Allermannsharnisch

Allium victorialis L., auch Siegwurz, Wegbreit, Alpenlauch, Oberharnisch, Neunhämmerlein oder Siebenhämmerlein genannte Lauchart mit gelblichen oder weißlichen Blüten, die an felsigen und grasigen Orten in den Alpen, Sudeten und Vogesen vorkommt. Der A. ist eine alte Heilpflanze, von der man für medizinische Zwecke vor allem die einen scharfen Saft enthaltenden Wurzelknollen verwendet, welche roh zerquetscht auf schmerzende Stellen aufgelegt werden und rasch eine Linderung der Schmerzen bewirken (Werner).
Der A. gilt auch als eine alte Zauberpflanze, deren magische Kraft als Schutz vor Verwundungen und > Zauberei, auch Behexung des Viehs, vor böser Luft wie vor Geistern, Poltergeistern und Gespenstern diente. In den Alpen wurde der A. im 16. Jh. zur Vertreibung der düsteren Nebel in den Bergen gebraucht (Schöpf). Die Pflanze wurde weiters zur Anfertigung von
> Amuletten benutzt, ähnlich wie die kostbare > Alraune, für die sie oft als preisgünstiger Ersatz diente. Aus dem Berg-Alraun oder wilden Alraun, wie der A. außerdem genannt wurde, stellte man sog. „Glücksalraunen“ her. Sind die Zwiebeln des A. paarweise zusammengewachsen, was gelegentlich vorkommt, so verstärkt dies angeblich ihre Heil- und Zauberkraft. Diese Zwiebeln wurden in Apotheken unter den Namen Adam und Eva oder Mannli und Wibli verkauft. Noch bis in die sechziger Jahre des 20. Jhs. wurden die Wurzeln des A. in der Schweiz als „Alraunen” in Apotheken angeboten. Der „Aller-Manns-Harnisch“ war ein Allround-Mittel für Männer, der „Schutz aller Männer“, der vor Verwundungen, Steinschlag und Schadenzauber bewahrte. Der A. galt auch als eine spezielle Schutzpflanze der Bergleute. So schreibt J. Schröder im 17. Jh.: „Siegwurtzel wird sie (A. Vict.) genannt, weil die Ertzknappen sich darmit wider die Berggeister verwahren“ (Schroeder, 1093).

Lit.: Schroeder, Johann: Trefflich-versehene Medicin-Chymische Apotheke, oder Höchstkostbarer Arzeney-Schatz. Nürnberg, 1685; Marzell, Heinrich: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, Bd. 1. Leipzig: Hirzel, 1943; Biedermann, Hans: Handlexikon der magischen Künste. Graz: ADEVA, 1968; Schöpf, Hans: Zauberkräuter. Graz: ADEVA, 1986; Rätsch, Christian: Lexikon der Zauberpflanzen aus ethnologischer Sicht. Graz: ADEVA, 1988; Werner, Helmut: Lexikon der Esoterik. Wiesbaden: Fourier, 1991; Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Aarau, CH: AT, 1998.

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