Josef von Lanyi

Dr., Bischof von Oradea Mare (Großwardein), Lehrer der ungarischen Sprache beim seligen (ermordeten) Erzherzog Franz Ferdinand, erfreute sich der besonderen Gunst Sr. Kaiserl. Hoheit.
Am 28. Juni 1914 hatte der Bischof einen höchst merkwürdigen Traum. P. Eduard Lanyi SJ, Professor am Pius-Internat zu Fünfkirchen und Bruder des Bischofs von Lanyi, besorgte eine wörtliche Abschrift von einem eigenhändigen Schreiben, worin der Bischof den Traum genau erzählt. Dieses bischöfl. Schreiben hat folgenden Wortlaut:
„Am 28. Juni 1914, ½ 4 Uhr früh, erwachte ich aus einem schrecklichen Traum. Mir träumte, dass ich in den Morgenstunden an meinen Schreibtisch ging, um die eingelangte Post durchzusehen. Ganz oben lag ein Brief mit schwarzen Rändern, schwarzem Siegel und dem Wappen des Erherzogs. Sofort erkannte ich die Schrift meines unvergessslichen Höchsten Herrn. Ich öffnete den Brief und sah am Kopf des Briefpapiers in himmelblauem Ton ein Bild wie auf Ansichtskarten, welches eine Straße und eine enge Gasse darstellte. Die Hoheiten saßen in einem Automobil; ihnen gegenüber saß ein General, neben dem Chauffeur ein Offizier. Auf beiden Seiten der Straße eine Menschenmenge. Zwei junge Burschen springen hervor und schießen auf die Hoheiten. Der Text des Briefes ist wörtlich derselbe, wie ich ihn im Traume gesehen. Er lautet: ,Eure bischöflichen Gnaden! Lieber Doktor Lanyi! Teile Ihnen hiermit mit, dass ich heute mit meiner Frau in Sarajewo als Opfer eines politischen Meuchelmordes falle. Wir empfehlen uns Ihren frommen Gebeten und hl. Messopfern und bitten Sie, unseren armen Kindern auch fernerhin in Lieb und Treu so ergeben zu bleiben wie bisher. Herzlichst grüßt Sie Ihr Erzh. Franz. Sarajewo, 28. Juni 1914, ½ 4 Uhr morgens.‘ “

Lit.: Psychische Studien, XLV. Jahrg., 4. Heft (April 1918).
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