern als Beispiel „für den Aufschwung der Seele ins Göttliche oder das Eingehen des Gottes in die Seele“ (Rohde, 296).

Lit.: Rohde, Erwin: Psyche. Seelenkult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Hg., ausgewählt und eingeleitet von Hans Eckstein. Leipzig: Kröner, 1929; Bonin, Werner F.: Lexikon der Parapsychologie und ihrer Grenzgebiete. Frankfurt/M.: Fischer, 1981; Drury, Nevill: Lexikon des esoterischen Wissens. München: Droemer Knaur, 1988; Shepard, Leslie A. (Ed.): Encyclopedia of Occultism & Parapsychology. In Two Volumes. Detroit: Gale Research Inc., ³1991.
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