Anaximander

A. (ca. 610-ca. 546), ionischer Naturphilosoph aus Milet, Schüler von > Thales und sein Nachfolger. Von seinem vermutlich „Über die Natur“ betitelten Werk, der ersten bekannten Prosaschrift der Griechen, sind nur wenige Zeilen erhalten. A. entwarf als erster eine Erdkarte und einen Himmelsglobus, wobei er erstmals die sichtbare Halbkugel des Himmels zu einer Vollkugel ergänzte. Zudem soll er die Sonnenuhr erfunden und Erdbeben vorhergesagt haben. Die Erde ist für A. eine inmitten der Welt freischwebende Säule. Die Gestirne deutet er als Feuer. Alles geht aus einem Stoff, dem Grenzenlosen hervor, das er Apeiron nennt. Aus ihm entstehen durch Rotation Gegensätze, aus welchen sich erst die unbelebte, dann die belebte Natur bildete, während der Mensch aus einem fischähnlichen Wesen anderer Art entstand. Hier klingt bereits ein biologischer Entwicklungsgedanke an, denn alles Werden wird von einem allgemeinen naturimmanenten Gesetz bestimmt.

Lit.: Diels, Hermann: Die Fragmente der Vorsokratiker. Nach d. von Walther Kranz hg. Aufl. Mit Einführungen und Bibliographien von Gert Plamböck. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt, 1963; Hölsher, Uvo: Anfängliches Fragen: Studien z. frühen griech. Philosophie. Göttingen: Vandenhoeck u. Ruprecht, 1968.
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