Johnson, Martin

Prof. Dr. (* 19.02.1933 Malä, Lappland, Schweden; 17.03.2011 Lund), Parapsychologe.
Als Professor für Parapsychologie an der Universität Utrecht in Holland in den Jahren 1973 bis 1986 hatte J. die weltweit einzige ausschließlich staatlich finanzierte Professur in diesem Fach inne. Seine Kindheit in Lappland bot ihm viele Beispiele von Menschen sowohl aus der Nachbarschaft als auch von Familienangehörigen, die überzeugt waren, psychische Fähigkeiten zu besitzen. Diese Behauptungen in Kombination mit bemerkenswerten Vorwarnungen in seinen eigenen Träumen weckten in ihm den Drang, deren wahrer Natur und Bedeutung auf den Grund zu gehen. In ähnlicher Weise übte das Nordlicht in Lappland eine starke Faszination auf J. aus, so dass auch Astronomie zu einem seiner Hauptinteressensgebiete zählte, was zur Folge hatte, dass er Assistent von Kurt Lundmark, einem führenden schwedischen Astronomen, wurde. Sein Mentor fürs Leben wurde jedoch der Amerikaner J.B. Rhine.
Bereits während seiner Zeit in Lund stand J. im Ruf, mit dem sog. Defence Mechanism Test (DMT) zu experimentieren in Zusammenarbeit mit dessen Mitbegründer Ulf Kragh. Der DMT ist auf die Messung unbewusster Prozesse angelegt, was für die Parapsychologie von größter Bedeutung wurde.
Nachdem J. als Professor an die Universität Utrecht berufen worden war, begründete er das European Journal of Parapsychology und veröffentlichte zwei Bücher: Parapsychology, the attempt to research the limits of experience and knowledge und zusammen mit Örjan Björkliem Parapsychology and Overbelief (Forum, 1986).
Trotz der kontroversen Natur des Forschungsgebietes war J. aufgrund seines sorgfältigen Forschungsansatzes geachtet. In dem Buch Debating Psychic Experiences (hg. von Stanley Krippner und Harald Friedmann, Praeger, 2010) erntete er sogar Lob von Roy Hyman, dem seit Jahren allgemein schärfsten Kritiker der Parapsychologie.
Wie wohl vielen Lesern bekannt ist, erhielt die Universität Lund aus einem Nachlass eine größere Summe an Forschungsgeldern zur Errichtung einer Professur in Parapsychologie mit Lehre im Bereich der veränderten Bewusstseinszustände. Der Dekan der Universität lehnte es jedoch ab, den Wünschen des Sponsors Folge zu leisten, was zu einer scharfen Kontroverse führte. Man befürchtete, dass der akademische Status Lunds Schaden nehmen könnte, was in gewissem Sinn jedoch schon überholt war. J. war nach seiner Rückkehr aus Utrecht an der Universität Lund zum Prof. em. ernannt worden und war in dieser Zeit der Doktorvater von William Roll, dem 1989 von Lund der erste Doktortitel in diesem Fachgebiet verliehen wurde.
J. gelangte aufgrund seiner ernsthaften Forschungen in Parapsychologie zu internationalem Ansehen, wenngleich dies wie die Ereignisse zeigten nicht in allen Kreisen Lunds der Fall war. Sein Lebensmotto lautete trotz allem: Niemals aufgeben!

Lit.: Puhle, Annekatrin: Martin Johnson(1933-2011). Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 60 (2011) 4, 360-361.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.