Papyrus Vandier

Enthält auf der Vorderseite eine altägyptische Erzählung, in der ein Magier namens Merire in die Unterwelt hinuntersteigt, um für den sterbenskranken Pharao Sisobek weitere Lebensjahre zu erbitten. Auf der Rückseite des Papyrus befindet sich eine Abschrift des altägyptischen Totenbuches.
Die Erzählung ist in hieratischer Schrift abgefasst, die Sprache des Textes bewegt sich zwischen den Sprachstufen Neuägyptisch und Demotisch. Die deutsche Ägyptologin Ursula Verhoeven datiert die Abfassung der Erzählung aufgrund der Paläographie der Texte auf dem P. V. an das Ende des 7. bzw. den Anfang des 6. Jahrhunderts v. Chr.
Der Pharao Sisobek ist tödlich erkrankt, seine Magier geben ihm noch sieben Tage zu leben. Seine einzige Rettung ist der General Merire, der jedoch, um dem König eine längere Lebenszeit zu verschaffen, sein eigenes Leben opfern muss. Schweren Herzens willigt Merire ein, in die Unterwelt hinabzusteigen, verlangt jedoch u.a., die Kinder der Magier des Königs mit in die Unterwelt nehmen zu dürfen, was von Sisobek bewilligt wird.
Merire steigt in die Unterwelt und erbittet vom Gott Osiris 75 weitere Lebensjahre für den Pharao. Dann erfährt er von der Göttin Hathor, dass Sisobek inzwischen, angestachelt von seinen Magiern, die Frau Merires zu seiner Königin gemacht, sein Haus jemand anderem gegeben und seinen Sohn umgebracht habe. Merire formt daraufhin einen Mann aus Erde, der den König im Schlaf heimsucht und von ihm verlangt, die Magier in einen brennenden Ofen zu werfen. Der Pharao lässt sie zunächst ins Gefängnis werfen. Als ihn der Erdmann ein zweites Mal heimsucht, veranlasst er, die Magier tatsächlich in einen Ofen zu werfen. Der Erdmann kehrt mit der Kunde vom Tod der Magier und einem Blumenstrauß des Gottes Re zu Merire zurück. Als Osiris den Blumenstrauß erblickt, schreit er in der Vermutung auf, Merire sei heimlich auf die Erde zurückgekehrt.
Der Fortgang der Erzählung ist aufgrund des fragmentarischen Erhaltungszustandes des P. V. kaum rekonstruierbar.

Lit.: Fischer-Elfert, Hans-Werner: Der Pharao, die Magier und der General: die Erzählung des Papyrus Vandier, in: Bibliotheca Orientalis (BiOr), Band 44, 1987, S. 5-21.
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