Andreas

Griech., „der Mannhafte“, heilig (Fest: 30. November, der Erstberufene der Apostel und Bruder des Petrus (Joh 1,35-42; Mk 1,16-18). Die beiden Brüder stammen aus dem hellenisierten Betsaida-Julias, einem Fischerdorf am Einfluss des Jordans in den See Tiberias. Sie tragen griechische Namen und A. konnte, anders als Petrus, gut griechisch sprechen und so als Vermittler zu hellenistischen Juden und Heiden auftreten. In späteren Berichten erscheint A. als Missionar in Pontos, Bithynien, in Gegenden südlich des Schwarzen Meeres, in den unteren Donauländern mit Thrakien und in Griechenland, wo er nach Überlieferungen aus dem 4. Jh. am 30.11.60 am schrägen Kreuz den Märtyrertod erlitt.
Aus dem 2. Jh. stammen die apokryphen Andreas-Schriften, die nach Eusebius, Historia Ecclesiastica III, 25,6 zu den „von den Häretikern verbreiteten Büchern“ zu rechnen sind: Dazu gehören: 1. Acta Andreae (Andreasakten), von denen nur geringe Reste erhalten sind, die das Christentum als wahre Philosophie mit gewisser Nähe zur Gnosis betonen, ohne auf den historischen Jesus Bezug zu nehmen. 2. Die getrennt überlieferten Acta Andreae et Matthiae apud anthropophagos, die abenteuerliche Erlebnisse der beiden Apostel schildern. 3. Die Acta Andreae et Bartolomaei (kopt., äthiop.), die wahrscheinlich in Ägypten entstanden sind. 4. Koptisch überliefert sind die Acta Andreae et Philemonis, die die Wiedererweckung eines Neugeborenen beschreiben. 5. Acta Petri et Andreae und 6. Acta Pauli et Andreae.
Die Verehrung des Andreas nimmt in der Ostkirche eine zentrale Stellung ein. Seit 357 befinden sich die Reliquien des A. in der Apostelkirche in Konstantinopel. 1208 wurden die Gebeine nach Amalfi übertragen. Das Haupt kam 1462 nach Rom und wurde 1964 von Paul VI. an Patras zurückgegeben. Teile der angeblichen Andreas-Kreuzreliquie, seit 1250 in der Abtei St. Victor, übergab Herzog Philipp der Gute von Burgund, der 1429 unter dem Patronat des hl. Andreas den Orden vom Goldenen Vlies gestiftet hatte, 1438 der Brüsseler Palastkapelle.
Die > Legenda Aurea (um 1270) gibt eine Reihe von Wundergeschichten wohl nach dem Liber de Miraculis Beati Andreae Apostoli des Gregor von Tours wieder.
Dargestellt wird A. meist mit einem langen Bart und dem Diagonalkreuz (> Andreaskreuz).

A. ist Schutzpatron Russlands, Griechenlands, Schottlands, Siziliens, Bergwerkspatron, Patron der Fischer, Metzger, Seiler; ferner ist er zuständig für Heirat, Kindersegen, Helfer bei Gicht, Krämpfen und Rotlauf.
A. wurde auch Schutzpatron hoher Orden, so des höchsten zaristischen Ordens, begründet von Peter dem Großen, ebenso des schottischen Andreas- oder Distelordens wie auch von Gruppen der „Schottischen Maurerei“, nicht aber der Maurerei Schottlands. > Andreas-Grade, > Andreaskreuz, > Andreasloge, > Andreas-Maurerei, > Andreas-Meister, > Andreasnacht, > Andreasorden, > Andreasreiser, > Andreastag.

Lit.: Acta Andreae cum laudatione contexta et martyrium Andreae Graece: Passio Andreae Latine/A se primum edita ex Analectis Bollandianis repetiit, praefatus est, indices adiecit Max Bonnet. Parisiis: Klincksieck, 1895; Acta apostolorum apocrypha/Post Constantinum Tischendorf denuo ediderunt Ricardus Adelbertus Lipsius et Maximilianus Bonnet. [Photomechan. Nachdr. d. Ausg. von 1891]. Darmstadt: Wiss. Buchges; Bauer, Johannes: Andreas. In: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 1. Freiburg i.Br.: Herder, 31993; Pillinger, Renate: Der Apostel Andreas: ein Heiliger von Ost und West im Bild der frühen Kirche (ikonographisch-ikonologische Studie). Wien: Verl. der Österr. Akad. der Wiss., 1994.
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