Johannes von Salisbury

Lat. Joannes Salisberiensis, engl. John of Salisbury (* um 1115 bei Salisbury; † 25.10.1180 Chartres), einer der bedeutendsten englischen Theologen seiner Zeit.
J. studierte bei Peter Abaelard in Paris, war dann als Sekretär für Thomas Becket in England tätig, fiel im Rahmen des Streits mit Heinrich II. jedoch bald in Ungnade und musste seinem Dienstherrn 1163 in das französische Exil vorauseilen. Er kehrte erst 1170 nach Canterbury zurück, kurz vor Beckets Ermordung am 29. Dezember d.J., deren Augenzeuge er wurde. Ab 1174 arbeitete er als Schatzmeister in Exeter, bevor er 1176 auf den Bischofsstuhl von Chartres gewählt wurde. J. starb am 25. Oktober 1180, seine Gebeine ruhen in der Klosterkirche von Notre-Dame-de-Josaphat.
Als Autor trat J. erstmals 1157 mit seinem Lehrgedicht Entheticus de dogmate philosophorum in Erscheinung, einem Plädoyer für antike Literatur und Philosophie. Zwei Jahre später griff er das Thema in seinem Metalogicon erneut auf. Im zeitgleich verfassten Policraticus (1156-59) entwarf er eine organologische Staats- und Gesellschaftstheorie, die auf Analogien zwischen menschlicher Anatomie und dem idealen Aufbau eines Staates beruht. Darin nimmt er auch Stellung zu Berichten über den Hexenflug. Wer daran glaube, sei den Täuschungen der Dämonen erlegen. Ferner verurteilt er die an den Höfen Adeliger praktizierten magischen Künste. Vor allem mit der Astrologie rechnete er ab, die durch eine Flut zeitgenössischer arabischer Texte bzw. deren lateinischer Übersetzung bekannt wurde. In seinem Werk De septem septenis behandelt er die sieben Gruppen von Dingen, deren es jeweils sieben gibt. Weitere Bücher sind Historia Pontificalis von 1163, Vita Anselmi und die Vita Sancti Thomae.
Bekannt ist J. auch für seine vehementen Attacken gegen die von ihm als Cornificianer bezeichneten Bildungspragmatiker. Speziell im Entheticus de dogmate philosophorum und im Metalogicon finden sich explizite Aussagen gegen die Cornificianer und zur Verteidigung des Triviums.

W. (Auswahl): Johannes von Salisbury: Policraticus. Eine Textauswahl. Lateinisch-Deutsch, ausgew., übers. und eingel. von Stefan Seit. Freiburg i.Br.: Herder, 2008 (Herders Bibliothek der Philosophie des Mittelalters; 14).
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