Seit dem Besuch Alexanders des Großen im Ammoneion in Ägypten hielten ihn Zeitgenossen für einen Sohn des Gottes Ammon. So berichtet der Alexanderroman, dass ihn der ägyptische König Nectanebos, der auf seiner Flucht nach Makedonien gelangte, in der Gestalt des Gottes zeugte und dann sein Lehrer wurde. Im Alter von zwölf Jahren führte er ihn in die Kunst der Astrologie ein. Die Übersetzungen ins Lateinische des Valerius (320 n. Chr.) und des Archipresbyters Leo von Neapel (951-968) bildeten die Grundlage der mittelalterlichen Alexanderdichtung. Im ersten Drittel des 12. Jhs. verfasste Alberich von Pisançcon die erste volkssprachliche Bearbeitung in franko-provenzalischer Sprache. An Alberich schließt sich das älteste deutsche Alexanderlied von Lambrecht an, und Ulrich von Etzenbach (1271-1286) schrieb zu Ehren König Ottokars II. von Böhmen mit 28.000 Versen die umfangreichste Alexanderdichtung.
Lit.: Ulrich von Eschenbach: Alexander. Hrsg. von Wendelin Troischer. Reprograf. Nachdr. d. Ausg. Stuttgart u. Tübingen, 1888. Hildesheim; New York: Olms, 1974; Christa Habiger-Tuczay: Magie und Magier im Mittelalter. München: Eugen Diederichs, 1992.