Agieren

A. (lat. agere; engl. acting out). Veräußerlichung eines inneren Geschehens in Gestik und Handlung, oft noch bevor es gedanklich erfasst und verbalisiert werden kann. So bildet A. das motorische Bindeglied zwischen „Innen“ und „Außen“, zwischen Affekt und Ausdrucksverhalten, im > Wachen, im > Schlaf, im > Traum und bei verschiedenen Verhaltensstörungen. Bei manchen Menschen scheinen soziopathische und „agierende“ Züge der „Abwehr“ psychotischer Symptome, wie Halluzinationen und Wahnideen, zu dienen. In der Terminologie deutschsprachiger Analytiker wird oft die englische Übersetzung acting out in der Kennzeichnung eines impulsiven Hervortretens des Verdrängten verwendet, das nicht in die Normalpersönlichkeit integriert ist und sich aggressiv gegen den Betreffenden selbst oder eine andere Person richten kann, in der Psychotherapie vornehmlich gegen den Therapeuten. A. ändert sich mit dem Entwicklungsgrad und dem aktuellen Zustand der Meisterung und Kontrolle der Motorik.
Von A. wird auch im Zusammenhang mit > Schlafwandeln, > Spuk und > Besessenheit gesprochen.

Lit.: Freud, Siegmund: Bruchstücke einer Hysterie-Analyse. GW 5. Frankfurt a.M.: S. Fischer, 41968, S. 283; ders.: Jenseits des Lustprinzips. GW 13. Frankfurt: S. Fischer, 61969, S. 19 f.; Streeck, Ulrich (Hg.): Erinnern, agieren und inszenieren. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 2000.
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