Narrenfeste

Erscheinungen von spontan autretender Tanzwut gab es bereits im 7. und 8. Jahrhundert. Im 11. und 12. Jh. kam es dann zu Tanzepidemien größeren Ausmaßes. So wurden an Sterbetagen oder an kirchlichen Festtagen Männer und Frauen auf den um die Kirche herum liegenden Friedhöfen plötzlich von einem unwiderstehlichen Drang zum Tanzen und zum Singen weltlicher Lieder befallen, und zwar meistens zur Zeit der Gottesdienste. Die Störenfriede wurden von Priestern dazu verflucht, ununterbrochen weiterzutanzen, bis ein Bischof den Bann schließlich aufhob.
In der Folgezeit entzündete sich die Tanzwut dann besonders anläßlich der Tänze in den Johannisnächten, die in der christlichen Motivierung an den Tanz der Herodias erinnern sollten. Diese Johannistänze verbreiteten sich rasant.
In Erinnerung an die Bräuche bei den antiken Saturnalien wurde an verschiedenen Orten in Frankreich und auch anderen Ländern ab dem Ende des 12. Jahrhunderts in der Neujahrszeit das sog. „Festum fatuorum“, das Narrenfest, gefeiert, das sich bis zum Beginn des 16. Jhs. nachweisen lässt.
Dass die Kirche ein gewisses Verständnis für diese Bräuche, die gleichsam der seelischen Hygiene dienten, aufbrachte, zeigt sich in der ausdrücklichen Duldung der milderen Formen solcher Gewohnheiten. In diesem Zusammenhang ist auch der Karneval zu nennen.

Lit.: Zacharias, Gerhard: Satanskult und Schwarze Messe: ein Beitrag zur Phänomenologie der Religion. Wiesbaden: Limes Verlag, 2. Aufl. 1970.
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